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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Jentsch
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dichten Wald aus verschiedenen Baumarten. Teilweise ragten neben der Straße Bäume mit einem Durchmesser von über zehn Metern in die Höhe. Ihr knorriges, über mannshohes Wurzelwerk breitete sich über eine noch größere Fläche aus. „Sind das die Bäume, die in Woods Cave besiedelt wurden?“ frage Gabby. Ihr Mitreisender lachte auf. „Ja, aber die kleinere Ausführung davon! Man muss es gesehen haben, um es zu glauben!“ Nach einer weiteren halben Stunde, in der die Straße zwischen immer höher wachsenden Bäumen entlang führte, machte das Fahrzeug halt. „Hier wohne ich.“ sagte ihr Mitfahrer. Gabby starrte aus dem Fenster und sah nur kleine Bäume, große Bäume und sehr große Bäume, teilweise bemoost, teilweise bewachsen mit etwas, was sie an eine Art Efeu mit gelben und roten Blüten erinnerte. Schließlich sah sie eine gezimmerte Treppe mit einem verzierten Holzgeländer, die zu einer Tür in einer Art riesigem Astloch führte. Dicht daneben waren als Fenster einige Öffnungen in den Baum gesägt, die mit Glasscheiben verkleidet waren. 
    „Da bin ich ja mal gespannt auf Tante Marys Wohnung!“ dachte sie, nachdem sie sich von ihrem Mitreisendem verabschiedet hatte und das Fahrzeug sich wieder in Bewegung setzte. Nach kurzer Fahrt, mit vielen Abzweigungen wusste Gabby überhaupt nicht mehr, wo sie sich befand. Ihr sonst eigentlich ganz guter Orientierungssinn hatte sie völlig im Stich gelassen. Das Fahrzeug hielt und die Computerstimme sagte: „Fahrziel erreicht!“ Gabby griff sich ihre Reisetasche und murmelte leise für sich: „Ich hoffe nur, du weißt besser, wo wir sind als ich!“ 
    Als sie ausgestiegen war, hatte sie wieder eine hölzerne Treppe mit einem geschnitzten Geländer im Blickfeld. Sie wusste noch aus den Mails von ihrer Familie, das sich ihr Onkel vor etwa zehn Jahren sich der Holzschnitzerei als Hobby zugewandt hatte. Sie hing sich ihre Tasche über die Schulter, um sie besser transportieren zu können und begann den Aufstieg über die Treppe. Nach vier Absätzen kam sie zu einer dem Baum vorgebauten Veranda, auf der ein hölzerner Tisch und mehrere Bänke standen. Das Dach der Veranda war von dem efeuähnlichen Gewächs umrankt, an dem viele rote und gelbe Blüten hingen. Gegenüber der Treppe sah sie eine in die Rinde des Baumes eingelassene Tür mit einem schmiedeeisernen Türklopfer. Sie stellte ihre Tasche auf eine Bank und atmete nach dem Aufstieg tief durch. Ein betäubender Duft nach Blumen und Wald hing in der Luft, zu hören war nichts außer dem Plätschern eines Baches, das gedämpft an ihr Ohr gelangte und dem Zwitschern vieler verschiedener Vogelarten. 
    Sie ging zur Tür und ließ den schmiedeeisernen Türklopfer, der die Form eines Blütenblattes hatte, gegen die Tür schlagen. Nach kurzer Wartezeit hörte sie auf der anderen Seite der Tür schnelle Frauenschritte und die Tür öffnete sich ohne das Knarren, das sie erwartet hatte. Vor ihr stand ihre Tante, die sie schnell in die Arme nahm und sie fest an sich drückte. „Ist das schön, Kind, das du uns mal besuchen kommst. Lass dich anschauen!“ 
    Sie hielt sie auf Armeslänge von sich weg. „Tante Mary, jetzt sag bitte nicht, Kind, bist du groß geworden!“ lachte Gabby. „Es lag mir auf der Zunge! Aber wenn du es nicht hören willst...“ Sie ließ Gabby los und die beiden traten in das Baumhaus ein. Gabby sah sich neugierig um. Sie war noch nie in einer Wohnung gewesen, die in einen der Riesenbäume gebaut war. Die Wände bestanden aus schillerndem, glatt poliertem Holz, dessen feine Maserung sehr schön anzusehen war. „Komm, Kind, ich zeige dir dein Zimmer. Dann kannst du dich nach der Reise frisch machen!“ Sie führte Gabby eine schmale Treppe hoch in das nächste Stockwerk und sagte entschuldigend: „Es ist stellenweise etwas eng bei uns, aber bei dem Ausbau der Wohnungen darf man keine der Adern verletzen, sonst stirbt der Baum ab!“
    Sie kamen in das nächste Stockwerk und sie zeigte Gabby ihr Zimmer. Auch hier waren die Wände wieder aus dem fein poliertem Holz des Baumes. Die Einrichtung bestand ebenfalls aus Holz und Tante Mary erklärte ihr, dass die Möbel von ihrem Onkel selbst gebaut waren. Gabby fühlte sich in dem gemütlichen Zimmer gleich wohl und ließ siech von Tante Mary noch das Badezimmer zeigen. Als sie allein war, nahm sie als erstes eine lange, heiße Dusche. Danach ging sie zu Tante Mary hinunter in das untere Stockwerk. Die beiden setzten sich mit einem Kaffee auf

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