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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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Als sich seine Lippen von den ihren lösten, starrte sie ihn an.
    »Entschuldige«, stotterte er, »ich … Das wollte ich nicht. Es tut mir leid …« Er brach ab und deutete auf das Haus. »Ich gehe mal wieder hinein, da ist noch einiges zu machen. Entschuldige nochmals.«
    Lea starrte ihm hinterher, bewegte die Lippen und bekam immer noch keinen Ton heraus. »Du musst dich nicht entschuldigen«, flüsterte sie endlich. »Nein, das war … Das war sehr schön.«
    Bis zum späten Nachmittag wechselten sie kein Wort mehr miteinander, obwohl Lea sich Toms Nähe wünschte. In welches Zimmer sie auch ging, kurze Zeit später schon wechselte er seinen Arbeitsplatz, bis er gegen 15 Uhr gar nicht mehr im Haus aufzutreiben war. Auf der Suche nach ihm traf Lea schließlich im Hof auf Wolf Wieland. Seinen Hund hatte er dieses Mal nicht dabei.
    »Ist Tom hier?«, fragte der.
    Lea zuckte die Achseln und widerstand dem Impuls, ihn hier und jetzt nach seinen Kindheitserlebnissen auszufragen. Sie kannten einander doch kaum. Sie wollte keinesfalls aufdringlich wirken.
    »Keine Ahnung, ich habe ihn auch gerade gesucht. Viel leicht schaut er sich gemeinsam mit Claire die Weinberge an? Ich glaube, sie wollten so etwas machen.«
    »Und wie geht die Arbeit voran?«, fragte Wolf Wieland mit einem Lächeln. »Darf ich mich einmal umschauen?«
    »Natürlich.« Lea nickte. Für die nächsten gut zehn Minuten führte sie ihren Gast durch das Haus.
    »Beeindruckend«, brummte der immer wieder, »die Renovierungsarbeiten gehen gut voran, was? Ist Tom Ihnen auch eine Hilfe?«
    »Ja, das ist er.« Lea musste auf einmal an die alten Briefe denken, denen sie sich kürzlich gemeinsam mit Tom gewidmet hatte. Es waren nicht nur Briefe. Es gab auch mehrere Blätter, auf denen jemand wohl kleinere Begebenheiten geschildert hatte, Festlichkeiten, das Aufstellen einer kleinen Madonnenstatue, das Einmachen von Früchten. Auch Tom konnte sich bisher keinen Reim auf das alles machen. Das Einzige, auf das sie sich geeinigt hatten, war, dass das meiste offenbar von einer Frau geschrieben worden war.
    Vielleicht sollten wir uns Hilfe von außen suchen, überlegte Lea.
    Wolf Wieland war im Flur stehen geblieben und musterte die Wände. Er wirkte auf einmal nachdenklich.
    »Hat Tom gesagt, dass er euch mit den alten Möbeln helfen kann?«, fragte er, doch man hörte an seiner Stimme, dass er offenbar an etwas ganz anderes dachte.
    »Nein. Es gibt nur noch ein altes Buffet.«
    Wolf Wieland schien sie nicht zu hören.
    »Tom kann Möbel restaurieren. Er hat das mal beruflich gemacht. Wie so vieles.«
    Himmel, was hat er denn noch nicht gemacht?, überlegte Lea, und was geschieht, wenn wir fertig mit der Renovierung sind? Werde ich den Geruch nach Farbe, Öl und jenem Hauch von Bienenwachs, mit dem ich das Buffet behandelt habe, vermissen? Wird Tom einfach gehen? Wird alles sein wie vorher? Nein, sicher nicht, aber wie wird nur alles werden?
    Die Haustür wurde plötzlich aufgestoßen.
    »Herr Wieland!«, war gleich darauf Claires Stimme zu hören. »Schön, Sie zu sehen. Dürfte ich Ihnen meine Enkelin jetzt entführen?«
    »Aber natürlich.« Wolf Wieland grinste breit. »Ich suche ohnehin meinen Neffen.«
    »Der ist hinten im Garten. Kommst du, Lea?«
    »Einen Moment.«
    Lea lief in die Küche, wo sie heute ihre Tasche abgelegt hatte, warf einen kurzen Blick auf das alte Buffet. Hier hatte sie die ersten Spuren ehemaliger Bewohner gefunden, danach waren die Briefe dazugekommen und die Lumpenpuppe, die allerdings Claire an sich genommen hatte.
    Lea ging nach draußen. Ihre Großmutter war die Stufen zur Eingangstür bereits hinuntergestiegen und drehte sich nun zu ihr um. »Ich würde gerne ein Stück Kuchen mit dir essen, okay? Ich habe einen furchtbaren Hunger, und wenn ich mich recht erinnere, ging es mir in deinem Zustand damals auch immer so.«
    Lea zuckte die Achseln, folgte der Großmutter aber, die nun entschlossen auf Leas kleinen Polo zu marschierte. Sie öffnete die Beifahrertür, half Claire beim Einsteigen und saß wenig später auf dem Fahrersitz.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie.
    »Kennst du Die süße Ecke ? «
    »Nein.« Lea trat die Kupplung und legte den ersten Gang ein.
    »Ein Café in Bad Münster am Stein. Ich habe vor Kurzem herausgefunden, dass es immer noch existiert.« Claire faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ich kenne es noch von damals.«
    Lea warf ihrer Großmutter einen Seitenblick zu. Würde sie jetzt endlich mehr darüber

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