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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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waren schrecklich grob zu allen Leuten.«
    Stillingfleet sah sie verblüfft an. »Grob?«
    »Was Sie alles gesagt haben! Und wie Sie sie alle angeschrien haben!«
    »Na ja, kann schon sein… Das habe ich mir angewöhnt. Die Leute gehen mir einfach auf die Nerven…« Plötzlich grinste er Poirot an. »Na, was sagen Sie zu dem Mädchen?«
    Mrs Oliver erhob sich seufzend. »Ich muss gehen.« Ihr Blick wanderte von den beiden Männern zu Norma. »Was machen wir denn nun mit ihr?«
    Beide sahen sie verblüfft an.
    »Ja, natürlich, sie wohnt bei mir. Und sie behauptet, dass es ihr gefällt. Aber so einfach ist das nicht. Was soll denn mit dem Geld werden, mit dem vielen Geld, das Ihnen Ihr Vater – Ihr richtiger Vater – hinterlassen hat? Das wird doch alles ganz kompliziert, und dann kommen Bettelbriefe und sonst was alles. Sie könnte natürlich wieder zu Sir Roderick, aber was soll sie bei ihm? Er ist taub und blind und ein alter Egoist. Ach, was ist übrigens aus den Dokumenten geworden, und aus dem Mädchen und Kew Gardens?«
    »Die waren genau da, wo sie sein sollten; er hat sie übersehen. Sonja hat sie gefunden.« Norma fügte lächelnd hinzu: »Onkel Roddy und Sonja heiraten nächste Woche.«
    »Alter schützt vor Torheit nicht«, sagte Stillingfleet.
    »So so!« Poirot nickte. »Dann zieht die junge Dame das Leben in England also doch der Politik vor. Eine gescheite kleine Person.«
    »Also ist das auch erledigt«, erklärte Mrs Oliver. »Aber zurück zu Norma. Da sollte man wirklich zu einer Entscheidung kommen und einen Plan machen. Woher soll das Kind denn wissen, was es jetzt ganz allein anfängt? Jemand sollte ihr wirklich beistehen!« Sie sah beide Männer streng an.
    Poirot schwieg und lächelte.
    »Ach, Norma?«, sagte Stillingfleet. »Passen Sie auf, Norma. Ich fliege am Dienstag in einer Woche nach Australien. Ich muss mich erst mal umschauen und feststellen, ob alles in Ordnung ist. Dann schicke ich Ihnen ein Telegramm, und Sie kommen zu mir. Und dann heiraten wir. Sie werden mir schon glauben müssen, dass ich es nicht auf Ihr Geld abgesehen habe. Ich gehöre nicht zu den Ärzten, die von riesigen Forschungszentren träumen. Ich bin nur an Menschen interessiert. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass Sie mit mir fertigwerden. Sie haben ja schon gesagt, dass ich grob mit den Leuten umgehe – und ich wusste es nicht mal. Eigentlich komisch, nicht, wenn man sich vorstellt, was Sie gerade alles hinter sich haben, und dann handelt es sich nicht darum, dass ich mit Ihnen fertigwerde, sondern Sie mit mir?«
    Norma stand ganz still da. Sie sah John Stillingfleet sehr aufmerksam an. Dann lächelte sie. Es war ein sehr reizendes Lächeln, wie eine glückliche junge Kinderschwester. »Gut.«
    Auf einmal lief sie zu Poirot. »Ich war auch grob und unhöflich. Damals, als Sie beim Frühstück saßen, habe ich gesagt, Sie wären zu alt, um mir helfen zu können. Das war sehr unhöflich. Und es stimmte nicht…« Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und küsste ihn.
    »Sie – du solltest uns ein Taxi holen«, sagte sie zu Stillingfleet.
    Er nickte und ging aus dem Zimmer. Mrs Oliver ergriff Handtasche und Pelzstola. Norma zog sich den Mantel an und begleitete sie zur Tür.
    »Madame, un petit moment…«
    Mrs Oliver drehte sich um. Poirot hatte aus der Sofaecke eine hübsche graue Haarlocke hervorgezogen.
    »Ach!«, rief Mrs Oliver klagend. »Heutzutage taugt auch gar nichts mehr! Nicht mal Haarnadeln können sie machen!«
    Stirnrunzelnd ging sie hinaus, steckte jedoch sofort wieder den Kopf durch die Tür und flüsterte:
    »Sagen Sie – oh, Sie können ruhig offen reden, ich habe Norma schon vorausgeschickt – haben Sie das Mädchen absichtlich gerade zu diesem Arzt gebracht?«
    »Natürlich. Er ist ein anerkannter…«
    »Jetzt fangen Sie nicht wieder von seinen Qualifikationen an! Sie wissen genau, was ich meine. Er und sie… war das Absicht?«
    »Wenn Sie’s unbedingt wissen wollen: Ja.«
    »Habe ich’s doch geahnt«, sagte Mrs Oliver. »Sie denken auch immer an alles!«

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