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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Photosynthese mächtig waren, würde es trotz des dichten Nebels genug Sonnenlicht einfangen können. Damit stellte es den idealen Lebensraum für eine Vielzahl lebender Organismen dar, angefangen bei Mikroben über Pflanzen bis hin zu Säugetieren. Und genau die Säugetiere machten Ancor Sorgen. Zuerst hatte er einen zweifellos menschlichen Kopf gesehen und danach drei zweifellos menschliche Gestalten, die Sine Anura entführten. Er konnte nicht sagen, ob diese Menschen zu einer von Zeus’ Mutantenrassen gehörten oder ob sie die Nachfahren irgendwelcher illegaler Auswanderer waren, die es auf diese Käfigwelt verschlagen hatte. Ancor war sich aber sicher, daß ein Meer aus kaltem Schleim keinen angemessenen Lebensraum für Menschen darstellte.
    Als sich die Dunkelheit endgültig über sie herabsenkte, bemerkte er eine Reihe von Dingen. Das Elektrometer war zwar tief in dem Gelee untergetaucht und damit außer Betrieb, aber er spürte dennoch, wie die statische Elektrizität in der Atmosphäre weiter zunahm. Der Nebel ballte sich zusammen und wurde dünner, und seltsame Flecken phosphoreszierenden Lichts trieben auf dem Gelee. Hin und wieder konnte er die Umrisse ganzer Pflanzengruppen im Licht einer geisterhaften Korona erkennen, und auf den Antennen und scharfen Kanten der Shellback glitzerten immer wieder Elmsfeuer, während sich die Atmosphäre bis zum kritischen Punkt elektrisch auflud. Vorsichtshalber fuhr Ancor die Antennen ein und zog Streifen hochleitenden Materials über den Rumpf, deren Enden er weit in das Gelee warf, um die Ladung so weit wie möglich zu verteilen. Er war sich nicht sicher, was genau passieren würde, wollte aber keine vermeidbaren Risiken eingehen.
    Dann zerteilte ein Blitz die Dunkelheit. Der Einschlagspunkt war über zwei Kilometer von ihnen entfernt, aber die unglaubliche Stärke des Schlages zeigte, daß die Blitze auf dieser Käfigwelt wenig mit den ihm vertrauten gemein hatten. Innerhalb von Sekunden folgte ein zweiter, noch heftigerer Blitz und erhellte den Himmel mit Linien violetten Feuers. Der Donner war wie eine Salve großkalibriger Granaten. Cherry streckte den Kopf durch die Luke, um nachzusehen, was vor sich ging. Er duckte sich schnell weg, als ein weiterer Blitz in der Nähe der Shellback einschlug und die Umgebung kilometerweit in grelles Licht tauchte.
    »Du solltest besser hereinkommen, Maq. Das sieht gefährlich aus.«
    »Das ist es in der Tat«, sagte Ancor. Er folgte Cherrys Aufforderung und schloß die Luke hinter sich. »Wenn ich mich nicht irre, sind das Impulse im Giga-Ampere-Bereich. Ein direkter Blitzschlag würde die Shellback auf der Stelle verdampfen. So gesehen haben wir Glück, daß wir in dem Gelee gefangen sind. Immerhin sind wir so geschützt.«
    »Was wird wohl mit Sine geschehen?«
    »Ich wünschte, ich könnte darauf eine Antwort geben. Dieser Sturm scheint aber für hiesige Verhältnisse nicht ungewöhnlich zu sein. Könnte sogar alltäglich sein. Dort draußen schaffen es Menschen zu überleben. Und wenn sie es können, kann Sine es wahrscheinlich auch.«
    »Du glaubst also nicht, daß sie bereits tot ist?«
    »Ich traue Sine zu, gegen jeden beliebigen Menschen und jede andere Kreatur Solanas anzukommen. Sie ist so clever wie die Sünde und so gefährlich wie der Teufel. Ich wette mit dir, daß ihre Entführer keine Ahnung davon haben, was sie sich mit ihr eingebrockt haben. Wenn auf einmal jemand an die Hülle klopfen sollte, sind das ihre Entführer, die darum betteln, daß wir sie wieder zurücknehmen.«
    Cherry lächelte matt. Maqs Worte überzeugten ihn nicht. Die rohe Gewalt des Sturm beunruhigte ihn, und sein Blick fiel immer wieder auf die Luke, als ob er erwartete, daß sie jede Sekunde aufglühte und flüssiges Metall auf ihn herunterspritzte. Obwohl die Shellback fast ganz von dem Schlick umschlossen war, dröhnte der Donner ohrenbetäubend, und die Blitze, die hin und wieder in die breiartige Masse einschlugen, erhellten selbst die unteren Sichtluken. Von all den brenzligen Situationen, die sie durchgemacht hatten, erschien ihnen diese als die sonderbarste und unwirklichste: Die Shellback im Schlick versunken, während direkt über ihnen ein gewaltiger Sturm tobte.
    Der Sturm hielt viele Stunden lang mit unverminderter Stärke an; immer wieder bildeten sich neue, heftige Gewitter. Dann schlug ein Blitz in unmittelbarer Nähe der Shellback ein. Der plötzliche Spannungsanstieg ließ die Hauptsicherungen herausspringen, und mit einem

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