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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Bewohner der Jupiter-Schale das Recht für sich in Anspruch nahm, sich gleichzeitig auf einer Etage aufzuhalten, dann blieben dem einzelnen im Schnitt nur etwa fünfzig Quadratmeter Fläche. Dazu kam, daß Wohnanlagen und Arbeitsstätten, Freizeit- und Transportanlagen einen Teil dieses Platzes für sich in Anspruch nahmen. Die Nahrungsmittelproduktion für eine derartige Menschenmenge schien Ancor eine fast unmögliche Aufgabe. Die Gesellschaft der Jupiter-Schale stand kurz vor dem Zusammenbruch, und dieses Schicksal drohte auch den inneren Schalen, sollte das verhaßte Zwangsauswanderungsprogramm ins Stocken geraten.
    Sie setzten ihren Flug fort und entdeckten andere Ballungszentren mit ähnlichen Nöten. Schließlich hatten sie ausreichend Daten gesammelt, um sicher zu sein, daß diese repräsentativ für die gesamte Schale waren. Aus irgendeinem Grund hatte Zeus die Auswanderung gestoppt, und daher betrug die hiesige Bevölkerung nicht das Dreifache von Mars-Schale und Asteroiden-Schale zusammengenommen, sondern nahezu das Sechzehnfache. Die Jupiter-Schale erstickte an der eigenen Nachkommenschaft.
    Ancors Züge verdüsterten sich, als er die Zahlen las, und er blickte nachdenklich in den Himmel. Existierte die Boxa-Schale überhaupt? Und wenn sie es tat, warum nahm sie dann nicht einen Teil des Bevölkerungsüberschusses der Jupiter-Schale auf, wie es die Logik diktierte? Es gab nur einen Weg, das Geheimnis zu lüften: Sie mußten dorthin fliegen.
    Vor ihrem Abflug landeten sie noch einige Male, um geophysikalische Daten zu sammeln, die sie nicht aus der Luft erhalten konnten. Wie gebannt starrten sie auf die riesigen, von Menschen wimmelnden Straßen und Plätze und fragten sich, wie sich das Leben unter derart beengten Umständen abspielte. Bei einer dieser Landungen fanden sie am Rand eines Feldes ein steinernes Denkmal. Die Inschrift lautete:
    HIER LEBTE MIKH, MESSIAS UND GELIEBTER DES EWIGEN SPEKTRUMS, DER TRAURIGEN HERZENS SEINE JÜNGER VERLIESS, UM DEN HIMMEL ZU SUCHEN. DIESER STEIN WURDE VON SEINEM JÜNGER CADREN SHILDEN ERRICHTET, IN DESSEN ARCHE, DER OSIAN, DER MESSIAS SEINE REISE ANTRAT.
    »Was für eine seltsame Gesinnung«, sagte Sine Anura. »Ich frage mich, was die Osian gewesen ist?«
    »Wer weiß?« sagte Ancor. »Aber die entscheidende Frage lautet: Wohin fliegt man, wenn man von hier zum Himmel aufbricht?«

 
Kapitel 19
     
    Sie stießen jetzt in den eigentlichen Cronus-Raum vor, hatten aber keine genaue Vorstellung von ihrem Ziel oder der Entfernung, die sie zu überbrücken hatten. Professor Soo vom Institut für Solaristik war der Meinung gewesen, daß der logische Standort für die Boxa-Schale auf halbem Wege zwischen der Jupiter- und der Saturn-Schale lag. Hatte der Professor recht, wartete ein ungefähr 320 Millionen Kilometer langer Flug auf sie, für den sie etwa zwölf Wochen benötigen würden.
    Ancor mußte den Flug genau planen. Die Entfernung war etwas geringer als bei ihrem Flug von der Asteroiden-Schale zur Jupiter-Schale, aber sie würden dennoch fast drei Monate lang auf engstem Raum eingesperrt sein. Zudem drangen sie in eine Region vor, die für Zeus eine empfindliche Stelle darstellte, und mußten davon ausgehen, daß der Computer-Komplex noch entschlossener als bisher versuchen würde, sie aufzuhalten. Sie verfügten über keine Torpedos mehr, mit denen sie den Raum vor ihnen auf unsichtbare Exis-Felder hätten überprüfen können. Alles in allem gingen sie ein erhebliches Risiko ein, aber es war eben dieser Widerstand Zeus’, der Ancor mit der Entschlossenheit erfüllte, die Geheimnisse des Computers zu ergründen.
    Cherry arbeitete den Flugplan aus, den sie in den Computer eingaben. Dann versammelten sie sich alle in der Beobachtungskuppel, um zuzusehen, wie die gewaltige Jupiter-Schale langsam unter ihren Füßen zusammenschrumpfte. Der Abflug von einer Schale war für die Mannschaft der Shellback zu einem Ritual geworden, das sie jedesmal erneut mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllte: Die Einzelheiten der Schale schienen sich zusammenzuziehen, um ein größeres Bild zu formen, das wiederum nach kurzer Zeit zur Einzelheit eines noch größeren Bildes wurde und so weiter. Aus Ozeanen wurden Seen, dann Teiche und schließlich Pfützen; gewaltige Gebirgsketten verwandelten sich in Hügel und versanken schließlich in der Oberfläche. Die eintausendsechshundert Kilometer hohen ›Vulkane‹, hinter denen sich die Käfigwelten verbargen, wurden zu Pockennarben und dann

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