Die Verlockung des Glücks Teil 2
zwischen ihm und mir aussehen soll. Wir können eben nicht, wie jedes normale Paar, einfach ein paar Dates haben und nach und nach immer mehr Zeit miteinander verbringen, bis wir zusammen ziehen.
Zugegeben, ich könnte mir eine eigene Wohnung suchen. Aber trotzdem muss ich mein zu Hause aufgeben, wenn ich mit Matt zusammen sein will und mich in einer fremden Stadt in einem fremden Land zurecht finden. Ich werde mir früher oder später zwangsläufig auch Gedanken darüber machen müssen, ob und wann ich nach Deutschland zurück will. Ich habe kaum drei Wochen mit ihm verbracht und jetzt muss ich mir schon solche Gedanken machen. Mir Fragen stellen, die man sich normalerweise erst viel später stellt, wenn man sich besser kennt und wenn man getestet hat, ob man auch in Alltagssituationen zueinander passt. Und nicht nur frisch verliebt im Urlaub.
So lange habe ich es vermieden, überhaupt eine Beziehung einzugehen. Und jetzt bin ich gleich in einer gelandet, in der es bis zu einem gewissen Grad nur ganz oder gar nicht gibt. Ausgerechnet ich bin nun gezwungen, mich kopfüber und ohne Kompromisse in eine Beziehung zu stürzen. Mein bisheriges Leben aufzugeben oder Matt aufzugeben. Das sind die einzigen beiden Möglichkeiten, die ich habe.
Hallo Schicksal, kann es sein, dass du gerne deine Späße mit mir treibst?
Am Rande nehme ich wahr, dass sich das Café nach und nach immer mehr füllt. Ich nehme einen großen Schluck Kaffee, der zwar immer noch fast voll, aber mittlerweile leider beinahe kalt ist, als mich die Stimme einer jungen Frau aus meinen Gedanken reißt.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen ?“ Sie lächelt mich freundlich an und hält einen Kaffee und einen Keks in der Hand.
„Natürlich!“ I ch deute auf den noch freien Platz mir gegenüber und sie setzt sich lächelnd hin. Sie ist auffallend hübsch und dunkelhaarig und ich habe das wage Gefühl, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Da das allerdings eher unwahrscheinlich ist und ich sie auch nirgends einordnen kann, komme ich zu dem Entschluss, dass es wohl nur Einbildung ist. Sie ist die Art von Frau, die man sich auch als Schauspielerin oder Modell vorstellen könnte. Für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu künstlich, aber wahnsinnig gut aussehend.
„Sie haben einen guten Geschmack!“, sagt sie lachend und macht eine Geste, die sowohl ihre als auch meine Bestellung mit einschließt. Genau wie ich hat sie einen Kaffee mit extra viel Milchschaum und dazu den gleichen Schokoladenkeks, den ich auch bestellt habe.
„Ich komme fast jeden Tag hierher, sie machen einfach die besten Cookies in der ganzen Stadt!“ Sie bricht ein Stückchen davon ab und steckt es sich genüsslich in den Mund. Ich wundere mich darüber, dass sie so etwas isst, bei der schlanken Figur die sie hat, hätte ich eher geglaubt, dass man gar nichts essen darf, um so auszusehen. Schon gar keine Schokolade, keine Milch und keine Kohlenhydrate! Nur wer will schon so ein betrübliches Leben führen? Ich tröste mich selbst damit, dass ich zwar mindestens zwei Kleidergrößen mehr als sie habe, dafür allerdings mehr als ein halbes Salatblatt am Tag essen kann.
„Ich bin heute zum ersten Mal hier!“ Ich lächele sie an . Im Prinzip steht mir gerade nicht sonderlich der Sinn nach sozialen Kontakten mit Fremden, aber sie wirkt freundlich und offen.
„Sind Sie nicht von hier?“ Sie legt den Kopf leicht schief und schaut mich interessiert an.
„Nein, ich komme aus Deutschland!“
Wie aufs Stichwort beginnen ihre Augen zu leuchten. „Oh, ich liebe Europa! Ich war mal in Paris!“
„Ja, ich auch!“, sage ich und muss lachen. Ich dachte immer, es wäre nur ein Vorurteil, dass die Amis ganz Europa über ein en Kamm scheren.
Der Grund meines Lachens scheint ihr zum Glück entgangen zu sein, denn sie ist immer noch gleichbleibend unbekümmert.
„U nd was führt sie nach Boston?“ Sie lächelt mehr oder minder durchgehend und ich weiß nicht, ob ich sie charmant oder aufdringlich finden soll.
„Ich besuche jemanden.“ Dann setze ich doch noch hinzu: „Meinen Freund.“ Ich weiß gar nicht genau, warum ich ihr das sage, vermutlich einfach deshalb, weil es sich so gut anfühlt, dass Matt mein Freund ist.
Ihr Lächeln wird noch ein bisschen strahlender und ich frage mich, ob sie abends wohl manchmal Muskelkater vom vielen Lächeln bekommt.
„Ach wie schön!“, quietscht sie jetzt. „Erzählen Sie bitte! Ich liebe Lovestorys!“ Sie schnappt nach
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