Die Verlorene Kolonie
Mister Kong eingestellt hatte. Manchmal fragte sich Minerva, ob alle Männer Flegel waren - außer ihrem Papa natürlich.
Das Gelände sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Artemis Fowl hatte eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Die Autos waren nur noch Schrott, der Rasen hatte so tiefe Rinnen, dass man Gemüse darin anpflanzen konnte, und in sämtlichen Räumen stank es nach Qualm und Öl. Nur ein hastiger Anruf bei der Gendarmerie in Vence und eine improvisierte Geschichte über eine Generatorpanne hatten die Polizei davon abgehalten, hier aufzukreuzen.
Sobald das Feuer unter Kontrolle war, berief Minerva auf der Terrasse ein Notfall-Meeting ein. Außer ihr waren Juan Soto, der Chef des Sicherheitsdienstes, ihr Vater Gaspard und natürlich Billy Kong zugegen.
Mister Kong wirkte unruhiger als sonst. »Dämonen«, murmelte der Mann aus Malibu. »Es ist alles wahr. Ich muss meinen Bruder rächen. Zu Ende bringen, was er begonnen hat.«
Wenn Minerva seine Worte beachtet hätte, wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass sie nichts Gutes verhießen, doch sie war völlig mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Und nach Minervas Ansicht waren ihre Probleme wesentlich wichtiger als die aller anderen.
»Können wir jetzt mal zur Sache kommen? Euch dürfte doch wohl aufgefallen sein, dass mein Projekt in Gefahr ist.«
Gaspard Paradizo hatte allmählich genug von Minervas Projekt. Bisher hatte er anderthalb Millionen Euro in ihr kleines Hobby gesteckt, aber jetzt war der gesamte Besitz ruiniert. Nun reichte es.
»Minerva, chérie «, sagte er und strich sich das silbergraue Haar zurück. »Ich glaube, wir sollten mal auf die Bremse treten. Am besten hören wir auf, solange es noch geht.«
»Aufhören, Papa? Aufhören? Während Artemis Fowl ein ganz ähnliches Projekt durchführt? Kommt gar nicht infrage.«
Als Gaspard diesmal sprach, schwang leise Ironie mit. »Kommt nicht infrage?«
Minerva errötete. »Entschuldige, Papa. Ich bin nur so wütend. Dieser irische Junge fällt hier einfach mit seinen Truppen ein und ruiniert unsere ganze Arbeit. Das ist doch unerträglich, oder?«
Gaspard saß, wie alle anderen, an einem gusseisernen Tisch auf der hinteren Terrasse neben dem Pool. Er schob seinen Stuhl zurück und ging um den Tisch herum zu seiner Tochter. Von ihrem Platz aus hatte man einen fantastischen Ausblick über die bewaldete Schlucht, bis hinunter nach Antibes. Doch an diesem Abend interessierte sich niemand für die Aussicht.
»Minerva«, sagte er und ging neben ihr in die Hocke, »ich glaube, wir sind in dieser Sache zu weit gegangen. Hier sind außerirdische Kräfte am Werk. Diese Wesen sind unberechenbar, und ich kann einfach nicht länger zulassen, dass du dich oder andere in Gefahr bringst. Wir haben einen guten Kampf gekämpft, und ich bin so stolz auf dich, dass mein Herz beinahe platzt, aber jetzt müssen wir die Angelegenheit der Regierung übergeben.«
»Das geht nicht«, sagte Minerva gereizt. »Wir haben keinerlei Aufzeichnungen. Keinerlei Beweise. Gar nichts. Alle unsere Dateien und CDs sind zerstört worden. Sie haben den Safe geknackt und alles, was darin war, verbrannt. Ich glaube, Artemis Fowl hat sogar Google und Yahoo zum Absturz gebracht. Es ist hoffnungslos. Wie würde das denn aussehen, wenn ein kleines Mädchen im Verteidigungsministerium auftaucht und was von Ungeheuern im Keller faselt? Ich brauche Beweise.«
Gaspard erhob sich mit knackenden Knien. »Beweise, meine Kleine? Diese Dämonen sind doch keine Verbrecher. Ich habe gesehen, wie du mit unserem Besucher gesprochen hast. Er war aufmerksam, intelligent, und er hat nichts Böses getan. Er war kein Tier. Es ist eine Sache, dem Nobelpreiskomitee nachzuweisen, dass eine interdimensionale Invasion bevorsteht, aber eine ganz andere, unschuldige, fühlende Wesen zu jagen.«
»Och, Papa«, bettelte Minerva. »Nur noch einen Versuch. Ich brauche ungefähr sechs Monate, um mein Zeittunnelmodell nachzubauen, dann kann ich die nächste Erscheinung vorhersagen.«
Gaspard küsste seine Tochter auf die Stirn. »Horche in dich hinein, mein kleines Genie. Was sagt dir dein kleines Mädchenherz?«
Minerva verzog das Gesicht. »Mein kleines Mädchenherz? Also wirklich, Papa, wir sind hier doch nicht im Kindergarten.«
»Bitte, chérie «, sagte ihr Vater. »Du weißt, ich habe dich lieb, und ich respektiere deine genialen Fähigkeiten, aber könntest du nicht einmal einen ganz normalen Spleen haben? Ich könnte doch zum
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