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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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gerade auch dorthin gehen.«
    Das Café, fuhr es Lea siedend heiß durch den Kopf, Lars. Ich hab tatsächlich meinen ersten Arbeitstag verpasst. Nachdem sie ihren Urlaub krankheitsbedingt um eine Woche verlängert hatte, war sie heute Morgen eigentlich zur ersten Schicht erwartet worden. Mit einem Lächeln drehte Lea sich zu ihrer Freundin hin.
    »Wie jetzt, bist du denn schon zurück?«
    »Was denkst du denn? Ich wollte in Mallorca Urlaub machen, nicht dorthin auswandern.« Millie lachte über das ganze sommersprossige Gesicht. »Aber jetzt zu dir. Was macht mein Liebling?«
    »Wir haben uns getrennt.«
    »Halleluja.«
    »Na, du bist mir ’ne Freundin.« Lea versuchte zu lachen.
    »Ich bin nur ehrlich. Gut, dass du ihn los bist. Und jetzt erzähl schon, wie ist es passiert? Ich hoffe doch sehr, du hast ihm den Laufpass gegeben?«
    Lea wich Millies Blick aus.
    »O nein!«, hörte sie gleich darauf deren Stimme. »Dieser Drecksack!«
    Plötzlich und ohne zu wissen warum, sah Lea wieder ihre Großmutter vor sich, wie sie weinend im Flur des alten Hauses gestanden hatte, die Lumpenpuppe in der Hand, und sie dachte daran, wie sie sich in diesem Moment leise wieder nach draußen geschlichen hatte. Unsicher darüber, was sie sagen sollte, hatte sie sich nicht getraut, Claire den Arm um die Schulter zu legen oder sie einfach an sich zu drücken. Vielleicht hatte sie damit die erste Gelegenheit verpasst, mehr zu erfahren.
    »Und, was ist passiert?« Millie klang jetzt ungeduldig.
    »Ach, das ist zu viel, um es dir hier zu erzählen. Komm, lass uns ins Café gehen. Lars vermisst mich sicher schon. Ich bin spät dran, wie du ja selbst schon angemerkt hast.«
    »Ach ja, wieso eigentlich, du bist doch sonst so verlässlich? Und was machst du überhaupt hier?«
    »Ich hab’s einfach vergessen.«
    »Du hast vergessen, arbeiten zu gehen?«
    »Ja.« Lea rückte ihre Umhängetasche zurecht.
    Millie nickte langsam, dann runzelte sie die Stirn und musterte das Haus in Leas Rücken. »Sag mal, warst du etwa beim Gyn?«
    »Du kommst spät«, murmelte Lars in die Speisekarte hinein, als Lea und Millie eintrafen. Auch als er weitersprach, hob er den Kopf kaum. »Elfi hat deine Schicht übernommen. Ich wusste ja nicht, ob du überhaupt noch kommst.«
    Jetzt schaute er sie doch vorwurfsvoll an.
    Lea warf einen Blick auf die Uhr links oberhalb seiner Schulter. Zwei Stunden, sie war zwei Stunden zu spät gekommen. Das war noch nie vorgekommen.
    Sie schaute sich im Gastraum um. Früher war dieser Ort immer etwas wie Heimkommen gewesen. Sie hatte nie gewagt, sich nach etwas Besserem umzusehen. Genau wie Rike, dachte sie. Die hatte sich beruflich auch nie etwas zugetraut. Aber sollte das hier tatsächlich schon alles sein? Ein kleines Café? Ein Leben, in dem es nie eine Veränderung geben würde, ein Leben wie ein steter, ruhiger Fluss?
    Doch, es gab eine Veränderung: Sie war schwanger, wie nun auch Millie wusste, und die war ziemlich überrascht gewesen.
    »Mann, und ich dachte immer, du bist hier die Vernünftige«, hatte sie fast gekeucht.
    Einer der Stammgäste – ein Espresso, eine Zitrone, zwei Scheiben Toast in Dreiecke geschnitten mit Butter – nickte Lea zu. Sie bemerkte, dass Lars auf eine Entschuldigung wartete. Elfi stand mittlerweile in der Küchentür und schaute zu ihnen herüber. Lea konnte ihren platinblond gefärbten, kurzen Schopf geradezu in der Dunkelheit leuchten sehen. Millie hatte sich längst in ihren Lieblingskorbsessel gefläzt und verfolgte die Situation gespannt.
    Lea überlegte. Sollte sie sich entschuldigen? Sich für einen neuen Tag eintragen lassen und nach Hause dackeln?
    »Es tut mir leid, Lars«, sagte sie. »Mehr kann ich wirklich nicht sagen. Ich habe einfach nicht daran gedacht. Es wird nicht mehr vorkommen. Weißt du, es passiert gerade sehr viel. Meine Großmutter ist aus Australien zu Besuch …«
    Millie ließ ein überraschtes Schnauben hören. Lars nickte, vollkommen zufrieden schien er jedoch nicht zu sein.
    Lea aber wich seinem vorwurfsvollen Blick nicht aus. Jäh spürte sie eine Wut in sich, deren sie sich nicht für fähig gehalten hatte. Es war, als stürmten Gefühle auf sie ein, von denen sie bisher keine Ahnung gehabt hatte.
    Du wirst nicht mehr von mir hören, dachte sie bei sich, ich habe bisher nie gefehlt. Ich habe mich entschuldigt. Ich habe die Schichten anderer übernommen, ohne mich zu beschweren. Bedankt hast du dich nie dafür, ich aber weiß jetzt zumindest, was ich mit meinen

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