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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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einige Treppenstufen tiefer. Nicht gut. Das Spielzeugauto verkraftete bestimmt nur noch einen Aufprall.
    »Wo ist Bobo?«, rief das Mädchen. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    Für ausgefeilte Manöver war keine Zeit mehr. Mal schauen, was in dieser Karre steckte. Doodah gab Vollgas und jagte auf das Fenster hinter dem Samtsofa zu. Er tätschelte das Armaturenbrett. »Du kannst das, kleine Klapperkiste. Ein Sprung. Zeig, was du draufhast.«
    Das Auto antwortete nicht. Das taten sie nie. Obgleich Doodah, wenn er unter extremem Stress und Sauerstoffmangel litt, sich bisweilen einbildete, dass sie seine Liebe zu waghalsigen Stunts teilten.
    Minerva kam in vollem Lauf um die Ecke und brüllte in ihr Walkie-Talkie. Doodah hörte die Worte ergreifen, notfalls mit Gewalt und Verhör. Das ließ nichts Gutes ahnen.
    Die Räder des Autos rutschten über den langen Teppichläufer, dann griffen sie. Der Läufer wurde nach hinten geschleudert wie Klopapier von der Rolle.
    Minerva verlor das Gleichgewicht, hörte aber nicht auf zu brüllen, während sie fiel. »Er ist gleich in der Bibliothek. Schnappt ihn euch! Wenn es sein muss, schießt.«
    Doodah hielt grimmig das Lenkrad fest, um nicht aus der Bahn zu geraten. Er würde durch dieses Fenster jagen, ob es offen war oder nicht. Mit hundertundzehn Stundenkilometern passierte er die Schwelle und hob von der obersten Stufe ab. Ganz ordentliche Beschleunigung für ein Spielzeugauto. In dem Raum waren zwei Wachmänner. Sie zogen die Waffe. Dann zögerten sie. War das nicht ein Kind da in dem Auto?
    Pappnasen , dachte Doodah - dann knallte die erste Kugel ins Chassis. Okay, sie schossen doch, aber nur auf das Auto.
    Doodah segelte in sanftem Bogen auf das Fenster zu. Zwei weitere Kugeln rissen Löcher in die Plastikkarosserie, aber es war zu spät, um das kleine Fahrzeug aufzuhalten. Es streifte den Fensterrahmen, verlor einen Kotflügel und trudelte durch das offen stehende Fenster nach draußen.
    Schade, dass das keiner filmt , dachte Doodah und biss in Erwartung des Aufpralls die Zähne zusammen.
    Der Stoß schüttelte ihn durch, von den Zehen bis zur Schädeldecke. Einen Moment lang tanzten ihm Sterne vor den Augen, dann fasste er sich wieder und bretterte auf die Klärgrube zu.
    Mulch wartete schon, die wilde Haarmähne gesträubt vor Ungeduld. »Wo warst du denn? Mir geht die Sonnencreme aus.«
    Doodah verschwendete keine Zeit mit einer Antwort, sondern sprang aus dem demolierten Auto und riss Mongocharger und Spiegel ab.
    Mulch bohrte ihm seinen Stummelfinger in die Brust. »Ich hab da noch ein paar Fragen.«
    Eine Kugel aus Richtung des offenen Fensters knallte gegen den Auffangbehälter, dass ihnen die Betonsplitter um die Ohren flogen.
    »Aber die können warten. Spring auf.« Mulch drehte Doodah den Rücken zu, samt blanker Verlängerung.
    Der Wichtel sprang auf und hielt sich an zwei dicken Bartbüscheln fest. »Los!«, rief er. »Sie sind direkt hinter mir!«
    Mulch hakte den Kiefer aus und bohrte sich in den Lehm wie ein behaarter Torpedo.
    Doch so schnell er auch war, fast hätten sie es nicht geschafft. Weitere bewaffnete Wachmänner waren nur noch Schritte entfernt. Sekunden später hätten sie den sanft schnarchenden Beau entdeckt und die Tunnelöffnung mit Kugeln durchsiebt. Wahrscheinlich hätten sie sogar noch ein paar Granaten hinterhergeworfen. Doch all das taten sie nicht, weil genau in dem Moment im Innern des Herrenhauses die Hölle losbrach.
     
    * * *
     
    Kaum hatte Doodah die Videoklemme an dem Kabel befestigt, bohrten sich Hunderte winziger Dornen durch die Gummiummantelung und schlossen Kontakt mit den Drähten im Innern.
    Nur Augenblicke später flossen die Informationen in Foalys Computer im Hauptquartier der Abteilung Acht. Die Daten sämtlicher Überwachungskameras, Alarmsysteme, Störsender und Kommunikationseinrichtungen erschienen in separaten Fenstern auf seinem Bildschirm.
    Foaly wieherte vergnügt und ließ die Fingerknöchel knacken. Er liebte seine guten alten Videoklemmen. Nicht so schick wie die neuen organischen Wanzen, aber dafür wesentlich zuverlässiger.
    »Okay«, sagte er in ein bleistiftdünnes Mikro auf seinem Schreibtisch. »Ich habe alles unter Kontrolle. Was für Albträume soll ich den Paradizos bereiten?«
    In Südfrankreich antwortete Captain Holly Short in ihr Helmmikrofon: »Das ganze Repertoire. Schick ihnen Sturmtruppen und Hubschrauber auf den Hals, überlaste ihr Kommunikationssystem, schalte die Störsender ab, lass

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