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Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Titel: Die verlorene Ehre der Katharina Blum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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Fehnern immer frische Wäsche ins Untersuchungsgefängnis, auch zu essen,
    besonders Ardennenpastete, die ich beim Metzger Gerbers in Kuir herzustellen
    gelernt hatte. Später wurde die Praxis geschlossen, das Haus beschlagnahmt, ich
    mußte mein Zimmer räumen. Herrn Dr. Fehnern hatte man anscheinend auch
    Unterschlagung und Fälschung nachgewiesen, und er kam richtig ins Gefängnis,
    wo ich ihn auch weiterhin besuchte. Ich wollte ihm auch die zwei Monatsgehälter
    zurückgeben, die ich ihm noch schuldete. Er verbat sich das regelrecht. Ich fand
    sehr rasch eine Stelle bei dem Ehepaar Dr. Blorna, die ich durch Herrn Fehnern
    kennengelernt hatte.
    Blornas bewohnen einen Bungalow in der Parksiedlung Südstadt. Obwohl mir
    dort Wohnung geboten wurde, lehnte ich ab, ich wollte endlich unabhängig sein
    und meinen Beruf mehr freiberuflich ausüben. Das Ehepaar Blorna war sehr gütig
    zu mir. Frau Dr. Blorna verhalf mir – sie arbeitet in einem großen Architekturbüro
    – zu meiner Eigentumswohnung in der Satellitenstadt im Süden, die unter dem
    Motto ›Elegant am Strom wohnen‹ angezeigt wurde. Herr Dr. Blorna war in
    seiner Eigenschaft als Industrieanwalt, Frau Dr. Blorna in ihrer Eigenschaft als
    Architektin mit dem Projekt vertraut. Ich berechnete mit Herrn Dr. Blorna die
    Finanzierung, Verzinsung und Armortisation eines Zwei-Zimmer-Küche-Bad-
    Appartements im . Stock, und da ich inzwischen Ersparnisse in Höhe von  
    DM hatte zurücklegen können, und das Ehepaar Blorna für einen Kredit in
    Höhe von   DM bürgte, konnte ich schon Anfang  in meine Wohnung
    einziehen. Meine monatliche Mindestbelastung betrug zu Beginn etwa   DM,
    da aber das Ehepaar Blorna meine Verpflegung nicht berechnete, Frau Blorna mir
    sogar noch jeden Tag etwas zum Essen und Trinken zusteckte, konnte ich sehr
    sparsam leben und meinen Kredit rascher amortisieren als anfänglich berechnet
    war. Ich führe seit vier Jahren die Wirtschaft und den Haushalt dort selbständig,
    meine Arbeitszeit beginnt um sieben Uhr morgens und endet nachmittags gegen
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    Heinrich Böll
    Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    sechzehn Uhr dreißig, wenn ich mit den Haus- und Reinigungsarbeiten, dem
    Einkaufen, den Vorbereitungen für das Abendessen fertig bin. Ich besorge auch
    die gesamte Wäsche des Haushalts. Zwischen sechzehn Uhr dreißig und siebzehn
    Uhr dreißig kümmere ich mich um meinen eigenen Haushalt und arbeite dann
    gewöhnlich noch eineinhalb bis zwei Stunden bei dem Rentnerehepaar Hiepertz.
    Samstagsund Sonntagsarbeit bekomme ich bei beiden gesondert bezahlt. In
    meiner freien Zeit arbeite ich gelegentlich beim Traiteur Kloft, oder ich helfe
    bei Empfängen, Parties, Hochzeiten, Gesellschaften, Bällen, meistens als frei
    angeworbene Wirtschafterin auf Pauschale und eigenes Risiko, manchmal auch
    im Auftrag der Firma Kloft. Ich arbeite in der Kalkulation, der organisatorischen
    Planung, gelegentlich auch als Köchin oder Serviererin. Meine Bruttoeinnahmen
    betragen im Durchschnitt   bis   Mark im Monat. Dem Finanzamt
    gegenüber gelte ich als freiberuflich. Ich zahle meine Steuern und Versicherungen
    selbst. Alle diese Dinge … Steuererklärung etc. werden kostenlos für mich durch
    das Büro Blorna erledigt. Seit dem Frühjahr  besitze ich einen Volkswagen,
    Baujahr , den mir der bei der Firma Kloft beschäftigte Koch Werner Klormer
    günstig überließ. Es wurde für mich zu schwierig, die verschiedenen und auch
    wechselnden Arbeitsplätze mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
    Mit dem Auto wurde ich auch beweglich genug, auf Empfängen und bei
    Festlichkeiten mitzuarbeiten, die in weiter entfernt liegenden Hotels abgehalten
    wurden.«
    16.
    Es dauerte von . bis . Uhr, und nach einer Unterbrechung von
    einer Stunde, von . bis . Uhr, bevor dieser Teil der Vernehmung
    abgeschlossen war. In der Mittagspause weigerte sich die Blum, Kaffee und
    Käsebrote von der Polizeiverwaltung anzunehmen, und auch das intensive
    Zureden der ihr offensichtlich wohlwollenden Frau Pletzer und des Assistenten
    Moeding konnten an ihrer Haltung nichts ändern. Es war ihr – wie Hach
    erzählte – offenbar unmöglich, das Dienstliche vom Privaten zu trennen, die
    Notwendigkeit der Vernehmung einzusehen. Als Beizmenne, der sich Kaffee
    und Brote schmecken ließ und mit geöffnetem Kragen und

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