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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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    »Im Übrigen«, sagte sie und sah Lars fest an, »werde ich ohnehin nicht mehr kommen können. Ich bin nämlich schwanger.«
    Ihr Chef starrte sie fassungslos an. Lea drehte sich zu Elfi hin.
    »Machst du Millie und mir zwei große Milchkaffee, ja? Danke.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Lea sich um und ging zu ihrer Freundin hinüber.
    »Na, das war schon einmal sehr spannend, und mit deiner Kündigung hätte ich auch nicht gerechnet«, sagte die. »Und was höre ich da von einer australischen Großmutter? Ich dachte immer, die einzige dir bekannte Großmutter ist schon lange tot?«
    Nicht zum ersten Mal holte Claire die kleine Lumpenpuppe aus ihrem Koffer hervor und betrachtete sie. Sie hatte das fehlende Auge ersetzt und das Püppchen ge waschen und vom Staub befreit. Ein kleiner Brandfleck auf seiner Schürze stürzte sie bei jeder neuerlichen Betrachtung in die Vergangenheit. Die Puppe hatte damals nur einen Moment auf der heißen Herdplatte gelegen. Es war unglaublich, was dieses kleine Ding alles überlebt hatte. Claire erinnerte sich noch an den Tag, an dem sie das Püppchen genäht hatte. Sie war handwerklich nie sehr geschickt gewesen, aber das war ihr gelungen. Für Friederike, hatte sie sich immer wieder gesagt, für meine Tochter.
    Und Großonkel Ludwig hatte zwei der unteren Knöpfe von seinem Alltagshemd gerissen – so viele Knöpfe braucht kein Mensch, hatte er gesagt –, damit die Bubu Augen hatte.
    Friederike hatte ihre Bubu geliebt. Die Stoffpuppe hatte sie überallhin begleitet, und nachts hatten die beiden das Bett geteilt. An jenem Tag, als sie das Gut hatten verlassen müssen, war die Bubu in der Hektik des Aufbruchs zurückgeblieben.
    Friederike hatte sie damals sicher vermisst. Wenn sie die Augen schloss, sah Claire kleine Patschhände, die die Puppe festhielten, einen kleinen Mund, der sich an irgendeinem Stoffteil festsaugte. Ludwig musste das Püppchen gefunden haben. Warum nur hatte er es versteckt? Wenn sie das richtig verstanden hatte, hatte Lea es unter den Dielen oben gefunden. Aber wie war die Puppe dorthin gelangt?

D rittes Kapitel
    Claire war am Vorabend wieder einmal spät zurückgekommen, und entgegen ihrem Vorhaben, der Großmutter endlich ein paar Fragen zu stellen, hatte Lea ihr erneut nur ein verschlafenes »Hallo, schlaf gut« von der Couch zugeworfen.
    Obwohl Claire nach ihr eingeschlafen sein musste, war die Großmutter an diesem Morgen schon in der Küche beschäftigt, als Lea erwachte. Kaffee- und Brötchenduft zog durch die Wohnung. Aus der Küche drangen die Geräusche des Radios und leiser Gesang.
    Bisher, dachte Lea bei sich, war sie mit Claire noch keinen Schritt weitergekommen. Sie fragte sich, wie lange sie ihre Mutter noch von ihr fernhalten konnte und was wohl geschehen würde, wenn Rike erstmals auf sie traf.
    Dass sie einander noch nicht begegnet waren, war ohnehin unglaublich. Bisher war auf den Anruf direkt nach dem Urlaub kein weiterer gefolgt, dabei rief Rike sonst mindestens jeden zweiten Tag an.
    Entschlossen schob Lea sich von der Couch hoch und tappte auf die Geräuschquelle zu.
    Claire war schon vollständig angezogen und frisiert. Auf dem Tisch stand Frühstück: zwei Kannen, Teller und Besteck, Frühstückseier, Marmelade, Butter und Brötchen.
    »Hm …« Lea musste gähnen. »Das sieht aber gut aus.«
    »Guten Morgen!« Claire lächelte ihr zu. »Man sollte doch meinen, dass ich so etwas kann. Schließlich führe ich mein guest house nun schon einige Jahre lang. Setz dich doch.« Sie musterte ihre Enkelin, dann hob sie erst die eine, dann die andere Kanne hoch. »Tee oder Kaffee?«
    Lea ließ sich seufzend auf ihren Stuhl nieder. »Erst einmal einen Kaffee.« Seit sie die Übelkeit überwunden hatte, trank sie am Tag wieder gerne ein oder zwei Tassen. »Wo hast du die Brötchen her? Warst du schon außer Haus? Ich muss ja wirklich geschlafen haben wie ein Stein.«
    Claire schlug flüchtig die Augenlider nieder und sah dann wieder auf. »Gestern schon gekauft und eben im Ofen aufgebacken, muss ich zugeben. Ich hoffe, du verzeihst mir.«
    Sie nahm sich selbst ein Brötchen, schnitt es auf und bestrich es mit Butter und Marmelade.
    »Na, es gibt Schlimmeres«, zwinkerte Lea ihr zu, nachdem sie den ersten Bissen gekaut und heruntergeschluckt hatte.
    »Ich dachte, wir könnten heute vielleicht auf ein Weinfest gehen«, sagte Claire unvermittelt. »Hättest du

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