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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Protagonisten beschrieben. Harrison ist ein des Lesens unkundiger Mann, der hart arbeitet und seinem Los zu entkommen sucht, indem er für soziale Veränderungen kämpft und damit letztendlich seinen gewaltsamen Tod provoziert. Über den tatsächlichen Vorfall und dessen starken Einfluss auf sein Werk – »und auf meine Seele« – sprach Jenkins 1935 in einem BBC -Interview: »An jenem Tag, als ich mit ansehen musste, wie ein Mann von Männern in Uniform halb tot geprügelt wurde, ist mir klar geworden, dass es Menschen mit Macht in unserer Gesellschaft gibt und Menschen ohne Macht, und dass guter Wille allein nicht reicht, um daran etwas zu ändern.« Es ist ein Thema, das in vielen späteren Romanen von Henry Jenkins seinen Ausdruck fand. Die Gnade des schwarzen Diamanten galt als literarisches Ereignis und wurde zu einem überraschenden Bestseller. Vor allem Jenkins’ Frühwerk wurde gelobt wegen seiner Authentizität, seiner schonungslosen Offenheit, mit der Jenkins die Sorgen und Nöte der Arbeiterklasse und ihre Unterdrückung schildert.
    Jenkins wuchs selbst in einer Arbeiterfamilie auf. Sein Vater war Steiger in den Fitzwilliams’ Bergwerken, ein ernster Mann, der zu viel trank – »aber nur samstags« – und seine Familie behandelte, »als wären wir seine Untergebenen untertage«. Unter den sieben Brüdern war Jenkins der Einzige, der das Dorf und damit den ihm unweigerlich vorbestimmten Lebensweg verließ. Über seine Eltern sagte Jenkins: »Meine Mutter war eine schöne Frau, aber sie war auch eitel und enttäuscht von ihrem Schicksal. Sie hatte jedoch keine Vorstellung, wie sie ihre Situation verbessern könnte, und die Frustration machte eine verbitterte Frau aus ihr. Sie war zänkisch und quälte und schikanierte meinen Vater bei jeder Gelegenheit. Mein Vater war ein Mann von großer Körperkraft, aber mental viel zu schwach, um mit einer solchen Frau verheiratet zu sein. Wir waren keine glückliche Familie.« Als er von dem BBC -Reporter gefragt wurde, ob das Leben seiner Eltern ihm Material für seine Romane geliefert habe, lachte Jenkins und sagte: »Mehr als das, sie haben mir ein deutliches Beispiel gegeben von einem Leben, dem ich möglichst schnell entfliehen wollte.«
    Und er entfloh ihm tatsächlich. Mit frühreifer Intelligenz und zähem Willen gelang es Jenkins, sich aus seinen ärmlichen Verhältnissen zu befreien und die literarische Welt im Sturm zu erobern. Als er von der Times nach seinem kometenhaften Aufstieg befragt wurde, sagte Jenkins, dass er wohl nicht Schriftsteller geworden wäre, wenn sein Lehrer in der Dorfschule, Herbert Taylor, nicht seine intellektuellen Fähigkeiten erkannt und ihn ermutigt hätte, sich bei den besten Internaten des Landes um ein Stipendium zu bewerben. Im Alter von zehn Jahren wurde er an der kleinen, aber renommierten Nordstrom School in Oxfordshire aufgenommen. 1911 verließ er seine Familie und trat allein die Zugreise nach Süden an. Henry Jenkins sollte nie wieder nach Yorkshire zurückkehren.
    Viele ehemalige Internatsschüler, insbesondere solche, die aus einfachen sozialen Verhältnissen stammen, berichten mit großer Ernüchterung von ihrer Schulzeit; nicht so Jenkins. Er äußerte einmal: »An einer Schule wie Nordstrom aufgenommen zu werden, bedeutete für mein Leben die alles entscheidende Wende.« Sein Lehrer Jonathan Carlton sagt über Jenkins: »Er war unglaublich lernbegierig und fleißig. Er hat seinen Schulabschluss mit Auszeichnung absolviert und ging im Jahr darauf nach Oxford, um an der Universität seiner Wahl zu studieren.« Dabei war er durchaus nicht der typische Intellektuelle, der ein unscheinbares Dasein am Schreibtisch fristet. Oxford-Kommilitone und Schriftstellerkollege Allen Hennessy: »Ich habe nie einen Menschen mit mehr Charisma kennengelernt. Wer einer jungen Frau den Hof machte, musste ziemlich bald einsehen, dass er sie besser nicht mit Henry Jenkins bekannt machte. Er brauchte sie nur mit einem seiner berühmten Blicke zu fixieren, und die eigenen Chancen bei ihr waren dahin.« Was allerdings nicht bedeutete, dass Jenkins seine »Macht« missbraucht hätte: »Er sah zwar gut aus und war charmant, aber er war kein Schürzenjäger«, sagte Roy Edwards, Jenkins’ Verleger bei Macmillan.
    Welche Wirkung Jenkins auch immer auf das schöne Geschlecht gehabt haben mag, sein persönliches Leben verlief in weit weniger glatten Bahnen als seine schriftstellerische Karriere. 1930 wurde die Verlobung mit Miss Eliza

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