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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Klartext reden, du Sohn einer dreibeinigen Hündin? Ich kann kein Taiwanesisch!«
    All dies kam in perfektem Taiwanesisch heraus. Nr. 1 war verdattert. Dämonen besaßen die Gabe der Sprache nicht. Mit Ausnahme der Zauberer. Ein weiterer Beweis.
    Da der messerschwingende Menschenmann inzwischen von ihm abgelassen hatte, wollte Nr. 1 einen Moment über diese neue Entwicklung nachdenken, doch plötzlich explodierte in seinem Gehirn regelrecht ein wahres Sprachfeuerwerk. Selbst seine eigene Sprache, das Gnomisch, war von den Dämonen stark verstümmelt worden. Es gab Tausende von Wörtern, die aus dem Alltagsgebrauch verschwunden waren, weil sie nichts mit dem Töten oder Essen zu tun hatten (was nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge geschah).
    »Cappuccino!«, rief Nr. 1 zur allgemeinen Überraschung.
    »Wie bitte?«, sagte Minerva.
    »Was für ein schönes Wort. Und Manöver. Und Ballon.«
    Der dünne Mann schob das Messer in die Tasche. »Jetzt quasselt er auch los. Wenn er genauso ist wie der andere, den Sie mir auf Video gezeigt haben, hält der nie wieder die Klappe.«
    »Rosa!«, rief Nr. 1 begeistert. »Für diese Farbe haben wir in der dämonischen Umgangssprache kein Wort. Rosa gilt als undämonenhaft, deshalb ignorieren wir es. Was für eine Erleichterung, rosa sagen zu können!«
    »Rosa«, sagte Minerva. »Fantastisch.«
    »Ach bitte«, sagte Nr. 1, »was ist Zuckerwatte? Ich kenne das Wort, und es klingt... köstlich, aber das Bild, das ich im Kopf habe, kann unmöglich stimmen.«
    Das Mädchen wirkte erfreut, dass Nr. 1 sprechen konnte, aber etwas verstimmt, weil er offenbar vergessen hatte, in welcher Situation er sich befand. »Über Zuckerwatte können wir später reden, kleiner Dämon. Jetzt gibt es wichtigere Dinge zu besprechen.«
    »Ja«, mischte Kong sich ein. »Zum Beispiel die Invasion der Dämonen.«
    Nr. 1 drehte und wendete den Satz in seinem Gehirn. »Verzeihung, meine Fähigkeiten sind wohl noch nicht voll entwickelt. Die einzige Bedeutung von Invasion , die ich kenne, ist feindseliges Eindringen einer bewaffneten Truppe in ein fremdes Territorium«
    »Genau das meine ich, du kleine Kröte.«
    »Jetzt bin ich wieder etwas verwirrt. Laut meinem neuen Wortschatz ist eine Kröte ein froschähnliches Tier...« Nr. 1 zog ein langes Gesicht. »Oh, ich verstehe, Sie wollen mich beleidigen.«
    Kong warf Minerva einen finsteren Blick zu. »Als er noch dieses altmodische Zeug gequatscht hat, war er mir sympathischer.«
    »Ich habe aus der Schrift zitiert«, erklärte Nr. 1. Er ließ jedes neue Wort auf der Zunge zergehen. »Aus dem Heiligen Buch: Lady Heatherington Smythes Hecke. «
    Nachdenklich runzelte Minerva die Stirn. »Lady Heatherington Smythe. Wieso kommt mir der Name bekannt vor?«
    »Lady Heatherington Smythes Hecke ist die Quelle all unseres Wissens über die Menschen. Lord Abbot hat es uns von seiner Reise mitgebracht.« Nr. 1 biss sich auf die Lippen. Er hatte schon viel zu viel gesagt. Diese Menschen waren Feinde, und er hatte ihnen den Schlüssel zu Abbots Plänen gegeben. Schlüssel. Auch ein schönes Wort.
    Minerva klatschte in die Hände. Es war ihr wieder eingefallen. »Lady Heatherington Smythe - mein Gott, dieser alberne Liebesroman! Erinnern Sie sich, Mister Kong?«
    Kong zuckte die Achseln. »Ich lese keine Romane. Höchstens Gebrauchsanweisungen.«
    »Nein, ich meine die Videoaufzeichnung von dem anderen Dämon. Wir hatten ihm ein Buch überlassen, und er hat es überallhin mitgeschleppt, wie eine Schmusedecke.«
    »Ach ja, stimmt. Dämlicher Kerl. Immer mit diesem dämlichen Buch in der Hand.«
    »Wissen Sie was, Sie wiederholen sich«, plapperte Nr. 1 nervös. »Es gibt noch andere Wörter für dämlich. Blöd, dumm, dusslig, doof, um nur ein paar zu nennen. Ich kann's auch auf Taiwanesisch sagen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Wie aus dem Nichts lag wieder das Messer in Kongs Hand.
    »Wow«, sagte Nr. 1. »Wirklich beeindruckend. Ein richtiges Bravourstück.«
    Kong ignorierte das Kompliment und wirbelte das Messer herum, bis er es an der Klinge hielt. »Halt die Klappe, du Zwerg. Sonst jag ich dir das hier zwischen die Augen. Ist mir doch egal, wie wertvoll du für Miss Paradizo bist. Für mich ist euer ganzer Haufen nur dreckiges Gesocks, das vernichtet werden muss.«
    Minerva verschränkte die Arme. »Mister Kong, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie unseren Gast nicht weiter bedrohen würden. Sie sind ein Angestellter meines Vaters, und Sie werden tun, was

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