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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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darauf hob die Shellback ab, und während sie langsam an Höhe gewannen, lauschten sie noch einmal dem bezaubernden Sirenengesang Anans. Sie hofften inbrünstig, daß ihr Lied eines Tages ein Siedlerschiff in den Himmel geleiten würde. Ancor blieb vor dem Funkgerät sitzen, bis Entfernung und atmosphärische Störungen den Gesang verstummen ließen. Er suchte noch lange alle Frequenzen ab, konnte aber keine weiteren Funksignale empfangen. Irgendwo in dieser wilden, zerklüfteten Felslandschaft mußten andere Menschen vor ihren Funkgeräten kauern und Anans Liedern lauschen, in der Hoffnung, daß sie eines Tages von der Erlösung für ihr Volk künden würden.
    Da Cherry weitere Aufnahmen von der atemberaubenden Landschaft machen wollte, umflogen sie die restliche Käfigwelt in gemächlichem Tempo und landeten mehrmals – einfach nur, um die dramatischen Konturen und den vielfarbigen Himmel zu genießen. Die Pflanzen- und Tierwelt war einzigartig, und Ancor fragte sich, was Zeus dazu veranlaßt hatte, diese isolierte Käfigwelt, die nur durch Zufall eine kleine menschliche Kolonie beherbergte, derart verschwenderisch mit Naturschönheiten auszustatten.
    Dann widmeten sie sich wieder der vor ihnen liegenden Aufgabe. Der Flug durch den Kraterrand würde sie zur Außenseite der Boxa-Schale führen, und es deutete alles darauf hin, daß Zeus äußerst empfindlich auf ihr Eindringen in diese Region reagieren würde. Zeus’ Versuche, die Shellback aufzuhalten, hatten ihre Neugierde nur noch weiter angestachelt, und sie verzehrten sich förmlich danach, zu erfahren, was der gewaltige Computer-Komplex vor ihnen zu verbergen suchte.
    Beim Durchflug mußten sie mit Zeus’ entschlossenstem Angriff rechnen, und als die gewaltige Öffnung auf den Schirmen erschien, bremsten sie ab und richteten alle verfügbaren Ortungsgeräte auf das Gebiet vor ihnen. Sie fanden nichts Verdächtiges, und die Turbulenzen, die vor ihnen lagen, schienen ähnlich kleinräumig zu sein wie die, die sie auf dem Weg zum Himmel durchquert hatten. Ancor bezweifelte allerdings, daß ein derart einfacher Flug vor ihnen lag, und überprüfte die Ortungsergebnisse mehrfach nach Gefahren, die sie vielleicht übersehen hatten.
    Er fand schließlich etwas Ungewöhnliches, dessen Bedeutung er aber nicht verstand. Der Zwischenraum verdankte seine Existenz einem kugelförmigen Exis-Feld, das die Käfigwelt davor bewahrte, von der Masse der Schale zerdrückt zu werden. Dieses Feld wurde von zwei Exis-Gittern erzeugt, die in die Kraterränder der ›Vulkane‹ auf der Innen- und Außenseite der Schale eingelassen waren. Normalerweise waren diese Felder statisch und elektrisch neutral. Dieses Feld hier wurde jedoch durch einen hochfrequenten Wechselstrom von erheblicher Stärke polarisiert.
    Ancor konnte nicht feststellen, ob Zeus diesen Effekt absichtlich hervorgerufen hatte oder ob er eine übliche Erscheinung des hiesigen Exis-Felds darstellte. Das Resultat war jedenfalls die Entsprechung einer fast zehntausend Kilometer durchmessenden Induktionsspule, die das kleine Schiff durchfliegen mußte. Ancor gab alle verfügbaren Meßwerte an den Computer weiter.
    Das Ergebnis kam prompt: Durchquerten sie die Induktionszone zu langsam, würde die Shellback zu einem Metalltropfen zusammenschmelzen. Durchflogen sie die Zone zu schnell, würde die Hitze dort zusammen mit der Reibung an der Atmosphäre der Käfigwelt exakt denselben Effekt verursachen. Er ließ den Computer die Berechnungen vergleichen und fand heraus, daß bei einer bestimmten Geschwindigkeit beide Effekte minimal sein würden und die Shellback den Durchflug überstehen konnte, solange nichts Unvorhergesehenes passierte.
    Sie mußten sich entscheiden. Seit ihrem Aufbruch von der Mars-Schale war die Shellback erheblichen Belastungen ausgesetzt gewesen, und mit jeder weiteren Bewährungsprobe für das kleine Schiff wurden Defekte wahrscheinlicher. Ihre einzige Alternative bestand jedoch darin, aufzugeben und umzukehren. Ancor ließ die Mannschaft abstimmen. Cherry enthielt sich der Stimme, die übrigen votierten einstimmig dafür, den Flug fortzusetzen. Ancor gab Kurs und Geschwindigkeit in den Autopiloten ein, und sie hasteten zu den sichersten Plätzen im Schiff, während die Shellback erneut Geschwindigkeit aufnahm.
    Normalerweise wurden die Temperaturen im Schiffsinnern dadurch reguliert, daß man überschüssige Wärme in das Vakuum oder die umgebende Atmosphäre ableitete. Dieses System funktionierte

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