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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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nur noch aus Dosengemüse und Kartoffeln, aber er war froh, dass es überhaupt etwas gab.
    »Im Leben ist allerdings nichts umsonst«, fuhr Pater Mulrooney fort. »Alle Schüler, die an diesem Sommerprogramm teilnehmen wollen, müssen im Gegenzug eine gemeinnützige Arbeit leisten, die vor Unterrichtsbeginn erledigt werden muss. Das ist die Bedingung.«
    Alex grübelte den Großteil des Unterrichts darüber nach, ob er an den Tagen, an denen er ein Schulessen bekam, das Abendessen ausfallen lassen sollte oder nicht. Er wollte auf jeden Fall, dass Julie mehr als eine Mahlzeit am Tag bekam, wusste aber nicht so recht, wie er das anstellen sollte.
    Vielleicht konnte er die Schule, wenn es hart auf hart kam, davon überzeugen, ihm das Mittagessen mit nach Hause zu geben, damit er es sich mit Julie teilen konnte?
    Ein Glück, dass wenigstens Bri genug zu essen hat, dachte er, während er zu Pater Mulrooneys Büro ging, um sich seine Aufgabe abzuholen.
    »Ah, Mr Morales«, sagte Pater Mulrooney. »Wie ich sehe, haben Sie vor, den Sommer bei uns zu verbringen.«
    Alex zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen soll.«
    Pater Mulrooney warf ihm einen seiner Zorn-Gottes-Blicke zu. Alex hatte noch nie solche imposanten Augenbrauen gesehen. »Ich kann nur hoffen, dass auch Sie eines Tages die fast schon heilige Macht der Bildung erkennen werden«, sagte er. »Wenn alles um uns herum zusammenbricht, können nur Bildung und Kultur uns vor der Barbarei bewahren.«
    »Ja, Pater«, sagte Alex. »Darf ich fragen, wie meine Aufgabe aussieht?«
    Pater Mulrooney nickte. »Sie werden sich um einige alte und gebrechliche Gemeindemitglieder hier in der Gegend kümmern«, erklärte er. »Sie werden jeden Morgen vor der Schule bei zehn Personen vorbeigehen, sich mit ihnen unterhalten und sie dann auf einer Liste unterschreiben lassen, zum Nachweis, dass Sie tatsächlich dort waren. Keine besonders anstrengende Arbeit, außer vielleicht für Ihre Oberschenkel, weil viele dieser Leute in den oberen Stockwerken wohnen.«
    Alex sah sich schon die Alpen erklimmen, mit nichts als ein bisschen Puffreis im Magen. Vorausgesetzt, der Puffreis würde noch eine weitere Woche reichen, was ziemlich unwahrscheinlich war.
    »Danke, Pater«, sagte er.
    »Diese Woche finden die Abschlussprüfungen statt«, fügte Pater Mulrooney hinzu. »Ich nehme an, dass Sie vorbereitet sind.«
    »Ja, Pater«, sagte Alex.
    »Haben Sie inzwischen etwas von Ihrer Mutter gehört?«, fragte der Pater weiter.
    »Nein, Pater«, antwortete Alex.
    »Also dann, Mr Morales«, sagte Pater Mulrooney. »Ich freue mich darauf, Sie den Sommer über hier zu haben.«
    Alex lächelte. Kaum zu glauben, dass Pater Mulrooney sich auf irgendetwas freute, außer vielleicht auf nächtelange Cicero-Übersetzungen.
    Er lief zur Holy Angels High School hinüber, wo Julie schon auf ihn wartete. Normalerweise war sie immer beleidigt, wenn er sich verspätete, aber diesmal platzte sie fast vor Aufregung.
    »Unsere Schule bleibt den ganzen Sommer über geöffnet«, sagte sie. »Wir kriegen ein Mittagessen, wenn wir dafür arbeiten, und nachmittags findet der Unterricht statt.«
    »Prima«, sagte Alex. »Und weißt du schon, was für eine Aufgabe du übernehmen sollst?« Dass sie etwa von Tür zu Tür ging, würde er niemals zulassen.
    »Wir müssen alle das Gleiche machen«, sagte Julie. »Die Schwestern haben die Genehmigung bekommen, in einem Teil des Central Park Gemüse anzubauen. Natürlich in keinem berühmten Teil. Also werden wir vormittags alle im Garten arbeiten. Ist das nicht lustig? Jetzt arbeite ich auch auf dem Feld, genau wie Bri. Danach gehen wir zur Schule zurück, bekommen dort Mittagessen und dann haben wir Unterricht. Mittagessen! Wenn ich mittags was zu essen bekomme, kannst du mein Abendessen haben, Alex.«
    Alex starrte seine Schwester an. Vor einem Monat wäre ihr so ein Angebot nicht einmal im Traum eingefallen. Ohne darüber nachzudenken, drückte er sie an sich. »Meine Schule bleibt auch geöffnet«, erklärte er dann. »Ich muss bei ein paar alten Leuten nach dem Rechten sehen. Danach gibt es Mittagessen und dann ist Schule, genau wie bei dir.«
    »Wenn wir zu Hause sind, will ich einen von den Oreos «, sagte Julie. »Zur Feier des Tages.«
    »Zwei Oreos «, sagte Alex. »Heute hauen wir auf den Putz.«
    Donnerstag, 23 . Juni
    Abends gab es inzwischen nur noch selten Strom, und so hatten Alex und Julie sich angewöhnt, früh ins Bett zu gehen. Alex nahm an,

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