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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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zu Stecknadelköpfen. Ein Kornfeld von einer Million Kilometer Länge schrumpfte zu einem vertrockneten Grashalm. Nur der gewaltige Horizont schien weit, weit weg und unveränderlich, bis die Entfernung das Bild verwusch und es schließlich in der Dunkelheit des Alls verschwand.
    Dann widmeten sie sich wieder der vor ihnen liegenden Aufgabe. Nachdem sie die Atmosphäre hinter sich gelassen hatten, zeigte der Fernradar die Existenz einer großen Masse in 320 Millionen Kilometern Entfernung an. Dies war der erste stichhaltige Beweis für die Existenz der Boxa-Schale. In ihrer Nähe glitzerte die Exis-Speiche, die Niklas Boxa von der Mars-Schale entführt hatte, im Licht der Proto-Sonnen. Der Kurs der Shellback verlief entlang der Speiche.
    Den ersten Ortungen zufolge war der Cronus-Raum leer. Ancor, der kein Risiko eingehen wollte, verband alle verfügbaren Ortungsgeräte mit dem Hauptcomputer. Von diesem Augenblick an hätte selbst die Flamme einer Kerze in fünf Millionen Kilometern Entfernung einen Alarm ausgelöst. Doch das Alarmsignal blieb aus. Nach einer Weile keimte in Ancor die Hoffnung, daß Zeus sie vergessen oder ihre Spur verloren hatte und nicht mehr länger den Raum vor ihnen bewachte.
    Doch auf sie lauerten Schwierigkeiten von völlig anderer Natur. Am vierzigsten Tag, nachdem sie ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, setzte plötzlich der Strom aus. Mit einem solchen Vorfall hatten sie selbst in ihren wildesten Träumen nicht gerechnet. Die Mini-Reaktoren der Shellback waren vom selben Typ, wie sie Zeus in seinen raumflugtauglichen Maschinen einsetzte, und galten als unerschöpflich. Nur die Tatsache, daß die beiden Reaktoren des Schiffs gleichzeitig versagten, erfüllte Ancor wenigstens mit schwacher Hoffnung: Das Versagen eines Reaktors konnte man als Pech abtun, aber das gleichzeitige Aussetzen mußte einen Grund haben. Und dieser Grund mußte sich finden lassen.
    Der Notstrom würde bei sparsamem Umgang für ungefähr vierundzwanzig Stunden ausreichen, danach würden die Lebenserhaltungssysteme ins Stocken geraten und schließlich ausfallen. Ancor stellte daher die Orter ab, um soviel Energie wie möglich zu sparen, während er versuchte, dem Stromausfall auf den Grund zu gehen. Die Aussichten waren düster. Die Mini-Reaktoren befanden sich in metallenen Gehäusen, die von Form und Größe her Särgen ähnelten. Die ›Särge‹ waren aus einer widerstandsfähigen Legierung gefertigt, und Ancor konnte keine Nähte erkennen. Lediglich an einem Ende standen jeweils zwei große Kegel ab, aus denen Stromkoppelungen herausragten, die mit der Stromschiene der Shellback verbunden waren.
    Ancor erwog kurz, eines der Gehäuse mit einem Laser aufzuschneiden, entschied sich dann aber dagegen. Selbst die besten Wissenschaftler der Mars-Schale hatten es nicht vermocht, das Prinzip zu ergründen, das es erlaubte, derartige Mengen von Energie zu erzeugen. Selbst wenn es ihm also gelingen sollte, ein Gehäuse zu öffnen, schien es sehr unwahrscheinlich, daß ausgerechnet er auf sich allein gestellt das Geheimnis lüften und den Defekt beheben konnte. Er entschloß sich schließlich, eines der Module abzuklemmen und zur Seite zu schieben. Möglicherweise verbargen sich auf den Flächen nützliche Hinweise. Er bat Tez um Hilfe, der entschlossen und mit einem Satz Schraubenschlüsseln bewaffnet in den Maschinenraum herunterkam. Sie wußten nur zu gut, welches Schicksal ihnen für den Fall drohte, daß es ihnen nicht gelang, die Stromversorgung wiederherzustellen.
    Tez warf einen kurzen Blick auf das Gehäuse, suchte den passenden Schraubenschlüssel aus und begann mit der Arbeit. Nachdem er die Stromkoppelung etwas gelöst hatte, bemerkte er, daß er sie von der anderen Seite aus bequemer ganz abschrauben konnte. Er kletterte auf die andere Seite und legte dabei den Schlüssel quer auf die zwei parallelen Anschlußstücke eines der Module. Es gab eine kurze Explosion, die er glücklicherweise unbeschadet überstand, und der Schlüssel, der auf den blanken Anschlußstücken des angeblich defekten Minikraftwerks lag, schmolz vor ihren Augen und tropfte auf den Boden. Gleichzeitig setzte die Stromversorgung wieder ein. Zwar nur kurz, aber sie wußten jetzt, daß die Reaktoren nicht so nutzlos waren, wie sie angenommen hatten.
    »Was, zum Teufel, war das?« fragte Tez, der immer noch vor Schreck zitterte.
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Immerhin scheinen wir jede Menge Strom am Ausgang zu haben, aber

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