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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dahinter.«
    »Dazu ist sie viel zu vernarrt in David. Sag mal, könnte sie sich bei ihm verstecken?«
    »Ach, das glaube ich nicht. Er ist nämlich gar nicht so wild auf sie.«
    »Das würde dir so passen. Du rennst ja selber hinter ihm her.«
    »Keine Rede davon!« Frances Stimme wurde hart.
    »David muss Norma gern haben. Warum wäre er sonst hergekommen und hätte nach ihr gefragt?«
    »Du hast ihn schnell genug an die Luft gesetzt. Im Übrigen nehme ich an, dass er in Wirklichkeit mich besuchen wollte.«
    »Dumme Gans! Wegen Norma ist er gekommen.«
    »Die spinnt doch.«
    »Das glaube ich auch bald.«
    »Ich weiß es. Jetzt erzähle ich’s dir doch, Claudia. Du musst es erfahren. Vor ein paar Tagen ist mir der Träger von meinem Büha gerissen, und weil ich’s eilig hatte und weiß, dass du’s nicht gern hast, wenn man an deine Sachen geht…«
    »Das habe ich gar nicht gern!«
    »Eben. Aber Norma ist es egal, oder sie merkt’s nicht. Na, ich hab in ihrer Schublade rumgewühlt, und da hab ich was gefunden: ein Messer.«
    »Ein Messer? Was für ein Messer?«
    »Erinnerst du dich an den Krawall auf dem Hof? Die Bande, die plötzlich auftauchte und eine Messerstecherei anfing? Und Norma ist unmittelbar danach erschienen.«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Einer von den Jungen ist verletzt worden und davongerannt. Das hat mir ein Reporter erzählt. Und das Messer in Normas Schublade war so ein Schnappmesser. Es war fleckig – das hätte getrocknetes Blut sein können.«
    »Frances! Mach’s doch nicht so schrecklich dramatisch!«
    »Hm. Ich bin überzeugt davon, dass es Blut war. Und kannst du mir vielleicht sagen, warum das Ding sonst in Normas Schublade versteckt sein sollte?«
    »Kann sie es nicht – auf dem Hof gefunden haben?«
    »Und dann versteckt sie es und sagt uns nichts davon?«
    »Was hast du damit gemacht?«
    »Ich hab’s dort gelassen«, sagte Frances langsam. »Ich – ich wusste nicht, wohin damit… Ich war mir nicht klar, ob ich dir was sagen sollte oder nicht. Gestern hab ich noch mal nachgesehen. Es ist nicht mehr da, Claudia. Es ist verschwunden.«
    »Meinst du, dass sie David geschickt hat? Damit er es holt?«
    »Könnte sein… Aber eins sag ich dir, Claudia, in Zukunft schließe ich meine Tür nachts ab.«

7
     
    M rs Oliver wachte schlecht gelaunt auf. Ein endloser, langweiliger Tag lag vor ihr, nachdem sie das Manuskript abgeschickt hatte. Sie pendelte ziellos durch die Wohnung, nahm hier etwas auf, stellte es dort wieder ab und zog schließlich die Schubladen des Schreibtisches auf. Sie hatte viele Briefe zu beantworten, aber in dem augenblicklichen Hochgefühl, eine große Arbeit abgeschlossen zu haben, wollte sie sich nicht mit solchem Kleinkram abgeben.
    Das Gespräch mit Hercule Poirot fiel ihr wieder ein. Sie dachte an seine Warnung. Lachhaft! Warum sollte sie sich eigentlich nicht auch um diese Sache kümmern, die sie beide so beschäftigte? Sollte Poirot doch auf seinem Stuhl sitzen, die Hände zusammenlegen und seine grauen Zellen rotieren lassen, während er selber sich nicht aus seinen vier Wänden fortbewegte! Für Ariadne Oliver war das nichts! Sie hatte ja auch gesagt, mit Nachdruck sogar, dass sie etwas unternehmen würde. Wo war Norma Restarick? Was tat sie?
    Mrs Oliver wurde zusehends ruheloser. Sollte sie einen weiteren Besuch in den Borodene Mansions riskieren? Dort konnte sie noch am ehesten etwas Neues in Erfahrung bringen. Unterwegs bastelte sie sich eine Ausrede zurecht. Sehr originell war sie nicht, aber vielleicht war es gerade gut, wenn sie einen so alltäglichen, glaubhaften Grund anführte…
    Der Portier unterhielt sich mit einem Möbelwagenfahrer; ein Milchmann schob seinen Flaschenkarren vor sich her zum Lieferantenlift, neben dem Mrs Oliver stehen geblieben war. Die Flaschen klirrten, und er pfiff fröhlich, während Mrs Oliver gedankenverloren den Möbelwagen anstarrte.
    »Nummer 76 zieht aus«, erklärte der Mann, der Mrs Olivers abwesenden Blick missdeutete. Er hob einen Kasten mit Milchflaschen in den Lift.
    »Dabei ist sie, genau genommen, längst ausgezogen«, fügte er hinzu, als er wieder aus dem Aufzug kam, und er zeigte mit dem Daumen in die Höhe. »Hat sich aus dem Fenster gestürzt – aus dem siebten Stock – genau vor ’ner Woche. Um fünf Uhr früh! Komische Zeit für so was!«
    So komisch fand Mrs Oliver das gar nicht.
    »Warum?«
    »Warum sie das getan hat? Das weiß kein Mensch. In einem Anfall von geistiger Umnachtung –

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