Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung
einer der Männer. »Wie? Was?« Ein älterer Soldat trat an seinen verwirrten Kameraden vorbei. »Kapitän Deudermont ist noch nicht wieder hier«, erklärte er. »Aber er wird für noch wenigstens einen letzten Aufenthalt vor Einbruch des Winters hier erwartet.«
Drizzt dankte dem Mann, indem er salutierend seine Stirn berührte, dann drehte er sich wieder um und marschierte mit Catti-brie davon.
Delly Curtie war an diesem Abend gut gelaunt. Sie hatte das Gefühl, dass Wulfgar mit Aegisfang zurückkehren würde und sie und ihr Mann endlich ihr eigenes Leben leben konnten. Delly war sich nicht ganz sicher, was das bedeutete. Würden sie nach Luskan und zu dem Leben in Arumn Gardpecks »Entermesser« zurückkehren? Das glaubte sie nicht. Nein, Delly war klar, dass es bei dieser Jagd nach Aegisfang um mehr ging, als um das Wiedererlangen eines Kriegshammers – andernfalls hätte die Frau versucht, Wulfgar mit allen Mitteln davon abzuhalten, nach der Waffe zu forschen.
Bei dieser Jagd ging es darum, dass Wulfgar sich selbst fand, seine Vergangenheit und sein Herz, und wenn das geschehen war, so hoffte Delly, dann würde er auch seinen Weg nach Hause finden – sein wahres Zuhause im Eiswindtal. »Und wir werden mit ihm dorthin gehen«, sagte sie zu Colson, während sie das Kind mit ausgestreckten Armen vor sich in die Höhe hielt.
Der Gedanke an Eiswindtal gefiel Delly. Sie wusste um die Härten der Region, wusste alles über die unglaublichen Mengen an Schnee und den stürmischen Wind, über die Kobolde und Yetis und die anderen Gefahren. Für Delly jedoch, die in den schmutzigen Straßen Luskans aufgewachsen war, hatte das Eiswindtal etwas Sauberes, etwas Ehrliches und Reines, und zudem würde sie bei dem Mann sein, den sie liebte, den sie mit jedem Tag mehr liebte. Sie wusste, dass ihre Beziehung nur noch mehr wachsen würde, wenn Wulfgar erst sich selbst gefunden hatte.
Sie begann jetzt zu singen und tanzte leichtfüßig durch den Raum, während sie Colson sanft hin und her schwenkte. »Papa, wird bald heimkommen«, versprach sie ihrer Tochter, und Colson begann zu lachen, als ob sie sie verstanden hätte. Und Delly tanzte.
Und die ganze Welt schien wunderschön und voller Versprechungen.
Kapitän Deudermonts Haus war wirklich prunkvoll, selbst nach den Maßstäben Tiefwassers. Es war zwei Stockwerke hoch und verfügte über mehr als ein Dutzend Räume. Eine große, geschwungene Treppe beherrschte die Eingangshalle, in der sich zudem ein von einer Kuppel gekrönter Alkoven befand. Dieser besaß zwei große Doppeltüren aus Holz, deren jede jeweils die Hälfte eines eingeschnitzten dreimastigen Schoners aufwies. Wenn die Türen geschlossen waren, konnte man das Abbild der Seekobold erkennen. Eine zweite Treppe, die sich weiter hinten befand, führte zum Wohnzimmer, von dem aus man einen Blick auf die Felsbucht und das Meer hatte.
Dies war Tiefwasser, die Stadt des Prunks, eine Stadt der Gesetze. Doch trotz der vielen Patrouillen der legendären Stadtwache von Tiefwasser und der allgemeinen Rechtschaffenheit der Bevölkerung besaßen die meisten der größeren Häuser, darunter auch das von Deudermont, eigene Wächter.
Der Kapitän hatte zwei Männer angeheuert, ehemalige Soldaten und Seeleute, die vor vielen Jahren selbst auf der Seekobold gedient hatten. Sie waren in gleichem Maße Freunde wie Angestellte, Hausgäste wie Wachtposten. Obgleich sie ihre Arbeit ernst nahmen, konnten sie nicht anders, als sie relativ lax anzugehen. Jeder Tag war ebenso ereignislos wie sein Vorgänger. Daher machten die beiden sich auch anderweitig nützlich, halfen Delly bei der Erneuerung der Dachschindeln, die ein kräftiger Seewind fortgeblasen hatte, oder bei dem fast ständig nötigen Anstrich der Holzverkleidung des Hauses. Sie kochten und putzten. Manchmal trugen sie ihre Waffen und manchmal nicht, denn sie wussten ebenso gut wie Deudermont, dass sie vor allem als vorbeugende Maßnahme gedacht waren. Die Diebe von Tiefwasser mieden Häuser, die eigene Wachen besaßen. Und so waren die zwei völlig unvorbereitet auf das, was Deudermonts Haus in dieser dunklen Nacht heimsuchte. Gayselle war als Erste am Vordereingang, begleitet von einem der Halboger, der mit Hilfe des Verwandlungstranks eine recht gute Imitation von Deudermonts Aussehen lieferte. Tatsächlich war sie sogar so gut, dass die Frau überlegte, ob ihr Spitzname Dumpfi überhaupt richtig war. Nachdem Gayselle sich schnell vergewissert hatte, dass die Straßen
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