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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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zweiten Dolch aus dem Ärmel. »Wäre nicht das erste Mal. Kaum zu glauben, wie leicht man den Behörden entkommen kann. Kostet genau zehntausend Dollar. Drei für das neue Gesicht, zwei für neue Papiere und fünf für einen guten Hacker, der einem im Computer eine neue Vergangenheit bastelt.«
    Minerva baute sich mit geballten Fäusten vor Kong auf. »Hören Sie mal genau zu, Sie Idiot. Der Dämon ist weg. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass seine Wohltäter ihm die silberne Pfeilspitze aus dem Bein geholt haben, sobald sie ihn sicher in ihrem Auto hatten. Bestimmt haben sie ihn zu seiner Insel zurückgeschickt. Vergessen Sie ihn.«
    Kong runzelte die Stirn. »Hm, klingt vernünftig. Würde ich genauso machen. Also gut, wann gibt es die nächste Erscheinung?«
    Eigentlich hätte Minerva völlig verängstigt sein müssen, unfähig, etwas anderes zu tun, als zu zittern und zu schluchzen. Schließlich lag ihr Vater bewusstlos am Boden, und der Mann, der dafür verantwortlich war, hockte mit einem Messer in der Hand vor ihr auf dem Terrassentisch. Doch Minerva Paradizo war keine gewöhnliche Zwölfjährige. Sie hatte in Zeiten großer Anspannung stets eine bemerkenswerte Gelassenheit an den Tag gelegt. So war sie bei aller Angst durchaus in der Lage, Billy Kong ihre Verachtung spüren zu lassen.
    »Wo waren Sie denn während der letzten halben Stunde?«, fragte sie, dann schnippte sie mit den Fingern. »Ach ja, natürlich - weggetreten. Ausgeschaltet , wie das in Ihren Kreisen wohl heißt. Und obendrein von einer kleinen Dämonin. Gut, dann will ich Ihnen sagen, was passiert ist. Unser gesamtes Projekt ist ausgeschaltet worden. Ich habe keine Aufzeichnungen mehr, keine Berechnungsgrundlagen und kein Forschungsobjekt. Ich muss noch mal von vorne anfangen. Das heißt, ich wäre froh, wenn ich von vorne anfangen könnte, denn letztes Mal habe ich die Zeittunnel-Berechnungen geliefert bekommen. Diesmal muss ich sie mir selbst erarbeiten. Verstehen Sie mich nicht falsch, dazu bin ich selbstverständlich in der Lage. Schließlich bin ich ein Genie. Aber es würde mindestens siebzehn Monate dauern. Mindestens. Comprenezvous , Monsieur Kong?«
    Billy Kong verstand sehr wohl. Er verstand, dass diese kleine Nervensäge versuchte, ihn mit neunmalklugem Geschwätz hinters Licht zu führen. »So, siebzehn Monate? Und Pi mal Daumen? Geht das nicht schneller?«
    »Pi mal Daumen verstößt gegen die Gesetze der Wissenschaft.«
    Kong sprang vom Tisch und landete lautlos auf den Fußballen. »Ich dachte, das wäre genau deine Spezialität - die Gesetze der Wissenschaft zu verändern. Ging es bei diesem Projekt nicht darum, zu beweisen, dass alle Wissenschaftler auf der Welt verglichen mit dir Dummköpfe sind?«
    »So einfach ist das nicht...«
    Kong warf das Messer hoch und fing es blind. Immer wieder wirbelte es durch die Luft, wie ein silberner Fächer. Hypnotisch.
    »Dann will ich es dir ein wenig vereinfachen. Ich glaube, du kannst mir einen Dämon besorgen, und ich glaube, du schaffst das in weniger als siebzehn Monaten. Und jetzt zeige ich dir, was ich tun werde.« Er beugte sich hinunter und stellte Juan Sotos Stuhl wieder auf. Der Chef des Sicherheitsdienstes sackte vornüber auf den Tisch. »Ich werde Mister Soto wehtun. Ganz einfach. Und nichts und niemand kann mich daran hindern, auch du nicht. Betrachte es als Beweis dafür, dass ich es ernst meine. Dann kapierst du vielleicht, in welcher Situation du dich befindest. Und machst endlich den Mund auf. Falls du das nicht tust, nehme ich mir den nächsten Kandidaten vor.«
    Minerva zweifelte nicht daran, dass der nächste Kandidat ihr Vater war. »Bitte, Mister Kong, das ist vollkommen unnötig. Ich sage Ihnen die Wahrheit.«
    »Ach, jetzt heißt es auf einmal bitte ?«, sagte Kong mit gespielter Überraschung. »Und Mister Kong. Vorhin war es doch noch Idiot , oder irre ich mich?«
    »Töten Sie ihn nicht. Er ist ein netter Mann. Er hat Familie.«
    Kong riss Sotos Kopf an den Haaren nach hinten. Der Adamsapfel des Spaniers ragte hervor wie eine Pflaume. »Er ist eine Niete«, fauchte Kong. »Deinen Dämon hat er einfach abhauen lassen, und gegen mich konnte er auch nichts ausrichten.«
    »Lassen Sie ihn am Leben«, flehte Minerva. »Mein Vater hat Geld.«
    Kong seufzte. »Du kapierst es nicht, oder? Für ein Genie bist du manchmal ganz schön schwer von Begriff. Ich will kein Geld. Ich will einen Dämon. Und jetzt lass das Gefasel und pass gut auf. Verhandeln ist

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