Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
umdrehte.
    Tombs starrte zu ihm hinauf, und etwas, was eher an einen Menschen erinnerte, kehrte in seine Miene zurück. Er lächelte. »Ich schnattere«, sagte er.
    Chanter griff hinter sich und tastete an der Konsole herum, um einen Funkkanal zu öffnen, aber er stellte fest, dass das nicht nötig war, als Amistads Stimme aus dem Lautsprecher klang: »Ja, Chanter?«
    »Ich habe etwas übersehen«, sagte dieser.
    »Hast du das?«
    Chanter runzelte die Stirn – es sah der Skorpiondrohne gar nicht ähnlich, so überrascht zu tun, wenn er einen Fehler gemacht hatte. »Das habe ich – jemand muss die Daten überprüfen, die ich herangezogen hatte, um diese alte Plastik zu datieren.«
    »Hast du das Gefühl, du hättest sie falsch datiert?«
    »Hör auf, mir blöd zu kommen, Amistad!«
    »Was möchtest du überprüft haben?«
    »Nach einer Million Jahren haben wir in der hiesigen Ökologie das untere Ende beim Kartieren der Mineralisierung erreicht.«Chanter unterbrach sich. Ihm wurde klar, dass er die Ergebnisse, die sicherlich erzielt werden konnten, sowohl fürchtete als auch Faszination für sie empfand. »Ich habe die Kartierung auf den generellen Mineralgehalt im Knochen eines Äsers von Masada aufgebaut, der üblichen Beute des Technikers, aber ich kann dort einen Fehler gemacht haben. Wir müssten allerdings die Karte zurückverfolgen, einen spezifischen Mineralgehalt bestimmen und auf diese Weise die genaue Art des Tieres ermitteln können, aus dem die Plastik angefertigt wurde.«
    »Rodol lässt die Kartierung derzeit schon durchlaufen … einen Augenblick.«
    Nach kurzer Pause fragte Chanter ungeduldig: »Hat er es inzwischen?«
    »Natürlich«, antwortete Amistad.
    »Wie lautet das Ergebnis?«
    »Ich denke, du kennst die Antwort, Chanter.«
    »Danke«, sagte Chanter, empfand aber nicht die geringste Dankbarkeit.
    »Sie sind verschwunden«, sagte Jonas Clyde. »Jeder Einzelne von ihnen, der auf diesen Planeten kam, ist verschwunden.«
    Der Augenblick der Klarheit trat ein und spülte durch Jem hindurch wie eine Welle aus reinem Kristall, und als sie sich zurückzog, ließ sie seltsame Muscheln zurück. Diese Muschelschalen zu studieren, nahm ihn gänzlich in Anspruch und schien ihn auf Distanz zur unmittelbaren Wirklichkeit zu bringen. In dem weiten Raum, der Jem beherbergte, erschien das Unmittelbare als Drama auf einem verschwommenen Bildschirm – der beste Ort für solchen Schmerz. Einen Augenblick lang konzentrierte er sich wieder auf das Wirkliche, aber er vermochte das Jetzt nicht festzumachen, und die Zeit rückte aus dem Takt …
    …
    … führte ihn in das Erd-Uboot zurück, wo er sich an eineWand der kleinen Kabine drängte, als der Roboter wieder einstieg und sich selbst an seiner Wandhalterung befestigte. Die Rückkehr des Roboters hierher lief der Anweisung Chanters komplett entgegen, sich im selben Raum festen Halt zu verschaffen, wo er seine Ladung untergebracht hatte. Der Amphibienadaptierte verstand wahrscheinlich nicht, dass sich die Maschine entwickelt, auf dem Turingband einen Schritt nach oben getan hatte und jetzt über genug Bewusstsein verfügte, um zu wissen, dass sie lieber nicht in solcher Nähe zu Penny Royal blieb.
    »Was hatte das alles zu bedeuten?«, wollte Shree wissen.
    »Mick hat offenkundig eine Störung«, sagte Chanter und starrte den Roboter an.
    »Das meine ich nicht.« Shree deutete auf die Konsole vor Chanter. »Ich meine dieses Zeug über die Kartierung von Mineralgehalten.«
    Chanter schüttelte nur den Kopf und widmete sich ganz der Aufgabe, das Fahrzeug unter die Wurzelstockschicht zu lenken und somit sowohl den Kapuzlern als auch dieser Schnatterente auszuweichen, die ihnen beide langsam unbehaglich nahe kamen. Die Schnatterente würde, wie sich Jem klar wurde, den Sinn für all das verlieren und einfach zu ihrer tierischen Existenz zurückkehren. Egal – eine weitere würde bald genug des Weges kommen.
    »Du schnatterst, hast du gesagt?«, erkundigte sich Shree.
    Jem bemerkte, dass diese Frage ihm galt. Sie wollte, dass er auf sie reagierte. Sie wollte, dass er auf einer menschlichen Ebene eine Verbindung zu ihr herstellte, damit sie ihre Angst vor ihm loswerden konnte, vor dem, was er vielleicht war, sowie den Schatten des Zweifels, den das auf ihre eigenen festen Überzeugungen warf.
    »Offenkundig ein direkter Bezug zum Schnattern«, sagte Grant. »Sprache scheint sein Zugangspunkt zu sein.« Er reichte ihr die Schale, die Jem ihm gegeben hatte – die

Weitere Kostenlose Bücher