Die Verlobte des Prinzen
ausdrückte, ließ sie frösteln. Erst war sie verwirrt, dann geschockt, als sie die Bedeutung seiner Worte begriff. Glaubte er tatsächlich, sie wäre so berechnend? Offensichtlich war das, was sie in der letzten Nacht gemeinsam erlebt hatten, für ihn doch nichts Besonderes gewesen, wenn er sie für so niederträchtig hielt.
Zutiefst verletzt schaute sie ihn direkt an. „Ich bin hier, weil ich hier sein wollte.“
Sein Gesichtsausdruck blieb kühl und rätselhaft. „Aber hättest du mit mir geschlafen, um für sie sorgen zu können?“
Hatte sie eben noch gedacht, nichts könnte mehr schmerzen? „Lass das Flugzeug umkehren. Ich will zurück.“
„Hey, warte …“ Er hob die Hände. „Ich verurteile dich doch nicht. Dafür kenne ich dich doch gar nicht gut genug. Deshalb frage ich ja.“
Kate entspannte sich wieder ein wenig. Hatte sie nicht auch schon an ihm gezweifelt? „Okay.“
Duarte umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. „Deine Schwester kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.“
„Jennifer und ich haben das Glück, dass wir einander haben.“ Kate stand abrupt auf, weil sie sich von seinen verführerischen Berührungen nicht ablenken lassen wollte.
Diese Unterhaltung erinnerte sie nur allzu sehr daran, wie wenig sie voneinander wussten. Sie hatte ihren Vater ihr Leben lang gekannt, und doch war sie zutiefst überrascht gewesen, als er seine hilflose Tochter einfach fallen lassen hatte. Wenn sie Pech hatte, lauerten auch hinter der blendenden Fassade, die Duarte zur Schau trug, noch schmerzhafte Überraschungen.
„Wir müssen diese Unterhaltung aufschieben“, unterbrach Duarte ihre düsteren Gedanken, „da wir bald landen. Möchtest du einen ersten Blick auf die Insel werfen?“
„Hat die Geheimniskrämerei ein Ende?“
„Es liegt nicht an mir, die genaue Lage der Insel zu verraten.“ Er führte sie zurück in die Kabine und öffnete eine Fensterblende.
Neugierig auf den Ort, an dem Duarte aufgewachsen war, schnallte Kate sich auf einem der großen Ledersitze an und starrte hinaus. Inmitten des glitzernden Ozeans erstreckte sich eine grüne Insel, ein herrlicher Kontrast zu der eisigen Winterlandschaft, die sie hinter sich gelassen hatten. Ungefähr ein Dutzend kleinerer Häuser bildete einen Halbkreis um ein großes, imposantes Gebäude.
Selbst aus dieser Entfernung war ersichtlich, dass es sich um ein königliches Anwesen handelte – ein goldener Käfig –, in dem Enrique Medina die letzten fünfundzwanzig Jahre verbracht hatte.
Das Flugzeug steuerte eine kleine, der Hauptinsel vorgelagerte Insel an, auf der sich der Flugplatz befand. Kate entdeckte eine Fähre, die die Besucher offenbar zur Hauptinsel brachte. Duarte hatte gesagt, er dürfe das Geheimnis der Insel nicht preisgeben. Sie dachte an seinen Vater, einen Mann, der in seinem Land gestürzt worden war, und daher sehr viel Wert auf Sicherheit legte. Und an seine Brüder Carlos und Antonio, deren Identität sie ebenfalls enthüllt hatte.
Kate schob den Gedanken beiseite, und kurz darauf – nach einer perfekten Landung –, stiegen sie an Bord der Fähre. Die frische Seeluft tat gut nach der abgestandenen Luft im Flugzeug. Die Szene, die sich ihr bot, hätte aus einem Reiseprospekt stammen können, wären da nicht der Wachturm und die in den Bäumen versteckten Kameras gewesen.
Ein Sicherheitsposten stand am Anleger, das Gewehr griffbereit, um die kleine Gruppe von Menschen zu schützen, die sich versammelt hatte, um sie zu begrüßen. Kate erkannte den Mann und die Frau aus der Berichterstattung in den Medien. „Das sind dein jüngster Bruder Antonio und seine Verlobte, oder?“
Duarte nickte.
Natürlich … Jetzt wusste sie auch, wessen Hochzeit sie feiern würden. Sie selbst hatte den Ball ins Rollen gebracht, als sie Informationen über den Reeder und seine Geliebte, eine Kellnerin, ausgegraben hatte. Doch dann waren sie auf einmal verschwunden gewesen. Offenbar hatte Alys Cortez doch nicht alle Informationen preisgegeben.
Die Brüder sahen sich ähnlich, nur dass Antonios Haare ein wenig länger und lockiger waren. Duarte war wie ein Läufer gebaut, während sein Bruder eine kräftigere Statur aufwies.
Als die Fähre anlegte, bemerkte Kate, dass Antonio und Shannon nicht die Einzigen waren, die sie begrüßen wollten. Hinter Javier Cortez stand noch eine weitere Frau. Hatten sie etwa Alys trotz ihres Verrats erlaubt, auf der Insel zu bleiben?
Duarte berührte sanft Kates Rücken, als sie die
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