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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zu treffen.«
    »So? Das ist aber interessant. Sie meinen, dass sie sich mit einem anderen Mann trifft?«
    »Ja. Sie ist so oft in London, ohne es ihrem Mann zu erzählen, oder sie sagt, sie ginge zum Einkaufen. Er hat so viel zu tun, dass er nicht darüber nachdenkt, warum seine Frau so oft in London ist. Sie ist mehr in London als zuhause. Trotzdem sagt sie immer, wie gern sie im Garten arbeitet!«
    »Aber Sie wissen doch, mit welchem Mann sie sich trifft?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich verfolge sie doch nicht. Mr Restarick hat keinen Verdacht. Er glaubt alles, was sie ihm erzählt. Vielleicht denkt er dauernd an sein Büro. Und dann macht er sich wohl Sorgen um seine Tochter.«
    »Ja. Das glaube ich auch«, bestätigte Poirot. »Was wissen Sie über die Tochter? Wie gut kennen Sie sie?«
    »Nicht sehr gut. Aber wenn Sie meine Meinung hören wollen, ich glaube, sie ist verrückt.«
    »Sie halten sie für verrückt? Warum?«
    »Sie redet so komisch, und sie sieht Dinge, die gar nicht da sind.«
    »Zum Beispiel?«
    »Leute, die nicht da sind. Manchmal ist sie ganz aufgeregt; und manchmal scheint sie zu träumen. Wenn man mit ihr redet, hört sie einen nicht. Sie gibt keine Antwort. Ich glaube, es gibt Menschen, über deren Tod sie sich freuen würde.«
    »Sie meinen Mrs Restarick?«
    »Und ihren Vater. Sie sieht ihn an, als ob sie ihn hasste.«
    »Weil beide sie daran hindern wollen, den jungen Mann zu heiraten, den sie liebt?«
    »Ja. Natürlich haben sie Recht damit, aber sie ist wütend. Eines Tages«, sagte Sonja und nickte fröhlich, »wird sie sich noch umbringen. Ich hoffe es natürlich nicht, weil es so dumm ist, aber wenn jemand sehr verliebt ist, kommt es vor.« Sie zuckte bedauernd die Achseln. »Na – ich muss gehen.«
    »Sagen Sie mir noch etwas. Trägt Mrs Restarick eine Perücke?«
    »Eine Perücke? Woher soll ich das wissen?« Dann überlegte sie. »Vielleicht. Es ist so praktisch auf Reisen. Und außerdem sehr modern. Ich trage manchmal auch eine, eine grüne! Na, früher wenigstens.«
    Und damit ging sie.

16
     
    » H eute habe ich viel vor«, verkündete Hercule Poirot, als er am nächsten Morgen vom Frühstückstisch aufstand und zu Miss Lemon ging. »Haben Sie alles arrangiert?«
    »Natürlich. Hier.« Sie reichte ihm eine kleine Ledermappe. Poirot überprüfte rasch den Inhalt und nickte.
    »Auf Sie kann ich mich immer verlassen, Miss Lemon. C’est fa n tastique.«
    Hercule Poirot nahm ein Taxi, fuhr zu den Borodene Mansions und besichtigte zunächst den Hof. Ein uniformierter Portier stand unter einer der Eingangstüren; er pfiff eine trübselige Melodie, als Poirot auf ihn zukam. »Bitte, Sir?«
    »Können Sie mir vielleicht über den traurigen Vorfall Auskunft geben, der sich kürzlich zugetragen hat?«
    »Was für ein trauriger Vorfall, Sir? Ich wüsste nicht…«
    »Eine Dame hat sich – na, sagen wir lieber – ist aus dem Fenster gestürzt und dabei zu Tode gekommen.«
    »Ach, das. Darüber kann ich gar nichts sagen. Ich bin erst seit einer Woche hier. He, Joe!«
    Von der entgegengesetzten Seite des Blocks näherte sich ein anderer Portier.
    »Du weißt doch sicher was über die Dame, die aus dem Fenster gefallen ist. Vor ’nem Monat, stimmt’s?«
    »Ist noch keinen Monat her«, sagte Joe, ein älterer, bedächtig sprechender Mann. »Scheußliche Sache war das.«
    »War sie sofort tot?«
    »Ja.«
    »Wie war ihr Name? Es kann nämlich sein, dass sie eine entfernte Verwandte von mir war.«
    »Das täte mir aber leid, Sir. Mrs Charpentier hieß sie.«
    »Wohnte sie schon lange hier?«
    »Ein Jahr, nein, anderthalb Jahre vielleicht. In Nr. 76, im siebten Stock.«
    »Das ist der oberste Stock?«
    »Ja, Sir. Mrs Charpentier.«
    »Um welche Tageszeit ist es denn passiert?«
    »Um fünf oder sechs Uhr morgens, glaube ich. Sie ist einfach runtergefallen. Und obwohl’s so früh war, wimmelte es gleich von Menschen.«
    »Und die Polizei war sicher auch da?«
    »Ja, sofort. Und ein Arzt und ein Krankenwagen. Das Übliche eben…«
    »Und aus den anderen Wohnungen sind wohl ebenfalls viele Mieter gekommen, sobald sie hörten, was passiert ist?«
    »Das waren nicht so viele. Bei dem Straßenlärm kriegt man so was gar nicht mit. Manche haben zwar gesagt, sie hätte geschrien, als sie runterfiel, aber trotzdem… Es waren fast nur Leute da, die es von der Straße aus beobachtet hatten. Na, und die haben dann über die Einzäunung geschaut, und andere haben’s ihnen nachgemacht. Sie wissen

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