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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Löffelbiskuits.
    » Chère Madame, Sie sind reizend.« Dann blickte er über den Rand der Tasse mit mildem Staunen auf Mrs Olivers Frisur und auf ihre neue Tapete. Beides war ihm neu. Als er Mrs Oliver zum letzten Mal gesehen hatte, trug sie das Haar glatt und streng frisiert. Jetzt türmte es sich in Locken und Wellen, die auf dem ganzen Kopf verschlungene Muster bildeten. Er hatte den starken Verdacht, dass diese üppige Fülle zum großen Teil falsch sein müsse. In Gedanken suchte er sich auszurechnen, wie viele Haarlocken herunterfallen würden, wenn Mrs Oliver plötzlich in lebhafte Erregung geriet, was bei ihr jeden Augenblick vorkommen konnte. Und dann die Tapete…
    »Diese Kirschen – sie sind neu?« Er zeigte mit dem Teelöffel auf die Wand. Er hatte das Gefühl, in einem Obstgarten zu sitzen.
    »Meinen Sie, es wären zu viele Kirschen?«, fragte Mrs Oliver. »Ich weiß bei Tapeten nie, wie sie nachher aussehen. Fanden Sie die alten schöner?«
    Poirot erinnerte sich schwach an viele grellbunte Tropenvögel in einem Urwald. Am liebsten hätte er laut gesagt: Plus ça change, plus c’est la même chose, aber er beherrschte sich.
    »Und jetzt«, erklärte Mrs Oliver, als ihr Gast mit einem zufriedenen Seufzer die Tasse absetzte und sich den Rest der Schlagsahne aus dem Schnurrbart wischte, »müssen Sie erzählen, was los ist.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Heute Morgen ist ein junges Mädchen gekommen, das mich sprechen wollte. Eigentlich empfange ich um diese Zeit keinen Besuch. Sie kennen ja meine Gewohnheiten. Aber sie sagte meinem Diener, sie müsse mich unbedingt sprechen, denn sie habe vielleicht einen Mord begangen.«
    »Wie merkwürdig! So etwas weiß man doch!«
    »Allerdings! George brachte sie herein. Sie blieb stehen! Sie lehnte es ab, Platz zu nehmen. Sie stand da und starrte mich an. Sie sah fast schwachsinnig aus. Ich wollte ihr gut zureden. Aber da erklärte sie plötzlich, sie hätte es sich anders überlegt. Sie wolle nicht unhöflich sein, aber ich – ich sei zu alt…«
    Mrs Oliver begann sofort, ihn zu trösten. »Unsinn, junge Mädchen sind nun mal so. Wer über fünfunddreißig ist, ist für sie ein Greis. Junge Mädchen haben einfach keinen Verstand…«
    »Es hat mich gekränkt.«
    »An Ihrer Stelle würde ich mich nicht darüber aufregen. Natürlich war es ungehörig und taktlos.«
    »Darum geht es nicht. Und es dreht sich auch nicht nur um meine Gefühle. Ich bin beunruhigt. Ja, sehr beunruhigt.«
    »Schwamm drüber. Vergessen Sie’s«, riet Mrs Oliver.
    »Sie missverstehen mich. Ich bin wegen des Mädchens beunruhigt. Sie kam zu mir, weil sie Hilfe brauchte. Und dann war ich ihr zu alt. Zu alt, um ihr zu helfen. Natürlich war das Unsinn, das ist klar. Aber sie ist eben fortgerannt. Und dieses Mädchen braucht Hilfe, das weiß ich.«
    »Davon bin ich gar nicht so überzeugt«, sagte Mrs Oliver besänftigend. »Junge Mädchen stellen sich oft schrecklich an!«
    »Nein. Sie irren sich. Sie braucht Hilfe.«
    »Ja, glauben Sie denn, dass sie wirklich einen Mord begangen hat?«
    »Warum nicht? Sie hat es behauptet.«
    »Ja, aber…« Mrs Oliver unterbrach sich. »Sie sagte, sie habe es vielleicht getan. Was kann sie denn damit meinen?«
    »Das ist es eben. Das hat keinen Sinn.«
    »Wen hat sie ermordet, oder glaubt sie, ermordet zu haben?«
    Poirot zuckte die Achseln.
    »Und warum hat sie jemand ermordet?«
    Wieder zuckte Poirot die Achseln.
    »Da gibt’s natürlich viele Möglichkeiten.« Mrs Oliver wurde lebhaft. »Sie könnte jemand überfahren und nicht angehalten haben. Sie könnte von einem Mann auf einer Klippe angefallen worden sein, mit ihm gekämpft und ihn über den Rand gestoßen haben. Sie könnte jemand aus Versehen die falsche Medizin gegeben haben. Sie könnte zu einer von diesen Tabletten-Partys gegangen sein und mit jemand Krach bekommen haben. Vielleicht hat sie, als sie aus dem Rausch erwachte, entdeckt, dass sie jemand erstochen hat. Sie…«
    »Assez, Madame, assez!«
    Aber Mrs Oliver war im besten Zug. »Sie könnte als Krankenschwester bei einer Operation assistiert haben, und dann hat sie die Narkotika verwechselt…« Sie hörte auf, um genauere Details zu erfragen. »Wie sah sie aus?«
    Poirot überlegte eine Weile: »Wie Ophelia, aber ohne das gewisse Etwas.«
    »Meine Güte«, rief Mrs Oliver. »Komisch, ich seh sie direkt vor mir. Nur nach Ihrer Beschreibung.«
    »Sie ist nicht lebenstüchtig in meinen Augen. Sie gehört nicht zu den

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