Die verlorenen Welten von Cronus
auf verlorenem Posten standen. Gleichzeitig schien sich die blinde Wut der Angreifer sogar noch zu steigern.
Dann drang durch den Schleier der Schmerzen schwach das Geräusch an Maqs Ohren, auf das er gewartet hatte. Die Düsentriebwerke der Shellback kreischten direkt über ihnen, und riesige Mengen erhitzter Luft strömten in das Tal und vertrieben den Nebel. Plötzlich erschienen neue Kreaturen, die noch furchterregender waren als diejenigen, die die kleine Gruppe bedrängten. Cherrys Holo-Kunst hauchte dem Tyrannosaurus Rex neues Leben ein, der jetzt durch eine Landschaft stolzierte, die sich von einem felsigen Tal in eine Sumpflandschaft verwandelt hatte. Der Himmel verdunkelte sich bedrohlich, als riesige fliegende Reptilien ihre ledernen Flügel entfalteten.
Die Wirkung war durchschlagend. Die Angreifer fürchteten angesichts dieser Invasoren, die sich offensichtlich nicht um Anans Weisungen kümmerten, plötzlich um ihre eigene Existenz. Sie brachen die Attacke ab und begaben sich in den Schutz ihrer Höhlen. Ancor hörte, wie das Schießen aufhörte, und versuchte, sich zu entspannen. Dann merkte er, daß Sine Anura von seiner Seite verschwunden war. Trotz der brennenden Schmerzen gelang es ihm, sich zur Seite zu drehen, und er sah, wie sie den Pfad hinunter zu Anans Versteck rannte. Sine handelte ebenso tapfer wie aberwitzig, und Ancor blieb nichts weiter übrig, als verzweifelt auf das Beste zu hoffen.
Sine gewann nur deswegen, weil sie Anan überraschte. Das plötzliche Erscheinen der vielen Kreaturen, die sich ihrer Macht nicht beugten, hatte die junge Frau aus der Fassung gebracht, und für einen Augenblick ließ ihre Konzentration nach. In diesem Moment bog Sine um den Felsen. Anan wirbelte auf der Stelle herum, um sie wie Ancor niederzustrecken, aber bevor sie ihren Gedanken in die Tat umsetzen konnte, berührten sie Sine Anuras grüne Finger. Der kurze Kontakt genügte. Ein betäubender elektrischer Schlag ließ die Göttin zuckend zu Boden gehen. Der Kampf war vorüber.
Kapitel 23
Ancors Qualen ebbten ab. Er richtete sich mühsam auf und humpelte gestützt von Tez und Carli zu der Stelle, an der Anan lag. Er sah sofort, daß Sine der jungen Frau in der Hitze des Gefechts einen starken Stromstoß versetzt hatte; sie schien tot zu sein. Aber Ancor wollte nicht aufgeben. Er schickte Tez zur Shellback, um medizinisches Gerät zu holen. Dann gaben er und Sine der jungen Frau abwechselnd Mund-zu-Mund-Beatmung, und als Tez mit einer Schwebebahre zurückkehrte, zeigte Anan bereits wieder erste Lebenszeichen. Sie transportierten sie zum Schiff, wo sie sich vollständig von dem Stromschlag erholte. Allerdings blickte sie jedesmal, wenn Sine ihr nahe kam, nervös auf deren grüne Finger.
Währenddessen hatte Cherry die Holo-Projektoren abgeschaltet, und durch die Sichtluken war wieder die wilde, geisterhafte Landschaft der Käfigwelt zu sehen. Er und Tez wollten sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen und stiegen mit Kameras bestückt aus, um die Szenerie für die Ewigkeit festzuhalten. Da kam Landoren den Paß hinauf, warf einen hilflosen Blick auf Cherrys Holo-Projektoren, die er nicht verstand, und ging langsam auf das Schiff zu. Ancor paßte ihn an der Einstiegsluke ab.
»Ihre Schwester wird wieder gesund, Landoren. Sie können sie bald mit nach Hause nehmen. Aber es ist eine Schande, daß Sie uns gezwungen haben, unseren Standpunkt auf gewalttätige Art und Weise klarzumachen. Kommen Sie herein, und ich zeige Ihnen, unter welchen Bedingungen wir zu leiden haben, während wir doch im Himmel leben könnten.«
Landoren betrat scheu die Shellback. Angesichts der Enge in dem Schiff und der komplexen Technik schüttelte er traurig den Kopf.
»Ihr seid in diesem Ding hier so weit wie Mikh geflogen?«
»Noch viel weiter. Mikh kam lediglich von der Jupiter-Schale. Wir kommen von der Mars-Schale, durchflogen die Asteroiden-Schale und dann weiter bis hierher. Und eines Tages werden wir die ganze Strecke zurückfliegen.«
»Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Kapitän. Sie wagen Dinge, die außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Unsere einzige Entschuldigung ist, daß wir uns im Recht glaubten.«
»Sie hatten auf Ihre Weise recht, Landoren. Man hat nur ein Leben, und deshalb sollte man sich den Dingen widmen, die einem am meisten bedeuten. Das Tragische ist nur, daß das Universum riesig ist und wir winzig. Deshalb kann jedem von uns etwas anderes am meisten bedeuten.«
Bald
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