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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Augen und konzentrierte sich mit ganzer Kraft darauf, diese Tortur zu überleben. Der Flug dauerte bereits mehr als doppelt so lange wie vorgesehen, und sie hätten längst in eine vergleichsweise ruhige Region des Zwischenraums gelangt sein müssen. Sein Instinkt drängte ihn, die Gurte abzulegen und sich zu Cherry ins Cockpit vorzukämpfen, aber die Intensität, mit der das Schiff hin- und hergeworfen wurde, erfüllte ihn mit der grimmigen Gewißheit, daß er niemals lebend dorthin gelangen würde.
    Dann hörten die Turbulenzen abrupt auf. Den einen Augenblick befanden sie sich mitten in der bisher heftigsten Turbulenz, im nächsten Augenblick flogen sie in einer derart ruhigen Region, daß es ihnen unwirklich erschien. Das Hämmern und Kreischen der Hülle flaute ab, und sie hörten nur noch das Geräusch eines kleinen Steuertriebwerks, das die Shellback sanft durch eine Atmosphäre beförderte, in der sich kein Windhauch regte. Die Meßwerte auf dem Computerbildschirm normalisierten sich. Ancor registrierte, daß Temperatur, Dichte und Feuchtigkeit der Atmosphäre sich mit Ausnahme der statischen Elektrizität im erwarteten Bereich einpendelten. Die Statik blieb derart hoch, daß er daraus schloß, daß entweder das Meßgerät defekt war oder sie den schlimmsten elektrischen Sturm aller Zeiten durchflogen.
    Cherry hatte sich bereits losgeschnallt und widmete sich der Steuerung, als Maq das Cockpit betrat. Die Oberfläche lag nur dreihundert Meter unter ihnen, und die dichten Wolken, durch die sie flogen, reduzierten ihre Sicht auf Null. Der Radar zeigte niedrige Gebirgsformationen an, und die übrigen Werte ließen diese Käfigwelt als für menschliche Besiedlung geeignet erscheinen. Das Funkgerät bestätigte auf seine Art die Meßergebnisse des Elektrometers und spie das ununterbrochene Prasseln der Statik aus.
    »Sollen wir landen und uns umsehen oder weiterfliegen, bis wir eine Lücke in den Wolken finden?« fragte Cherry.
    Maq hatte rasch den Zustand der Shellback durchgecheckt, mit dem Ergebnis, daß das Schiff die Zerreißprobe erstaunlich gut verkraftet hatte. Ihre niedrige Eintrittsgeschwindigkeit hatte dazu geführt, daß sich die Hülle weniger stark erhitzt hatte, und diesmal mußten sie sich keine Sorgen um die Manövrierfähigkeit machen.
    »Warum sollten wir eigentlich nicht einen kurzen Blick wagen? Sieh mal, ob du uns unter die Wolken bringen kannst.«
    Cherry steuerte die Shellback sanft zur Oberfläche. Während des gesamten Sinkflugs ließ er den radargesteuerten Höhenmesser keine Sekunde aus den Augen. Schließlich schwebten sie nur noch wenige Meter über der Oberfläche, und immer noch umgab sie dichter Nebel.
    »Na ja, wir verfügen ja über jede Menge Meßwerte«, sagte Ancor. »Aber wir können nicht behaupten, wir hätten auch nur einen Zipfel der Oberfläche gesehen. Der Radar zeigt keine Bewegungen an. Ich denke, wir können eine kurze Landung riskieren.«
    »Wie ist die Oberflächenbeschaffenheit?«
    »Ziemlich eben, aber mehr kann ich nicht sagen. Du kannst ja versuchsweise den Boden berühren. Halt dich aber bereit, jederzeit wieder abzuheben, falls etwas Unvorhergesehenes passiert.«
    Cherry setzte behutsam zur Landung an. Ancor, der ihren Anflug durch die untere Sichtluke verfolgte, sah kurz einen grünen Pflanzenstreifen vorbeihuschen und winkte Cherry aufmunternd zu. Dann geschah das Unglück. Der Boden, auf dem sie aufsetzten, war kaum fester als Gelee. Große Mengen morastigen Schleims drangen in die Ansaugstutzen. Die Düsentriebwerke fingen an zu stottern und setzten dann ganz aus. Die Shellback sank immer tiefer in den Schlick, bis sie schließlich auf einem Felsvorsprung im Untergrund zum Stehen kam. Nur noch die Spitze des Rumpfes ragte heraus.
    »Mist!« fluchte Ancor. »Das hätten wir besser lassen sollen.«
    »Sind wir in Schwierigkeiten?« fragte Sine.
    »Ich fürchte sogar, in ernsten Schwierigkeiten. Die einzigen Triebwerke, die uns aus dem Schlick heben könnten, funktionieren nicht mit verstopften Ansaugstutzen. Selbst die Konstrukteure der Shellback kamen nicht auf den Gedanken, Vorkehrungen für jemanden zu treffen, der so dumm ist, mitten in einem Sumpf zu landen. Ich sehe mir das von draußen an.«
    Er öffnete die nur selten benutzte Luke an der Oberseite des Rumpfes und hob sich hinaus. Sine Anura folgte ihm, und im kühlen Nebel überblickten sie das ganze Ausmaß der Katastrophe. Ihre Umgebung wirkte wie fester Boden und war mit üppiger Vegetation

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