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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Frauenstimme.
    »Verzeihen Sie, können Sie mir helfen? Ich suche die Nummer 24.«
    »Sie haben Glück. Das ist hier. Sie stehen direkt davor. Im Moment ist die Pension voll belegt, aber demnächst wird ein Zimmer frei.« Dann riss die Frau ein Streichholz an, und als sie ihre Zigarette anzündete, sah Vivien ihr Gesicht.
    Sie konnte ihr Glück nicht fassen und dachte zuerst, sie würde fantasieren. »Dolly?«, sagte sie und eilte auf die hübsche Frau in dem weißen Pelzmantel zu. »Ach, Sie sind es, Dolly, Gott sei Dank! Es ist …«
    »Vivien?«, fragte Dolly überrascht.
    »Ich dachte schon, ich würde Sie vielleicht verpassen. Dass ich zu spät kommen würde.«
    Dolly wurde sofort misstrauisch. »Wofür zu spät? Was ist denn los?«
    »Nichts …« Plötzlich musste Vivien lachen. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie zögerte. »Das heißt, alles.«
    Dolly zog an ihrer Zigarette. »Sind Sie betrunken?«
    Etwas bewegte sich im Dunkeln hinter Dolly. Schritte waren zu hören. »Wir müssen reden«, flüsterte Vivien. »Jetzt gleich!«
    »Ich kann nicht. Ich wollte gerade …«
    »Dolly, bitte .« Vivien sah sich hektisch um, vor Angst, jeden Augenblick einen von Henrys Häschern näher kommen zu sehen. »Es ist wichtig.«
    Dolly antwortete nicht gleich, vielleicht weil dieser überraschende Besuch sie argwöhnisch machte. Schließlich sagte sie widerstrebend: »Kommen Sie … gehen wir rein.«
    Vivien atmete erleichtert auf, als die Tür sich hinter ihnen schloss. Sie ignorierte den neugierigen Blick einer älteren Frau mit Brille und folgte Dolly eine Treppe hoch und dann einen Flur entlang, in dem es nach kaltem Essen roch. Das Zimmer am Ende des Flurs war klein, dunkel und muffig.
    Als sie im Zimmer waren, drückte Dolly auf den Lichtschalter, und eine nackte Glühbirne, die von der Decke baumelte, ging an. »Tut mir leid, dass es hier drinnen so warm ist«, sagte sie, während sie ihren schweren Pelzmantel von den Schultern gleiten ließ und an einen Haken hinter der Tür hängte. »Keine Fenster, leider … macht die Verdunkelung leichter, aber das Lüften umso schwerer … Ich fürchte, es gibt auch keinen Stuhl.« Dann drehte sie sich um und sah Viviens Gesicht im Licht der Glühbirne. »Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Nichts.« Vivien hatte ganz vergessen, wie furchtbar sie aussah. »Ein Unfall auf dem Weg hierher. Ich bin gegen einen Laternenmast gelaufen. Dumm von mir, ich hatte es mal wieder zu eilig.«
    Dolly wirkte nicht überzeugt, doch sie hakte nicht weiter nach und bedeutete Vivien, sich aufs Bett zu setzen. Es war schmal und niedrig, und die Bettdecke war fleckig und verschlissen. Aber Vivien störte sich nicht daran, sie war nur froh, sich setzen zu können. In dem Moment, als sie sich auf die dünne Matratze fallen ließ, ertönte der Fliegeralarm.
    »Kümmern Sie sich einfach nicht darum«, sagte sie hastig, als Dolly Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen. »Bleiben Sie hier. Das hier ist wichtiger.«
    Dolly zog nervös an ihrer Zigarette, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Geht es um das Geld?«, fragte sie gepresst. »Wollen Sie es zurückhaben?«
    »Nein, nein, vergessen Sie das Geld.« Viviens Gedanken rasten, und sie versuchte sich zu konzentrieren, um sie wieder zu ordnen, und die Klarheit zu finden, die sie brauchte. Alles war ihr so simpel und eindeutig erschienen, aber jetzt war ihr der Kopf schwer, ihre Schläfen schmerzten, und die Alarmsirenen heulten erbarmungslos.
    Dolly sagte: »Jimmy und ich …«
    »Ja«, sagte Vivien schnell, und plötzlich waren ihre Gedanken wieder ganz klar. »Ja, Jimmy.« Sie zögerte, suchte fieberhaft nach den richtigen Worten, um die schreckliche Wahrheit auszusprechen. Dolly, die sie die ganze Zeit musterte, schüttelte den Kopf, als ahnte sie, welche Nachricht Vivien ihr überbringen würde. Die Geste gab Vivien Mut. »Dolly, Jimmy …«, sagte sie, als die Sirene verstummte, »… er ist fort.« Die Worte hallten in der Stille des Zimmers wider.
    Fort .
    Es klopfte an der Tür, dann rief jemand: »Doll – bist du da? Wir gehen runter in den Luftschutzraum.« Dolly antwortete nicht. Sie suchte Viviens Blick. Sie rauchte hektisch und mit zitternden Fingern. Wieder wurde geklopft, aber als Dolly auch diesmal nicht reagierte, lief die Frau den Flur entlang und dann die Treppe hinunter.
    Ein Lächeln – hoffnungsvoll, unsicher – bildete sich auf Dollys Gesicht, als sie sich neben Vivien auf die Bettkante setzte. »Sie

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