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Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Titel: Die verlorene Ehre der Katharina Blum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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ihrer
    Wohnung den Journalisten Werner Tötges erschossen, er möge veranlassen, daß
    ihre Wohnungstür aufgebrochen und er dort »abgeholt« werde; sie selbst habe
    sich zwischen . und . Uhr in der Stadt umhergetrieben, um Reue zu
    finden, habe aber keine Reue gefunden; sie bitte außerdem um ihre Verhaftung,
    sie möchte gern dort sein, wo auch ihr »lieber Ludwig« sei.
    Moeding, der die junge Person von verschiedenen Vernehmungen her kennt
    und eine gewisse Sympathie für sie empfindet, zweifelt nicht einen Augenblick
    lang an ihren Angaben, er bringt sie in seinem Privatwagen zum Polizeipräsidium,
    verständigt seinen Vorgesetzten Kriminalhauptkommissar Beizmenne, läßt
    die junge Frau in eine Zelle verbringen, trifft sich eine Viertelstunde später
    mit Beizmenne vor ihrer Wohnungstür, wo ein entsprechend ausgebildetes
    Kommando die Tür aufbricht und die Angaben der jungen Frau bestätigt findet.
    Es soll hier nicht so viel von Blut gesprochen werden, denn nur notwendige
    Niveauunterschiede sollen als unvermeidlich gelten, und deshalb wird
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    Heinrich Böll
    Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    hiermit aufs Fernsehen und aufs Kino verwiesen, auf Grusi- und Musicals
    einschlägiger Art; wenn hier etwas fließen soll, dann nicht Blut. Vielleicht sollte
    man lediglich auf gewisse Farbeffekte hinweisen: der erschossene Tötges trug
    ein improvisiertes Scheichkostüm, das aus einem schon recht verschlissenen
    Bettuch zurechtgeschneidert war, und jedermann weiß doch, was viel rotes Blut
    auf viel Weiß anrichten kann; da wird eine Pistole notwendigerweise fast zur
    Spritzpistole, und da es sich im Falle des Kostüms ja um Leinwand handelt, liegen
    hier moderne Malerei und Bühnenbild näher als Dränage. Gut. Das sind also die
    Fakten.
    4.
    Ob auch der Bildjournalist Adolf Schönner, den man erst am Aschermittwoch
    in einem Waldstück westlich der fröhlichen Stadt ebenfalls erschossen fand,
    ein Opfer der Blum gewesen war, galt eine Zeitlang als nicht unwahrscheinlich,
    später aber, als man eine gewisse chronologische Ordnung in den Ablauf
    gebracht hatte, als »erwiesen unzutreffend«. Ein Taxifahrer sagte später aus, er
    habe den ebenfalls als Scheich verkleideten Schönner mit einer als Andalusierin
    verkleideten jungen Frauensperson zu eben jenem Waldstück gefahren. Nun war
    aber Tötges schon am Sonntagmittag erschossen worden, Schönner aber erst am
    Dienstagmittag. Obwohl man bald herausfand, daß die Tatwaffe, die man neben
    Tötges fand, keinesfalls die Waffe sein konnte, mit der Schönner getötet worden
    war, blieb der Verdacht für einige Stunden auf der Blum ruhen, und zwar des
    Motivs wegen. Wenn sie schon Grund gehabt hatte, sich an Tötges zu rächen,
    so hatte sie mindestens so viel Grund gehabt, sich an Schönner zu rächen. Daß
    die Blum aber zwei Waffen besessen haben könnte, erschien den ermittelnden
    Behörden dann doch als sehr unwahrscheinlich. Die Blum war bei ihrer Bluttat
    mit einer kalten Klugheit zu Werke gegangen; als man sie fragte, ob sie auch
    Schönner erschossen habe, gab sie eine ominöse, als Frage verkleidete Antwort:
    »Ja, warum eigentlich nicht den auch?« Dann aber verzichtete man darauf, sie
    auch des Mordes an Schönner zu verdächtigen, zumal Alibirecherchen sie fast
    eindeutig entlasteten. Keiner, der Katharina Blum kannte oder im Laufe der
    Untersuchung ihren Charakter kennenlernte, zweifelte daran, daß sie, falls sie
    ihn begangen hätte, den Mord an Schönner eindeutig zugegeben hätte. Der
    Taxifahrer, der das Pärchen zum Waldstück gefahren hatte (»Ich würde es ja eher
    als verwildertes Gebüsch bezeichnen«, sagte er), erkannte jedenfalls die Blum
    auf Fotos nicht. »Mein Gott«, sagte er, »diese hübschen braunhaarigen jungen
    Dinger zwischen , und , groß, schlank und zwischen  und  Jahre alt
    – davon laufen doch Karneval Hunderttausende hier herum.«
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    Heinrich Böll
    Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    In der Wohnung des Schönner fand man keinerlei Spuren von der Blum,
    keinerlei Hinweis auf die Andalusierin. Kollegen und Bekannte des Schönner
    wußten nur, daß er am Dienstag gegen Mittag von einer Kneipe aus, in der sich
    Journalisten trafen, »mit irgendeiner Bumme abgehauen war«.
    5.
    Ein hoher Karnevalsfunktionär, Weinhändler und Sektvertreter, der sich
    rühmen konnte, den Humor wiederaufgebaut zu haben, zeigte sich erleichtert,
    daß beide Taten erst am Montag bzw.

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