Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)
Winslow ist ein äußerst ang enehmer Arbeitgeber, der niemals unbillige Forderungen stellen würde."
"Wenn ich diese Stelle annehme, würde ich auf Winslow M anor leben müssen", meinte Sharon. Sie blickte sich in ihrem Wohnzimmer um, als würde sie sich an diesem Tag zum ersten Mal hier aufhalten. Es würde ihr nicht leichtfallen, ihre Wohnung zu verlassen. "Ich habe eine kleine Tochter, wie Lord Winslow weiß."
"Ihre Tochter wäre kein Hinderungsgrund", erwiderte Mr. D onell. "Seine Lordschaft hat auch an Julie gedacht. Ihnen und Ihrer Tochter würde eine Suite im zweiten Stock des Hauses zur Verfügung stehen. Julie könnte ganz in der Nähe von Winslow Manor zur Schule gehen. Der Privatchauffeur Seiner Lordschaft würde sie persönlich jeden Morgen in den Ort bringen."
Das Angebot war verlockend. Julie würde begeistert sein, in einem alten Herrenhaus zu leben. Vermutlich würde sie sich wie eine Prinzessin fühlen. Auch das Gehalt, das ihr Lord Winslow zahlen wollte, wäre ein Grund gewesen, sofort einzuwilligen, de nnoch sagte sie: "Ich werde es mir überlegen, Mister Donell. Immerhin kann ich so eine Entscheidung nicht von heute auf morgen treffen. Vergessen Sie nicht, wenn ich mit meiner Tochter nach Winslow Manor ziehe, müßte ich sehr viel aufgeben."
"Ja, Sie müßten sehr viel aufgeben, aber Sie würden gleichze itig auch sehr viel gewinnen, Mistreß Miles." Adam Donell sah sie eindringlich an. "Es ist nicht anzunehmen, daß Ihnen ein derartiges Angebot jeden Tag gemacht wird."
"Dennoch muß ich darüber nachdenken, Mister Donell. Falls Sie mit Lord Winslow telefonieren, sagen Sie ihm bitte, daß ich sein Angebot durchaus zu schätzen weiß, und daß ich ihn nicht allzu lange auf eine Antwort warten lasse."
"Wie Sie wünschen." Der Anwalt erhob sich. Die junge Frau begleitete ihn zur Wohnungstür. Mit ein paar freundlichen Worten verabschiedeten sie sich voneinander.
Sharon eilte in ihre Küche. Sie ging zum Fenster, schob den Vorhang ein Stückchen zurück und spähte auf die Straße hinaus. Am Bürgersteig stand eine schwarze Limousine. Sie mußte nicht lange warten; Adam Donell kam aus dem Haus und stieg in den wartenden Wagen.
Sie drehte sich um und griff nach ihrer Tasse. Ihr Tee war inzwischen kalt geworden, dennoch trank sie ihn. Je länger sie über das Angebot Lord Winslows nachdachte, um so verlockender erschien es ihr. Der Himmel schien ihre Gebete erhört zu haben. Es war nicht leicht, eine Stelle zu finden, selbst wenn man die besten Zeugnisse vorweisen konnte. Außerdem mußte sie an Julie denken. Ihrer Tochter würde es guttun, auf dem Land aufzuwachsen. Natürlich würde sie vieles aufgeben müssen, Dinge, an denen ihr Herz hing, aber es mußte ja nicht für immer sein.
Ich werde die Wohnung untervermieten, dachte die junge Frau. Es wurden immer wieder möblierte Wohnungen gesucht, oft von Familien, die nur für ein, zwei Jahre nach London kamen.
Wie es aussah, würde sich doch noch alles zum Guten wenden. Nach Edwards Tod war ihr das Leben so trostlos erschienen. Zum erstenmal zeigte sich wieder ein Lichtstrahl. Was für ein Glück, daß Lord Winslow damals auf der Modenschau gewesen war. Hätten sie einander nicht kennengelernt, er wäre niemals auf die Idee gekommen, ihr eine Stelle als Privatsekretärin anzubieten.
Sharon griff nach dem Visitenkärtchen, das ihr Mr. Donell g egeben hatte. Am liebsten hätte sie ihn sofort angerufen, aber er konnte noch nicht wieder in seinem Büro sein. Zudem erschien es ihm besser, ihn wenigstens bis zum nächsten Tag warten zu lassen. Doch es fiel ihr schwer, sich solange zu gedulden. Plötzlich konnte sie es kaum noch erwarten, Winslow Manor zu betreten.
6. Kapitel
Zwei Wochen später fuhr Sharon Miles mit ihrer Tochter auf der Fahrt nach Winslow Manor durch Cornwall. In einem kleinen Dorf am Meer hatten sie zu Mittag gegessen. Julie rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum. Jedesmal, wenn sie in der Ferne ein Herrenhaus sahen, fragte sie, ob es sich bei ihm um das Schloß handeln würde, in das man sie eingeladen hatte. Seit sie wußte, daß sie in Winslow Manor leben würden, hatte sie sich jeden Tag von neuem erkundigt, wann sie nun endlich nach Cornwall fahren würden.
Im Laufe der letzten beiden Wochen hatte der Anwalt Sharon noch zweimal aufgesucht, um mit ihr einen Arbeitsvertrag ausz uhandeln. Für Julie hatte er Fotos des Besitzes mitgebracht. Stundenlang hatte die Kleine sie sich angeschaut.
"Wann ist es denn endlich
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