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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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die sie gemacht hatte). Es sei denn, sie war ihrem Verlobten davongelaufen, ohne etwas zu sagen. Aber war um hätte ihre Mutter so etwas tun sollen, wenn sie diesen Mann so geliebt hatte? Warum hatte sie ihn nicht einfach gehei ratet? Und was hatte das alles mit Henry und Vivien Jenkins zu tun?
    Irgendein Detail musste Laurel übersehen haben – wahrscheinlich nicht nur eins. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, der von den Wänden der gekachelten Toilette widerhallte. Sie hatte d as Gefühl, in einer Sackgasse festzustecken. Laurel riss ein Stück Klopapier ab und wischte sich damit die verschmierte Wimperntusche unter den Augen weg. Die rätselhafte Geschichte kam ihr vor wie ein Zahlenbild für Kinder, dessen Ziffern noch nicht miteinander verbunden waren. Oder wie ein Sternbild am Nachthimmel. Als Laurel noch klein war, hatte ihr Vater sie und ihre Schwestern einmal mitgenommen, um den Sternenhimmel zu betrachten. Sie waren auf den Hügel oberhalb von Blindman’s Wood gestiegen, und während sie auf die Dunkelheit warteten, hatte ihr Vater ihnen erzählt, wie er sich als Junge einmal verirrt und mithilfe der Sterne den Heimweg gefunden hatte. »Ihr müsst einfach nur die Sternbilder sehen«, hatte er gesagt und sein Teleskop auf das Stativ geschraubt. »Wenn ihr euch je im Dunkeln verlauft, werden sie euch helfen, den Weg zu finden.«
    »Aber ich sehe überhaupt keine Bilder«, protestierte Laurel, die sich die behandschuhten Hände gerieben und mit zusammengekniffenen Augen nach den funkelnden Sternen gespäht hatte.
    Ihr Dad hatte sie angelächelt. »Das liegt daran, dass du nur die Sterne selbst anschaust«, hatte er ihr erklärt, »und nicht das, was dazwischen liegt. Du musst dir Linien denken, die die Sterne miteinander verbinden, dann kannst du das Bild erkennen …«
    Laurel betrachtete sich im Spiegel. Ein Blinzeln, und die Erinnerung an ihren liebevollen Vater löste sich auf. Plötzlich überkam sie eine abgrundtiefe Trauer – um ihren Vater, der ihr fehlte, um sich selbst, die sie alt wurde, um ihre Mutter, die im Sterben lag.
    Sie sah grauenhaft aus. Sie nahm ihren Kamm aus der Handtasche und brachte ihr Haar so gut es ging in Ordnung. Es war zumindest ein Anfang. Die Sternbilder zu erkennen war nie ihre Stärke gewesen. Gerry hatte sie alle in Erstaunen versetzt, indem er ihnen den Nachthimmel erklärte; schon als kleiner Junge hatte er ihnen Muster und Bilder gezeigt, wo Laurel nur einzelne Sterne gesehen hatte.
    Bei dem Gedanken an ihren Bruder runzelte sie die Stirn. Verdammt, sie sollten das Rätsel mit vereinten Kräften lösen. Sie hatten beide Anteil daran. Sie nahm ihr Handy heraus, um nachzusehen, ob sie neue Nachrichten erhalten hatte.
    Nichts. Er hatte sich immer noch nicht gemeldet.
    Sie suchte seine Büronummer in ihrem Adressbuch und drückte auf die Wähltaste. Sie kaute auf ihrem Daumennagel, und während das Telefon auf seinem Schreibtisch in Cambridge klingelte und klingelte, verfluchte sie ihren Bruder (nicht zum ersten Mal) dafür, dass er sich standhaft weigerte, sich ein Handy zuzulegen. Schließlich sprang der Anrufbeantworter an: »Hallo, dies ist der Anschluss von Gerry Nicolson. Ich bin im Moment beim Sternekucken. Sie können gern eine Nachricht hinterlassen.«
    Er versprach jedoch nicht zurückzurufen, dachte Laurel grimmig. Sie hinterließ keine Nachricht. Vorerst musste sie einfach allein weitermachen.

14
    London, Januar 1941
    D olly teilte ihre x-te Tasse mit heißer Suppe aus und lächelte den jungen Feuerwehrmann an, der irgendeine Bemerkung gemacht hatte. Bei dem Gelächter und Geschnatter und der lauten Klaviermusik hatte sie ihn nicht verstehen können, aber nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war es ein Kompliment gewesen. Jedenfalls konnte ein Lächeln nie schaden. Als der Mann sich mit seiner Suppe auf die Suche nach einem freien Platz machte, konnte sie sich endlich eine Pause gönnen, sich hinsetzen und die Beine ausstrecken.
    Die Arbeit machte sie fertig. Sie war in der Villa aufgehalten worden, nachdem Lady Gwendolyn festgestellt hatte, dass ihre Tüte mit Süßigkeiten »verschwunden« war, was sie in einen Zustand tiefer Trübsal versetzte. Die Süßigkeiten tauchten schließlich wieder auf, sie hatten sich in die Matratze gedrückt – unter dem mächtigen Hintern der schwergewichtigen Dame. Aber inzwischen war Dolly so spät dran gewesen, dass sie den Weg zur Church Street hatte rennen müssen, und das in einem Paar Satinschuhen, die nur

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