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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Belastung für ihn, aber gegenüber Dolly würde er diesmal keine Schwäche zeigen. Es war wichtig, dass er sich selbstbewusst gab, vielleicht sogar ein bisschen reserviert. Das mochte falscher Stolz sein, aber Dolly sollte, wenn sie ihn sah, begreifen, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Diesmal hatte er sich nicht wie ein Lackaffe verkleidet – der Anzug seines Vaters existierte nicht mehr –, aber er hatte dafür gesorgt, dass er gut aussah.
    Er bog in den Park ein, ging an der ehemaligen Rasenfläche vorbei, die jetzt als Gemüsegarten diente, die Wege entlang, die ohne die niedrigen schmiedeeisernen Gitter ganz nackt wirkten, und wappnete sich für das Wiedersehen mit Dolly. Sie hatte schon immer einen starken Einfluss auf ihn gehabt; es stand in ihrer Macht, ihn mit einem Blick gefügig zu machen. Diese Augen, hell wie ihr Lachen, mit denen sie ihn in dem Café in Coventry über ihre Teetasse hinweg betrachtet hatte, das Kräuseln ihrer Lippen, wenn sie lächelte, ein bisschen neckisch manchmal, aber zugleich so aufregend, so voller Leben. Allein bei dem Gedanken wurde ihm warm ums Herz, aber er riss sich zusammen, rief sich in Erinnerung, wie tief sie ihn verletzt und gedemütigt hatte – Gott, die Gesichter der Kellner, als er da allein im Restaurant zurückgeblieben war, den Ring immer noch in der Hand; er würde nie vergessen, wie sie ihn angesehen hatten. Sie mussten sich halb totgelacht haben, nachdem er gegangen war. Jimmy stolperte. Herrgott! Er musste sich zusammenreißen, seinen Optimismus und seine Sehnsucht unterdrücken, sich gegen die Möglichkeit einer erneuten Enttäuschung wappnen.
    Er tat sein Bestes, wirklich, aber wahrscheinlich liebte er sie schon zu lange, dachte er (später, als er wieder zu Hause war und die Ereignisse des Tages Revue passieren ließ), und die Liebe machte einen Mann zum Narren, das wusste jeder. Der Beweis: Ohne es zu wollen und gegen besseres Wissen, fiel Jimmy Metcalfe, kurz bevor er die Bank erreichte, in einen Laufschritt.
    Dolly saß wie versprochen auf der Bank. Jimmy sah sie, ehe sie ihn bemerkte. Er blieb stehen, atmete mehrmals tief durch und brachte sein Haar, sein Jackett in Ordnung, während er sie von Weitem beobachtete. Seine Aufregung wich der Verwunderung. Es war erst drei Wochen her, dass er sie zuletzt gesehen hatte (auch wenn es sich aufgrund der Umstände anfühlte, als wären es drei Jahre), aber sie hatte sich verändert. Sie war immer noch Dolly, immer noch schön, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das erkannte er sogar aus der Entfernung. Plötzlich fühlte er sich verunsichert; er hatte sich darauf eingestellt, hart zu sein, sich beleidigt zu geben, wenn nötig, aber als er sie dort so sitzen sah, die Arme um sich geschlungen, den Blick gesenkt, kleiner, als er sie in Erinnerung hatte, war er völlig aus dem Konzept gebracht.
    In dem Moment sah sie ihn. Ihre Miene hellte sich auf, sie lächelte ihn an. Jimmy erwiderte ihr Lächeln und ging auf sie zu, während er sich fragte, was in aller Welt passiert war, ob jemand ihr etwas zuleide getan hatte, etwas so Schlimmes, dass es ihr allen Lebensmut geraubt hatte. Sofort spürte er, dass er bereit wäre zu töten, falls irgendwer Dolly etwas angetan haben sollte.
    Sie stand auf, und sie umarmten sich. Sie war nicht warm genug angezogen; es hatte in letzter Zeit immer wieder geschneit, und ihr zerschlissener, alter Pelzmantel war zu dünn. Sie schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen, und Jimmy – der so wütend auf sie gewesen war – streichelte ihr Haar, wie er es bei einem weinenden Kind getan hätte, das sich verlaufen hatte.
    »Jimmy«, sagte sie, das Gesicht immer noch an ihn gedrückt. »Ach, Jimmy …«
    »Schsch«, sagte er. »Nicht weinen.«
    Aber sie weinte trotzdem, weiche, warme Tränen, die gar nicht mehr versiegen wollten, und klammerte sich an ihn, was ihn mit Sorge erfüllte und gleichzeitig auf seltsame Weise erregte. Gott, was zum Teufel war bloß los mit ihm?
    »Ach, Jimmy«, sagte sie noch einmal. »Es tut mir so leid. Ich schäme mich so.«
    »Wovon redest du, Doll?« Er fasste sie an den Schultern, und sie blickte zögernd auf.
    »Ich habe einen Fehler gemacht, Jimmy«, sagte sie. »So viele Fehler. Ich hätte dich nie so behandeln dürfen. Was ich dir an dem Abend in dem Restaurant angetan habe … Es tut mir so schrecklich leid.«
    Er hatte kein Taschentuch, zog aber ein Putztuch für das Objektiv seiner Kamera hervor, mit dem er ihr zärtlich die Wangen

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