Die Verlobte des Prinzen
Trotz der Krankheit hatte sein Blick nichts an Wachsamkeit und Härte verloren. „Also, wann sehe ich sie?“
Duarte wägte seine Worte gut ab. Der alte Monarch hatte Antonio seinen Sinn für Humor vererbt und Carlos seine Entschlossenheit.
Er selbst hatte die strategischen Fähigkeiten seines Vaters geerbt. Daher wusste er genau, was er sagen musste, um Enrique aus dem Krankenbett zu bekommen.
„Du wirst Kate kennenlernen … wenn es dir gut genug geht, dass du die Klinik verlassen und nach Hause kommen kannst.“
Kate hatte schon mit einem erstaunlichen Haus gerechnet. Doch nichts hätte sie auf den gut gesicherten Reichtum des Anwesens vorbereiten können. Jedes Oh und Ah von Jennifer, als sie sich dem Haus näherten, erinnerte Kate an die unangenehme Situation, in die Duarte sie gebracht hatte. Doch dafür konnte ihre Schwester nichts, und Kate gönnte ihr diese Freude von ganzem Herzen.
Auch sie war fasziniert von den exotischen Bäumen und Tieren, dem palastähnlichen Anwesen. Sie und Jennifer waren in einem kleinen Haus in Cape Cod, etwas außerhalb von Boston, in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Kein Wunder, dass ihre Schwester von all dem hier begeistert war.
Als Kate das Haus betrat, konnte auch sie ein „Oh“ nicht unterdrücken. Aus der beeindruckenden Eingangshalle führten zwei Freitreppen nach oben, und vergoldete Torbögen gaben den Blick auf weitere Räume frei, und wenn sie sich nicht sehr täuschte, war der Picasso dort an der Wand tatsächlich echt.
Shannon berührte ihren Ellbogen. „Euer Gepäck wird nach oben gebracht.“
„Wir haben nicht viel.“ Kate gab ihre Kameratasche und Jennifers Rucksack dem Butler. „Duarte hat mir gesagt …“
„… dass alles schon vorbereitet ist. So ist das bei den Medinas“, meinte Shannon mit leichtem texanischem Akzent. „Lass uns raus auf die Terrasse gehen. Ich möchte euch meinen Sohn Kolby vorstellen.“
Während ihre Schritte auf dem Marmorfußboden widerhallten, überlegte Kate, was sie über Antonios Verlobte wusste. Shannon war Witwe und hatte einen dreijährigen Sohn aus erster Ehe.
Sie durchquerten eine gut bestückte Bibliothek und traten hinaus auf die Terrasse. Eingebettet in den Garten, lag der Pool, und dahinter erstreckte sich das in der Sonne glitzernde Meer.
Die Aussicht war überwältigend, doch Kate richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen kleinen Jungen, der auf seine Mom zugerannt kam. Shannon fing Kolby auf, und erleichtert sah Kate, dass sich die zukünftige Prinzessin ganz natürlich, wie jede andere Mutter auch, verhielt. Das gefiel ihr.
Nachdem Shannon sich Kolby auf die Hüfte gesetzt und ihm Kate und Jennifer vorgestellt hatte, fragte sie Jennifer: „Was möchtest du denn heute tun?“
„Was gibt’s denn zur Auswahl?“ Jennifer wirbelte herum. „Am liebsten im Meer baden.“
Kate erwärmte sich noch mehr für Shannon, als sie sah, wie selbstverständlich sie mit ihrer Schwester umging.
„Das ist zu kalt, aber du könntest in den Pool springen. Der ist beheizt.“ Shannon streichelte ihren Sohn, als er sich müde an sie schmiegte. „Dann gibt es noch ein Heimkino mit allem, was das Herz begehrt. Und seit Kurzem haben sie hier auch einen Wellnessbereich, wo man eine Pediküre oder Maniküre bekommen kann.“
Jennifer klatschte begeistert in die Hände. „Oh, ja, das will ich … die sollen meine Zehennägel anmalen! Ich will keine Stiefel mehr tragen.“
Lachend setzte Shannon ihren schläfrigen Sohn auf eine Liege. „Du bist eine verwandte Seele.“
„Was heißt das?“, fragte Jennifer.
„Wir denken wie Schwestern. Ich liebe eine gute Fußmassage.“
„Und wenn Kate Artie heiratet …“, Jennifer strahlte aufgeregt, „… sind wir dann echte Schwestern, weil du ja seinen Bruder heiratest.“
Shannon schaute amüsiert zu Kate. „Artie?“
Die unterdrückte ein Lächeln. „Er möchte lieber Duarte genannt werden.“
Kate machte es Angst zu sehen, wie leicht Jennifer diese Menschen hier in ihr Herz schloss. Das war genau das, was sie hatte vermeiden wollen. Es wäre sowieso schon schwierig geworden, ihr die Auflösung der Verlobung zu erklären. Jetzt würde es sie noch viel mehr aufregen. Es war verantwortungslos von Duarte gewesen, sie herzuholen.
Jennifer umarmte ihre Schwester. „Ich weiß, dass du Artie … äh, Duarte heiratest. Aber ich fühle mich auch schon wie eine Prinzessin.“
Während des Abendessens war Kate schweigsam gewesen und hatte nur geantwortet, wenn
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