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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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wurde, konnte ihn seine Tischdame nicht zu einem Tanz bewegen. Er saß einfach da, bewunderte die Pracht des Clubs und behielt die Bühne im Auge, auf der Sine Anura ihre unglaublichen Kunststücke vorführen würde.
    Schließlich setzten die Musiker zu einer Fanfare an, und Mistress Sin betrat die Bühne. Unter den Zuschauern, die noch nie einen ihrer Auftritte verfolgt hatten, machte sich Unruhe breit. Der gesamte hintere Teil der Bühne wurde von einem riesigen Schau-Aquarium eingenommen, dessen Insassen das Blut der Zuschauer in den Adern gefrieren ließen. Abscheuliche Meeresbestien suchten darin wütend nach Nahrung. Ihre giftigen Stacheln, messerscharfen Zähne und muskulösen Tentakel ließen keinen Zweifel daran, daß jedem, der so unvorsichtig wäre, sich in das Wasser zu begeben, ein schnelles Ende bevorstand.
    In ebendieses Aquarium stürzte sich von einem hohen Gerüst die nackte und unbewaffnete Mistress Sin. Innerhalb von Sekunden kämpfte sie um ihr Leben, und in der folgenden halben Stunde entkam sie Dutzende von Malen dem Tod oder der Verstümmelung. Die Spannung unter den Zuschauern steigerte sich ins Unerträgliche.
    Schließlich war der Auftritt vorüber. Mistress Sin entschlüpfte ein letztes Mal um Haaresbreite einem zuschnappenden Kiefer, der ihre Beine abgetrennt hätte, und wurde von ihren Helfern hastig aus dem Aquarium gezogen. Sekunden später erschien sie tropfnaß auf dem Vorderteil der Bühne und nahm den frenetischen Beifall der Gäste entgegen. Sie hatte lediglich ein großes Handtuch über ihre Schultern geschlungen. Lachend bot sie jedem, der bereit war, auch nur dreißig Sekunden mit den Bestien in dem Aquarium zu verbringen, eine Million Kreditchips an. Niemand im Publikum fühlte sich auch nur im entferntesten versucht, aber alle spekulierten darüber, wie sie eine derartig ausgefeilte Illusion zuwege gebracht hatte. Maq Ancor gehörte zu den wenigen, die die Wahrheit kannten: Die Bestien in dem Aquarium waren genauso gefährlich, wie sie aussahen, und Sines Kampf war echt. Die Vorstellung war ein Beweis für die unglaublichen Begabungen der Mistress Sin, wegen der Ancor sie zur Teilnahme an der neuen Expedition überreden wollte.
    Die Musiker spielten wieder auf, und Sine Anura, die ihr Handtuch gegen ein hauchdünnes Seidenkleid getauscht hatte, mischte sich unter ihre Gäste. Ihr Rundgang führte sie schließlich an Ancors Tisch. Einen Augenblick lang schien sie ihren Augen nicht zu trauen, dann stieß sie einen Freudenschrei aus.
    »Maq! Warum, zum Teufel, hast du mir nicht gesagt, daß du kommst? Ich hätte den roten Teppich für dich ausgerollt!«
    »Ich bin rote Teppiche nicht gewöhnt, Sine. Vergiß nicht, daß ich einmal ein Mörder war.«
    »Und jetzt bist du der Direktor des Instituts für Solaristik. Was führt dich also in die verruchte Welt der Straße der Tausend?«
    »Eine sehr wichtige Angelegenheit. Wir planen eine neue Expedition – diesmal in den Cronus-Raum jenseits der Jupiter-Schale. Ich stelle gerade eine Mannschaft zusammen, und mein Problem ist… – was könnte ich dir bieten, damit du das alles hier liegen- und stehenläßt und zu mir auf die Shellback kommst?«
    »Ist das dein Ernst, Maq?«
    »Absolut. Wir vermuten, daß es dort draußen eine ganze oder zumindest den Teil einer unbekannten Schale gibt.«
    »Und du verlangst von mir, daß ich den Club aufgebe – die mühsam geworbene Kundschaft – und mit dir zu einem wilden Trip ins Nirgendwo aufbreche?«
    »Genau das.«
    »Es gibt nur eines, was mich umstimmen könnte.«
    »Nenn mir deinen Preis, Sine.«
    »Ganz einfach, du großer, häßlicher, liebenswerter alter Löwe, du mußt mich einfach nur bitten.«
    Sie streckte ihm ihre langen, schlanken Finger entgegen und forderte ihn heraus, sie zu berühren. Er umschloß ihre Hände. Die sorgfältig dosierten Stromstöße, die ihr von ihren Fischvorfahren ererbtes Nervensystem austeilte, jagten neckisch durch seine Arme. Aber es war nicht die Elektrizität, sondern die Herausforderung in ihren Augen, die ihn erschauern ließ. Sine Anura war in jeder Hinsicht eine bemerkenswerte Frau.
     
    Zin-Zan war ein Freihafen im Grenzgebiet zwischen der Mars-Schalen-Föderation und dem unabhängigen Fürstentum Hammanit. Zeus’ Terraforming-Maschinen hatten beim Bau der Mars-Schale das gesamte vorgesehene Platin an einer Stelle abgeladen, und dieser gewaltige Berg des wertvollen Metalls befand sich im Besitz Awa-Ce-Land-as, der die erste Expedition ins

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