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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schale, die Jemnicht hatte behalten wollen, jetzt, wo er ihre Anziehungskraft und die sie begleitende Leugnung verstand.
    Die Reise glitt an ihm vorbei, ein seltsamer Traum, ohne Bedeutung …
    …
    … zurück im Museum starrte Jem auf den sauber konservierten Kadaver eines Kapuzlers und empfand nur eine Art Enttäuschung, als die Mechanismen in dem Kadaver diesen im Interesse der hier Anwesenden aktivierten.
    »Ich habe es ausgetüftelt, als ich dies hier erforschte.« Clyde deutete auf die Leiche. »Shardelle und ich haben alles zusammengesetzt – die Trikonusse, den Nihilismus, all das.«
    Jem ging in Gedanken noch einmal die Ereignisse durch. Er erinnerte sich an ihre Ankunft im Tagreb, erinnerte sich an Chanters Anweisung an seinen Roboter, Penny Royal auszuladen, und die glatte Weigerung des Roboters, das zu tun. Wie ein Eisentier, das sich selbst ausnahm und seine Eingeweide verstreute, öffnete das Erd-Uboot seinen Laderaum, und Penny Royal klapperte daraus hervor. Die schwarze KI verteilte sich in der Masada-Nacht auf dem Boden und bewegte sich von da an mit derselben kaum merklichen Geschwindigkeit wie das Tagreb selbst.
    »Sie funktioniert immer noch«, hatte Shree gesagt.
    »Beschädigt, aber ungebrochen, hat man mir erklärt«, sagte Grant daraufhin. »Penny Royal ist nach wie vor am Leben und müsste sich innerhalb der nächsten Tage wieder zusammensetzen können.«
    Erst im Rückblick wurde Jem jetzt bewusst, dass Shree von »funktionieren« gesprochen und Grant die Wendung »am Leben« benutzt hatte.
    Wenig später war Clyde aus der Basis gestiegen, hatte sie begrüßt und an Bord geführt. Hinter ihnen bewegte sich die Gesamtmasse Penny Royals mit der gletscherhaften Bedächtigkeit eines Schleimpilzes, aber ein paar Stacheln wendeten sich auf dieGruppe zu, als blickten sie ihr nach, und so gelangten sie schließlich ins Museum des Tagreb.
    …
    »Er muss alles erfahren«, sagte Grant. »Er muss alles über die Atheter erfahren.«
    Clydes knappe und bittere Erwiderung auf Grants vorheriges Ansinnen, »erzählen Sie uns alles über die Atheter«, hatte offensichtlich nicht ausgereicht.
    »Erzählen Sie uns alles über diesen Nihilismus«, sagte Shree.
    »Hier auf Masada geschah es, dass die Atheter kollektiven Selbstmord begingen«, erläuterte Clyde. Er verschränkte mit leicht gereizter Miene die Arme und führte dann näher aus, was auf Masada geschehen war – eine Geschichte, die zu erzählen er leid geworden schien.
    Mit halbem Ohr hörte Jem zu, aber er kannte die Geschichte inzwischen so gut. Der Rest seiner Aufmerksamkeit galt der langen Reihe von Plastiken, an deren Ende Chanter stand und die letzte und älteste in dieser Reihe betrachtete. Und fast, als hätte die Zeit selbst die Klammern abgeschüttelt, die sie an die Wirklichkeit banden, fand sich Jem dabei wieder, wie er zurück in die nahe Vergangenheit glitt.
    …
    »Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten?«, fragte Shree.
    Jem fand sich erneut im Erd-Uboot wieder. Grant hatte Shree gerade die Pfennigmuschelschale gereicht, und sie hielt sie in der Hand, als wäre es ein giftiges Insekt.
    »Es ist eine Glyphe oder ein Piktogramm oder ein ganzes Wort«, antwortete Grant. »Es gehört zu den Grundelementen der Athetersprache – ich dachte, das hättest du inzwischen verstanden, Shree.«
    »Ich verstehe, dass viele das glauben möchten.« Sie gab ihm die Schale zurück. »Weißt du, was ich denke? Ich denke, unser Proktor hier treibt sein Spiel mit der Tatsache, dass die Polisdenkt, in seinem Schädel steckte etwas Wichtiges, und er kommt damit durch, weil die KIs nicht wagen, ihm den Schädel zu öffnen und mal einen scharfen Blick hineinzuwerfen.«
    »Du weißt, was er mit dem Techniker getan hat«, sagte Grant.
    Shree wandte sich einfach von ihm ab.
    Was hatte er mit dem Techniker getan? Jem schloss die Augen und sah das Gewebe, erkannte, dass es sich nach der von der Politik der verbrannten Erde geprägten Rückkehr auf die Heimatwelt auflöste, und dass seine eigene Lebensform in diesen Wahnsinn hineinspaziert war und ihn nicht als solchen erkannte.
    »Okay, es geht in die Tiefe«, sagte der Amphibienadaptierte.
    Eine seltsame Kreatur, fand Jem, und ihm doch irgendwie vertrauter als Shree und Grant. Sicher resultierte diese Vertrautheit aus Chanters Schwimmhautfüßen und seiner massigen Statur.
    Als sich das Erd-Uboot bebend in Bewegung setzte, kippte der Boden unter Jem, also setzte er sich mit gekreuzten Beinen, die Hände

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