Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
die Alarmsirenen losgehen. Sie sollen glauben, dass sie angegriffen werden.«
    Foaly rief mehrere Phantomdateien auf. Die Phantomdateien zu pflegen war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Er kopierte Ausschnitte aus Filmen der Oberirdischen - Soldaten, Explosionen und dergleichen -, die sich in einen beliebigen Hintergrund einbauen ließen. Diesmal speiste er den Paradizos ein Spezialkommando der französischen Armee ins Überwachungssystem. Das war doch schon mal ein netter Anfang.
     
    * * *
     
    Im Château Paradizo stand Juan Soto, der Chef des Sicherheitsdienstes, vor einem kleinen Problem: Im Haus fielen mehrere Schüsse. Ein wirklich kleines Problem im Vergleich zu dem extrem großen Problem, das Foaly für ihn in petto hatte.
    Soto sprach ins Funkgerät. »Ja, Mademoiselle Paradizo«, sagte er mit bemüht ruhiger Stimme. »Mir ist bewusst, dass Ihr kleiner Bruder verschwunden sein könnte. Ich sage könnte , weil es auch möglich wäre, dass er in dem Spielzeugauto sitzt. Für mich sieht es jedenfalls ganz danach aus... Schon gut, schon gut, ich verstehe. Es ist in der Tat ungewöhnlich, dass ein Spielzeugauto so weit fliegt. Möglicherweise liegt ein Funktionsfehler vor.«
    Soto beschloss, sich die zwei Idioten zur Brust zu nehmen, die auf Minervas Anordnung hin tatsächlich auf das Spielzeugauto geschossen hatten. Egal, wie klug die Kleine war, solange er hier das Sagen hatte, gab kein Kind seinen Männern Befehle.
    Obwohl Minerva sich nicht einmal in der Nähe der Sicherheitszentrale befand und noch viel weniger sein Gesicht sehen konnte, setzte Soto die passende Miene für eine Strafpredigt auf. »Mademoiselle Paradizo, jetzt hören Sie mal gut zu«, begann er, doch dann entglitten ihm die Gesichtszüge, als das gesamte Überwachungssystem plötzlich verrückt spielte.
    »Ja, Soto, ich höre«, kam es von Minerva.
    Soto hielt mit der einen Hand das Funkgerät umklammert und betätigte mit der anderen hektisch die Schalter auf seiner Konsole. Hoffentlich war das nur ein Systemfehler. »Es sieht so aus, als würde ein Spezialkommando auf das Gelände vordringen. Mein Gott, Soldaten sind im Haus! Und Hubschrauber, die Kamera auf dem Dach zeigt Hubschrauber.« Auf einmal tönten Funksprüche aus dem Lautsprecher. »Jetzt kann ich sie auch hören. Sie sind hinter Ihnen her, Mademoiselle Paradizo, und hinter Ihrem Gefangenen. Verdammt, jetzt geht auch noch der Alarm los. Überall. Wir sind umzingelt! Wir müssen evakuieren. Sie stehen am Waldrand. Sie haben einen Panzer! Wie haben die denn einen Panzer hier raufgekriegt?«
     
    * * *
     
    Vom Graben aus beobachteten Artemis und Butler das von Foaly erzeugte Chaos. Alarmsirenen heulten durch die Alpenluft, und Wachleute rannten auf ihre Posten.
    Butler warf ein paar Rauchgranaten, um die Wirkung zu verstärken.
    »Ein Panzer?«, sagte Artemis amüsiert. »Sie haben ihnen einen Panzer geschickt?«
    »Du hörst die Funkverbindung ab?«, entgegnete Foaly scharf. »Was kann dein Telefon denn noch alles?«
    »Solitär und Minesweeper spielen«, erwiderte Artemis mit Unschuldsmiene.
    Foaly schaubte ungläubig. »Darüber unterhalten wir uns noch, Menschenjunge. Aber jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf den Plan.«
    »Ausgezeichneter Vorschlag. Haben Sie in Ihrem Phantomarsenal auch Lenkflugkörper?«
     
    * * *
     
    Der Chef des Sicherheitsdienstes fiel fast in Ohnmacht. Der Radar zeigte zwei Objekte an, die aus dem Bauch eines Hubschraubers glitten und Kurs auf das Herrenhaus nahmen.
    »Mon dieu! Lenkflugkörper. Sie werfen Bomben auf uns. Wir müssen hier raus, und zwar sofort.«
    Er öffnete eine Plexiglasklappe, unter der ein orangefarbener Knopf saß. Er zögerte nur einen winzigen Moment, bevor er ihn drückte. Die Alarmsirenen verstummten, und ein einziges, fortwährendes Heulen ertönte. Das Signal zur Evakuierung.
    Sobald dieser Ton erklang, änderten die Wachmänner ihren Kurs und liefen zu den ihnen zugeteilten Fahrzeugen oder zu ihren Schützlingen, während die übrigen Bewohner des Herrenhauses zusammenrafften, was immer ihnen besonders am Herzen lag.
    An der Ostseite des Hauses öffneten sich mehrere Garagentore, und sechs schwarze BMW-Geländewagen sprangen wie Pumas in den Innenhof. Einer von ihnen hatte dunkel getönte Fenster.
    Artemis verfolgte alles durch sein Fernglas. »Behalten Sie das Mädchen im Auge«, sagte er in sein kleines Handtelefon. »Sie ist die Schlüsselfigur. Ich nehme an, der abgedunkelte Wagen ist ihrer.«
    Minerva

Weitere Kostenlose Bücher