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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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steckte, löste sich eine der Zahlen von der Tür und verfehlte um Haaresbreite Poirots Lackschuh. Er bückte sich, hob sie auf, bog den daran befestigten Nagel zurecht und heftete sie sorgfältig wieder fest.
    »Tut mir leid, Sir. Die Nummern gehen so leicht ab. Ich muss das in Ordnung bringen lassen.«
    Sie betraten ein unpersönliches Wohnzimmer. Poirot ging zum Fenster. »War es dies?«, murmelte er gefühlvoll.
    »Ja. Das linke. Es hat einen Balkon.«
    Poirot beugte sich vor und blickte auf den Hof. »Sieben Stockwerke! Wie hoch das ist!«
    »Ja, sie war sofort tot. Ein Glück für sie, muss man sagen. Natürlich könnte es auch ein Unfall gewesen sein.«
    Poirot schüttelte den Kopf. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Mr McFarlane. Sie muss es mit Absicht getan haben!«
    »Ich wollte nur die Möglichkeit offen lassen, Sir. Sie war wohl sehr unglücklich.«
    »Haben Sie vielen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit«, sagte Poirot. »Nun kann ich den Verwandten in Frankreich doch Genaueres berichten.«
    Er war enttäuscht. Seine Theorie, dass der Tod der Louise Charpentier von Bedeutung sein müsse, hatte sich nicht erhärtet. Und dann verabschiedete er sich von McFarlane.

17
     
    C hefinspektor Neele beendete seinen Vortrag über die Familie Restarick und sah Poirot erwartungsvoll an. »Na, konnte ich dir irgendwelche Neuigkeiten bieten, alter Junge?«
    »Das war mir alles bekannt«, sagte Poirot. »Gibt’s irgendwo in der Familie Geisteskrankheiten?«
    »Bis auf die alte Tante mit dem religiösen Wahn wüsste ich nichts. Und das ist bei alleinstehenden Frauen nichts Ungewöhnliches.«
    »Also läuft alles nur darauf hinaus, dass sie reich sind?«
    »Stinkreich«, bestätigte Chefinspektor Neele. »Aber ehrlich erworben. Einen Teil der Vermögenswerte hat Andrew Restarick in die Firma eingebracht. Wenn die ganzen südafrikanischen Besitzungen erst mal zum Tragen kommen, schwimmt die Familie im Geld.«
    »Und wer erbt?«
    »Das hängt von Andrew Restarick ab, aber vermutlich wohl die Frau und die Tochter.«
    »Eine andere Frau spielt bei ihm demnach keine Rolle?«
    »Zumindest ist nichts bekannt. Kommt mir auch unwahrscheinlich vor. Er hat eine hübsche, junge Frau.«
    »Und ein junger Mann könnte das alles leicht in Erfahrung bringen, nicht wahr?«, fragte Poirot nachdenklich.
    »Um dann die Tochter zu heiraten, meinst du? Nein, daran kann ihn niemand hindern, selbst wenn ein gerichtlicher Vormund bestellt würde. Natürlich könnte der Vater sie enterben.«
    Poirot studierte die Liste, die er in der Hand hielt. »Was ist mit der Wedderburn-Galerie?«
    »Wie bist du denn auf die gestoßen? Hat dich ein Klient wegen einer Fälschung um Rat gefragt?«
    »Handeln sie etwa mit Fälschungen?«
    »Damit handelt doch niemand!«, tadelte ihn Neele streng. »Aber es hat Ärger gegeben. Ein Millionär aus Texas hat Bilder gekauft und Unsummen dafür bezahlt. Sie haben ihm einen Renoir und einen van Gogh angedreht. An dem Renoir, ein kleiner Mädchenkopf, war etwas faul. Ein Anlass, den guten Glauben der Galerie beim Ankauf zu bezweifeln, bestand nicht. Und so kam es zu einem Prozess. Man holte zahlreiche Sachverständigengutachten ein, und die waren wie immer widersprüchlich. Die Galerie wollte das Bild zurücknehmen, aber der Millionär hat es behalten, weil der letzte und berühmteste Experte auf die Echtheit schwor. Trotzdem hat die Galerie seither keinen sehr guten Ruf.«
    Poirot prüfte abermals die Liste. »Was ist mit David Baker? Hast du was über den gefunden?«
    »Der gehört zu einer von den Gangs, die Bars unsicher machen. Sie leben von Preludin, Heroin und Coke. Die Mädchen rennen wie wild hinter ihnen her. Er ist der Typ, bei dem sie sentimental werden und den sie für ein verkanntes Genie halten. Wenn du mich fragst: nichts als guter alter Sex.«
    »Was weißt du über Mr Reece-Holland?«
    »Ein erfolgreicher Politiker und blendender Redner; sonst hat’s mal Gerede über etwas sonderbare geschäftliche Transaktionen gegeben, aber da hat er sich geschickt wieder rausgewunden. Ein aalglatter Bursche. Hat ziemlich viel Geld dabei verdient.«
    Inzwischen war Poirot beim letzten Punkt der Liste angelangt. »Und Sir Roderick Horsefield?«
    »Nett, aber gaga. Wo du deine Nase aber auch überall reinsteckst, Poirot! Special Branch hat im Moment viel Ärger mit den Memoirenschreibern. Kein Mensch weiß, wer als nächster mit Enthüllungen aufwartet. Alle diese alten Knaben wetteifern darin, sich gegenseitig

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