Die verlorene Kolonie (German Edition)
die Veranda und schwelgten in Erinnerungen. Nach einer Weile kam auch ihr Onkel Josef von der Arbeit und setzte sich zu ihnen. Tante Mary brachte ein leckeres Abendessen auf den Tisch. Da Gabby's Körper immer noch auf die Zeit von Laguna City, die auch die Standardzeit im Weltraum war, eingestellt war, begann sie bald zu gähnen, woraufhin Tante Mary sie ins Bett schickte. „Schlaf dich aus Kind, solange du willst. Du scheinst es nötig zu haben!“ Sobald Gabby ins Bett gefallen war, war sie auch schon eingeschlafen.
Sie schlief bis in den späten Morgen am nächsten Tag und als sie endlich aufwachte, hörte sie nur das Rauschen des Waldes und die verschiedenen Vogelschreie. Munter stand sie auf und ging nach kurzer Morgentoilette hinunter, wo ihre Tante schon ein reichhaltiges Frühstück bereithielt. Den Tag verbrachten die Beiden mit Reden über Familiengeschichten und Gabby durfte sogar in der Küche, Tante Mary's Heiligtum, mithelfen. Am Abend brachte Onkel Josef Gabby's Eltern mit, die mit ihrem Schiff an Yggdrasil Central angelegt hatten und zwei Tage frei hatten. Am nächsten Morgen machte die Familie einen Ausflug zu den im ganzen Lagoonsystem berühmten Wasserfällen des Müritz Rivers, die in einer Breite von acht Kilometer mehrere hundert Meter tief herabfielen. Die Luft war voller Wasserstaub und ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Luft. Von der Aussichtsplattform war durch den Wassernebel ein riesiger Regenbogen zu sehen. Gabby's Vater sah, wie sie der Anblick beeindruckte und sagte leise zu ihr: „Es ist schade, das wir in deiner Kindheit immer nur mit dir im Weltraum gewesen sind und selten die Chance ergriffen haben, die Schönheiten unserer Welten zu sehen.“
Gabby drückte ihn kurz, aber kräftig und erwiderte genauso leise: „Ihr habt es schon richtig gemacht. Sonst wäre aus mir nicht das geworden, was ich heute bin. Und der Weltraum hat auch seine eigene Schönheit. Die Planetenbesuche kann man alle nachholen!“
Am Abend fand ein großes Familienabschiedsfest statt, da Gabby's Eltern am nächsten Tag wieder ihren Dienst an Bord antreten mussten. Während des Abends führte ihr Vater Gabby kurz auf die Terrasse hinaus und drückte sie fest. „Wir haben dir nie gesagt, wie stolz wir auf dich sind! Und auch, wenn wir uns wünschen würden, du würdest einen ungefährlichen Beruf ergriffen haben, stehen wir doch hinter dir. Und lass dir beim Militär nichts gefallen, ich weiß, du bist die Beste!“
So standen sie eine Weile eng zusammen in der Dunkelheit, bis Tante Mary sie fand und wieder zur Party hinein schickte. Die letzten Tage von Gabby's Urlaub vergingen wie im Fluge. Sie besuchte einen Großteil ihrer Familie und traf viele alte Bekannte und Freunde wieder. Schließlich kam der Tag des Abschieds. Tante Mary hatte ihr extra ein Fresspaket zusammengestellt und ihr mit den Worten „Kind, du bist viel zu dünn! Du musst viel mehr essen!“ mitgegeben. Zum Glück hatte sich Gabby eine zweite Reisetasche besorgt, auch für mehrere kleine Holzschnitzereien von Onkel Josef, so dass sie genügend Platz für den Transport hatte. Der Wagen kam und sie wurde noch mal von allen Verwandten gedrückt. Mit vielen Einladungen für den nächsten Besuch versehen stieg Gabby in das Fahrzeug, das sich auf direktem Weg zum Raumhafen machte. Der Rückflug nach Techno verlief ereignislos.
Die Taufe der Black Rose
Mehrere Wochen nach ihrem Urlaub wurden Gabby und ihre Besatzung von den Schulungen abgerufen zu einem Treffen auf der Hangargalerie der FIA Basis. Als sie dort ankommen, sahen sie den Protektor und seine Frau im Gespräch mit Maxine van Bibber, die diesmal nicht die gewohnte Zivilkleidung trug, sondern die Uniform eines Admirals der Raumwaffe.
Gabby ahnte sofort, was passieren sollte, da auch in letzter Zeit Gerüchte über die ersten Testflüge des ersten Raumkampfbootes die Runde gemacht hatten. Die Übergabe des ersten Kampfschiffes, ihres Schiffes, an die Raumwaffe stand bevor. Sie ließ ihre Besatzung Haltung annehmen. Als Maxine van Bibber sah, das auch die letzten Gäste angekommen waren, bat sie die Anwesenden durch ein großes Tor in den Hangar hinein. Und da hing sie, tiefschwarz schwebte die riesige Kugel im Hangar, die Kugelform nur durchbrochen von den verschiedenen Sensoren und den arrogant in den Raum ragenden Abstrahlprojektoren der Lasergeschütze.
Unter dem Jubel der Anwesenden stieg Petra, die Frau des Protektors, die Bühne empor und ergriff die
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