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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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Gedenken an die Stelle bedeckt war, wo ihr erster republikanischer Führer gestorben war. Der Raum selbst war holzvertäfelt, der Boden mit kunstvollen orientalischen Teppichen bedeckt, und gegenüber dem Bett standen mehrere Ottomanen und Stühle.
    Emily stieg über das rote Seil, das Besucher für gewöhnlich von dem Bett fernhielt. Das Areal, das sie nun nach Arnos Hinweis absuchen musste, war jetzt wesentlich kleiner. Irgendwo in diesen vier Wänden.
    Am Bett selbst konnte man nur schlecht ein eingeritztes Symbol verstecken, denn der Großteil bestand ja aus Stoff. Trotzdem schaute Emily sich den Holzrahmen an, obwohl sie glaubte, anderswo mehr Glück zu haben. Sie kämpfte mit ihrer Aufregung und ließ den Blick langsam durch den Raum schweifen. Sie untersuchte die beiden kleinen Nachttische neben dem Bett. Nichts. Und an dem mit Intarsien verzierten Tisch links davon, auf dem die stehen gebliebene Uhr stand, war ebenfalls nichts zu sehen. Dann suchte Emily jeden Quadratzentimeter der Holzpaneelen an der Wand ab. In Ägypten und England hatte sie das Zeichen ja an vergleichbaren Stellen gefunden, doch hier wurde sie enttäuscht.
    Sie setzte sich auf die Ottomane am Fenster und dachte nach. Wo überall habe ich noch nicht gesucht?
    Dann erregte etwas im Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit. Hinter einem üppig gestickten Kissen war der Holzrahmen der Ottomane zu sehen, und irgendetwas durchbrach dort die Maserung.
    Emily versteifte sich und zog das Kissen weg. Und tatsächlich: Dahinter verbarg sich kaum sichtbar Arnos letzter Hinweis. Oben war das Bibliothekswappen zu sehen wie bis jetzt an jedem anderen Ort auch, und darunter stand eine einzelne Textzeile in der üblichen kryptischen Form:
    ›Der Kreis schließt sich: Oxfords göttliche Decke und Heim der Bibliothek.‹
    Und unter dem Text fand Emily zu ihrer Überraschung noch ein weiteres Symbol.

KAPITEL SECHSUNDACHTZIG
    20:02 U HR
    Emily holte ihr Blackberry aus der Tasche und fotografierte die Schnitzerei auf der Lehne der Ottomane. Dann ließ sie ihre Finger geschickt über die kleine Tastatur huschen, um ein paar Anmerkungen zu dem Bild zu schreiben, doch schon beim ersten Wort hielt sie inne. Es gab keinen Grund für irgendwelche Anmerkungen. Die Bedeutung von Arnos Worten und des neuen Symbols waren ihr sofort klar.
    Jeder Student in Oxford war irgendwann in die Divinity School eingeführt worden, einen zeremoniellen Debattiersaal an der Bodleian Library und der erste eigens für diesen Zweck gebaute Vorlesungssaal der Universität. Die Universität selbst war schon mehrere Generationen alt gewesen, als dieses Gebäude Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut worden war, doch bis dahin hatten die Colleges ihre Vorlesungen in den eigenen Hallen abgehalten – unter anderem auch in der University Church, durch deren Trümmer Emily erst vor kurzem gewandert war. Irgendwann waren die Studenten jedoch immer rabiater geworden, und so hatte die Universität beschlossen, dass es nicht länger angemessen sei, Debatten in Kirchen und dergleichen abzuhalten, und den Bau der Divinity School in Auftrag gegeben. Zwei Jahrhunderte später war die Divinity School an ihrem Westende um einen weiteren Raum erweitert worden, das sogenannte Convocation House. Dieser prächtige Raum, in dem es auch heute noch kein künstliches Licht gab, beherbergte den Thron des Kanzlers der Universität, und fünfzehn Jahre lang, am Höhepunkt des Bürgerkriegs, hatte dort auch das Parlament getagt.
    Jeder Student in Oxford kannte dieses Gebäude, denn es war ein Meisterwerk seltsamen, überwältigenden Designs, das einfach jeder bei seiner Einführungstour in der Stadt sehen musste. Ein Vorlesungs- und Debattiersaal war es jedoch schon lange nicht mehr; dieser Tage wurde es ausschließlich für Abschlusszeremonien benutzt.
    Das auffälligste Merkmal der Divinity School war ihre Decke. Gebaut im spätgotischen Stil fielen dem Betrachter vor allem Hunderte von mysteriösen Symbolen auf. Diese waren nicht nur in die Decke eingearbeitet, sondern ragten auch aus ihr heraus, sodass man den Eindruck hatte, die Decke hätte Finger, mit denen sie nach unten greifen würde. Emily erinnerte sich an das leicht unheimliche Gefühl, das sie bei ihrem ersten Besuch dort empfunden hatte, als ihr Collegetutor von dem Mann gesprochen hatte, dem sie die Decke zu verdanken hatten: ein Meistersteinmetz mit Namen William Orchard.
    Niemand wusste genau, was die unterschiedlichen Symbole an der Decke der Divinity School

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