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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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niemand was davon. Nur von einer Halbstarkenbande ist noch die Rede, die eines Abends auf dem Hof eine Rauferei gehabt haben soll – mit Schnappmessern und allem Drum und Dran.«
    »Hm«, machte Poirot. »Daher könnte das Blut also auch stammen.«
    »Vielleicht hat das Mädchen wirklich mit dem Burschen Krach bekommen und ihm mit dem Revolver gedroht. Und Micky hat’s gehört und den Rest frei erfunden. Es braucht ja nur ein Auto zur gleichen Zeit eine Fehlzündung gehabt zu haben.«
    Poirot seufzte. »Eine einleuchtende Erklärung.«
    Goby blätterte in seinem Notizbuch und wandte sich diesmal an einen elektrischen Heizofen. »Josuah Restarick, Ltd. Eine Familienfirma. Existiert seit über hundert Jahren. Hat einen guten Ruf. Finanziell gesund. Nichts Außergewöhnliches. 1850 von Josuah Restarick gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg hat sich das Auslandsgeschäft stark entwickelt, Südafrika, Westafrika und Australien. Simon und Andrew Restarick sind die letzten der Familie. Simon, der ältere Bruder, ist vor etwa einem Jahr gestorben, keine Kinder. Seine Frau lebt nicht mehr. Andrew Restarick soll zwar sehr tüchtig gewesen sein, hat aber anscheinend kein Sitzfleisch gehabt. Zum Schluss ist er mit einer Frau durchgebrannt und hat seine Frau und Tochter – die war damals fünf – in England sitzen lassen. Er war in Südafrika, Kenia und allen möglichen anderen Gegenden. Die Ehe wurde nie geschieden. Seine Frau ist vor zwei Jahren gestorben. Sie war lange krank. Überall, wo er gewesen ist, hat er Geld gemacht, vorwiegend mit Schürfrechten für Erze. Und nach dem Tod des Bruders fand er es wohl an der Zeit, sesshaft zu werden. Er hatte wieder geheiratet und ist zurückgekommen, um sich um seine Tochter zu kümmern. Jetzt wohnen sie bei einem angeheirateten Onkel, Sir Roderick Horsefield. Aber das ist eine Übergangslösung. Seine Frau sucht in London nach einem Haus. Geld spielt keine Rolle. Darin schwimmen sie.«
    Poirot zuckte resigniert die Achseln. »Eine Erfolgsstory wie aus dem Bilderbuch… Jeder macht Geld, jeder kommt aus einer guten Familie und ist angesehen. Alle haben sie vornehme Verwandte und einen erstklassigen geschäftlichen Ruf. Nur eine Wolke trübt den Himmel: ein Mädchen, das ›unterbelichtet‹ sein soll. Sie hat einen zweifelhaften Freund, der schon mehrmals ›Bewährung‹ bekommen hat. Es kann sehr gut sein, dass sie ihre Stiefmutter vergiften wollte, dass sie entweder unter Halluzinationen leidet oder ein Verbrechen begangen hat! Und wie soll das zu Ihrer Erfolgsstory passen? Wie?«
    Goby nickte traurig vor sich hin und erklärte düster: »Das gibt es in jeder Familie.«
    »Diese Mrs Restarick ist noch jung. Vermutlich ist sie nicht die Frau, mit der er durchgebrannt ist?«
    »Nein, nein. Die Sache ging schief. Es soll eine ziemlich üble Person gewesen sein, eine Abenteurerin. Keiner versteht, wie er auf sie reingefallen ist.« Goby klappte das Notizbuch zu und sah fragend an Poirot vorbei. »Was kann ich noch für Sie tun?«
    »Ich wüsste gern mehr über die verstorbene Mrs Andrew Restarick. Sie war leidend und oft in Sanatorien. In was für Sanatorien? Heilanstalten?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Gab es Fälle von Geisteskrankheit in beiden Familien?«
    Goby erhob sich. »Dann darf ich mich verabschieden, Sir.«
    Poirot blieb nachdenklich zurück. Es gab vieles, was er gern gewusst hätte. Schließlich rief er Mrs Oliver an. »Ich habe Sie gewarnt«, sagte er, »und ich wiederhole: Nehmen Sie sich in Acht!«
    »Wieso?«, fragte Mrs Oliver.
    »Weil ich glaube, dass jedem Gefahr droht, der sich in diese Sache einlässt. Mord liegt in der Luft, Madame! Ich möchte nicht, dass Sie das Opfer sind.«
    »Haben Sie denn inzwischen etwas erfahren?«
    »Ja, ein paar Kleinigkeiten, Gerüchte, Klatsch… Aber offenbar ist in den Borodene Mansions etwas geschehen.«
    »Und was?«
    »Blutspuren auf dem Hof«, sagte Poirot.
    »Du liebe Zeit! Das klingt ja wie der Titel eines altmodischen Kriminalromans.«
    »Na, vielleicht war kein Blut auf dem Hof. Vielleicht hat sich das ein fantasiebegabter irischer Portier nur eingebildet.«
    »Wahrscheinlich ist eine Milchflasche umgefallen und ausgelaufen. Bei Nacht kann er das nicht erkennen«, sagte Mrs Oliver. »Was war nun eigentlich los?«
    Poirot antwortete nicht auf ihre Frage. »Das Mädchen glaubte, vielleicht einen Mord begangen zu haben. Ob das der Mord war, an den sie dachte?«
    »Wieso? Hat sie denn jemand erschossen?«
    »Man kann

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