Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
Vom Netzwerk:
übersät. Als sie aber mit einem langen Stock die Festigkeit des Bodens testeten, stellte er sich als weiches Gelee heraus. Sie konnten von Glück sagen, daß sich unter ihrem Landeplatz ein Felsen befand, sonst wären sie unweigerlich vollständig eingesunken. Maq ließ sich eine Kelle geben und nahm eine Probe. Die Substanz erinnerte ihn an in Wasser getränkte Gelatine. Einer Eingebung folgend, brachte er die Probe in die Kombüse, füllte sie in einen Topf und kochte sie. Unweigerlich schrumpfte die Substanz auf ein Hundertstel ihres ursprünglichen Volumens. Nur noch eine spröde Kruste blieb übrig.
    Das Experiment zeigte ihm eine potentielle Möglichkeit, die Shellback aus ihrer mißlichen Lage zu befreien. Wenn es ihm gelang, die Substanz um sie herum genügend aufzuheizen, würde sie sich auf ihre festen Bestandteile reduzieren, die sie dann aus den Ansaugstutzen entfernen konnten. Das Problem war nur, wie sie den Schlick überhaupt erhitzen konnten. In Gedanken versunken, kletterte er wieder auf die Hülle.
    Sine war derweil auf dem Rumpf geblieben. Er bemerkte ihren nachdenklichen Blick.
    »Weißt du was«, sagte sie plötzlich. »Ich glaube, da draußen sind Menschen.«
    »In diesem Zeug?« Er beäugte skeptisch den nebelverhangenen Sumpf.
    »Sieh es dir selbst an, Maq. Da drüben.« Sie deutete auf eine Stelle zur Rechten, die sich für Ancor auf den ersten Blick nicht von dem restlichen Sumpf unterschied. Er sah dorthin und zuckte zusammen. Dort draußen ragte der Kopf eines Mannes wie der eines Schwimmers aus dem Morast. Der Mann sah sie einen Augenblick lang neugierig an und tauchte dann wieder unter.
    »Kann man in dem Zeug schwimmen?« fragte sie.
    »Theoretisch ja, nehme ich an. Es ist thixotropisch. Bewegt es sich, wird es weich. Sobald es zum Stehen kommt, verdickt es sich. Ein ausdauernder Schwimmer kann sich wahrscheinlich wie in Wasser fortbewegen. Aber ich würde es an deiner Stelle nicht ausprobieren…«
    Er unterbrach sich, als er hörte, wie sich Carli über den Mißbrauch der Kombüse beklagte. Mit einem schnellen Sprung war er durch die Luke, um seine Probe im Ofen zu retten. Einige Spritzer Schleim schwappten hinter ihm durch die Öffnung, und plötzlich wurde ihm klar, daß irgend etwas dort oben nicht stimmte. Mit gezogener Waffe hastete er die glitschigen Sprossen hinauf und sah gerade noch, wie drei nackte menschliche Gestalten in den Sumpf tauchten. In ihrer Mitte hielten sie Sine Anura. Er feuerte eine Reihe von Betäubungsgeschossen ab, ohne wirklich auf einen Treffer zu hoffen. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als dazustehen und zuzuschauen, wie sich der Sumpf über den dreien schloß.
    Unter normalen Umständen wäre Sine Anura in der Lage gewesen, ohne seine Hilfe auszukommen. Schließlich stammten ihre Vorfahren von der Wasserwelt Engel, und außerdem verfügte sie über ihr besonderes Nervensystem, mit dem sie elektrische Schläge austeilen konnte. Aber dieser Schlick war kein Wasser, und er wußte nicht einmal, ob sie darin schwimmen, geschweige denn überleben konnte. Gleichzeitig mußte er sich eingestehen, daß er ihr in keiner Weise helfen konnte. Er würde in dem Sumpf wie in Treibsand versinken. Ihnen blieb nur, zu warten und auf ihre Rückkehr zu hoffen.

 
Kapitel 17
     
    Der Untergang der örtlichen Proto-Sonne kündigte einen Sturm an. Die letzten Strahlen des künstlichen Sterns tauchten die dichten Wolkenbänke in ein unheilverkündendes Gelb. Als das Licht dann völlig verschwand, legte sich eine geheimnisvolle und bedrohliche Atmosphäre über die Shellback und ihre Mannschaft. Es war, als ob sich die Hand eines gewaltigen, rachsüchtigen Gottes um sie schloß.
    Ancor war nach Sines Entführung auf dem Rumpf geblieben und hatte über diese seltsame Umwelt nachgedacht. Die dicke Gelee-Schicht stellte ein bemerkenswertes Ökosystem dar. Die üppigen Pflanzen trieben darauf und konnten ihre Nahrung mit Leichtigkeit aus dem weichen ›Mutterboden‹ unter ihnen ziehen, Wasser gab es im Überfluß, und Nährstoffe konnten per Osmose durch den Schlick sickern. Es war nichts anderes als ein etwas zähflüssiges Meer, nur daß es wahrscheinlich die Grundlage für eine vielfältigere Flora und Fauna bildete als ein ›herkömmliches‹ Meer. Es war eine Zwischenstufe von Wasser und Land und konnte als beides genutzt werden, je nachdem, worauf ein Lebewesen oder eine Pflanze ausgerichtet war.
    Wenn diese Substanz Organismen beherbergte, die der

Weitere Kostenlose Bücher