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Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)

Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)

Titel: Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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wird es ihn schmerzlich an seine Tochter erinnern. Deshalb halte ich es für besser, wenn Julie es nicht mehr singen würde."
    "In diesem Fall ist es wirklich besser", gab Sharon zu. Sie legte ihre Hände auf Julies Schultern. "Versprich mir, daß du 'twinkle, twinkle, little star' niemals in der Gegenwart von Lord Winslow singen wirst."
    Julie nickte ernsthaft. "Versprochen, Mommy", antwortete sie. "Ich will Onkel Vincent doch nicht weh tun."
    "Was für ein liebes Kind", meinte Mrs. Hale. "Wir sind alle so glücklich, Sie und Ihre Kleine bei uns zu haben."
    Lord Winslow hatte bereits gefrühstückt, aber der Butler brachte frischen Tee, kaum daß Sharon und ihre kleine Tochter auf die Terrasse getreten waren. Julie bekam heiße Schokolade. "Möchtest du Pfannkuchen mit Sirup?" fragte Jones.
    "Mit Ahornsirup", verlangte Julie. "Ahornsirup esse ich am liebsten."
    "Wie du wünschst." Der Butler verließ die Terrasse, um Julies Auftrag an die Köchin weiterzugeben.
    Das darf doch alles nicht wahr sein, dachte Sharon. Auf Win slow Manor wurden sie wirklich wie Gäste behandelt. Dabei war sie doch zum Arbeiten hergekommen. Nie zuvor hatte man sie und ihre Tochter so verwöhnt. Sie hoffte, daß Lord Winslow es niemals bereuen würde, sie und Julie auf seinen Besitz geholt zu haben.
    Nach dem Frühstück führte sie der Herr von Winslow Manor durch das Haus. Er verstand es, so farbig zu erzählen, daß sich selbst Julie dabei nicht langweilte. Zudem unterbrach er seine Erklärungen immer wieder durch Scherze. Das kleine Mädchen kam aus dem Lachen fast nicht mehr heraus. Schon bald ergriff sie vertrauensvoll seine Hand und ließ sie nicht einmal los, wenn sie eine Treppe hinaufstiegen.
    Im dritten Stock des Hauses befand sich die Ahnengalerie. Vor jedem der Portraits blieb Lord Winslow stehen und sprach ein paar erklärende Worte. Obwohl Sharon schon sehr viel von der Geschichte des Hauses wußte, erfuhr sie viel Neues. Es interessierte sie, wie die Winslows über Jahrhunderte hinweg gelebt hatten.
    Der Lord blieb für einen kurzen Augenblick vor einem Portrait stehen, das einen älteren Mann mit zwei Kindern zeigte. Der eine der Jungen mochte zwölf Jahre alt sein, der andere vier. Ohne auch nur die Namen der abgebildeten Personen zu erwähnen, wollte er weitergehen.
    Sharon blieb vor dem Portrait stehen. "Um wen handelt es sich?" fragte sie.
    "Der ältere der Jungen bin ich", erwiderte er gepreßt. "Der Kleinere ist mein Halbbruder Steven, der Mann mein Vater." Er holte tief Luft. "Meine Mutter ist sehr früh verstorben. Fünf Jahre nach ihrem Tod heiratete mein Vater ein zweites Mal, aber schon drei Jahre später wurde er wieder Witwer. Meine Stiefmutter starb an Lungenentzündung."
    "Wo lebt Ihr Halbbruder?" fragte die junge Frau neugierig.
    "Im Ausland", antwortete Lord Winslow einsilbig und wandte sich dem Portrait einer alten vornehm wirke nden Dame zu.
    Sharon ahnte, daß sie keine weiteren Fragen stellen durfte. Lord Winslow schien für seinen Halbbruder nicht allzu viel übrig zu haben. Dennoch hörte sie ihm nur noch mit halbem Ohr zu. Sie hätte gerne mehr über Steven erfahren, vor allen Dingen gewußt, was die Brüder entzweit hatte.
    Julie löste sich von der Hand des Lords, um eine alte Ritterrüstung zu untersuchen, die am anderen Ende des Ganges stand. Sie vergaß, daß sie das Lied, das sie in der Nacht gehört hatte, nicht in der Gegenwart ihres Gastgebers singen durfte und trällerte es unbekümmert vor sich hin.
    "Julie!" rief Sharon mahnend.
    Erschrocken schwieg das kleine Mädchen. "Das wollte ich nicht", stammelte es. Es rannte zu Lord Winslow und fragte treuherzig: "Habe ich dir jetzt weh getan, Onkel Vincent? Ich meine, weil ich 'twinkle, twinkle, little star' gesungen habe."
    Tief in Gedanken griff Lord Winslow zärtlich in die Haare der Kleinen. Mit einem seltsamen Ausdruck, den Sharon nicht zu deuten mochte, sah er Julie an. "Nein, du hast mir nicht weh getan. Es ist lange her, daß ich dieses Lied zum letztenmal hörte. Meine kleine Tochter sang es oft." Sanft berührte er die Wange des Ki ndes. "Es ist schön, es wieder einmal zu hören." Er wandte sich Sharon zu. "Sie ahnen gar nicht, wie froh ich bin, Sie und Ihre Tochter bei mir zu wissen, Mistreß Miles. Der Tag Ihrer Ankunft gehört zu den glücklichsten meines Lebens."
    "Übertreiben Sie da jetzt nicht etwas, Lord Winslow?" fragte Sharon irritiert. Wieder kam ihr der Gedanke, daß es hauptsächlich Julie war, weshalb Lord Winslow ihr

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