Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
hochprozentiger Stoff ausgeschenkt.
    Der Mann jedenfalls, den Landru suchte und endlich fand, schien die fette Hure, deren wabbeligen Schoß er gerade mit arhythmisch zuckendem Becken bearbeitete, mit mindestens 90prozentigem Fusel eingerieben zu haben, bevor er sie in Angriff nahm. Der Dunst in der schmuddeligen Kammer ließ keinen anderen Schluß zu.
    In Fledermausgestalt durchschlug der Kelchjäger das Fenster des kleinen Zimmers. Das Geräusch berstenden Glases zählte in dieser Gegend zur üblichen Klangkulisse; niemand störte sich daran. Außer der dicken Nutte, die zwei, drei Sekunden lang Nebelhorn spielte, ehe Landrus bloßer Blick sie zum Schweigen brachte.
    Der nackte Mann war von kräftiger, aber keineswegs fettleibiger Statur. Und wenn man in Gedanken die Spuren wegretuschierte, die der Alkohol hinterlassen hatte, war er durchaus stattlich zu nennen. Das dunkle Haar hatte er mit Pomade zurückgekämmt; ein paar wirre Strähnen hingen ihm in die Stirn. Sein kurzgeschorener Vollbart wurde von Silberfäden durchzogen.
    »Wassollas?«
    Obwohl er nuschelte, klang seine Stimme doch noch immer befehlsgewohnt, wie man es von einem Mann wie ihm erwartete.
    Landru bohrte den Blick durch die Nebel, die über den tiefblauen Augen des Nackten hingen. Etwas verlosch hinter dem glasigen Glanz wie ein Windlicht, das man ausblies.
    »Ziehen Sie sich an«, verlangte der Vampir und wies auf das dunkelblaue Kleiderbündel, das am Fußende des Bettes auf dem Boden lag.
    Ohne zu widersprechen stieg der nackte Mann in seine goldbetreßte Uniform der Unions-Armee. Landru sah währenddessen zu der Hure hin, die stieren Blickes alles zu beobachten schien und doch nichts mitbekam. Der Anblick ihrer wächsernen Haut, die Landru an Hefeteig denken ließ, ekelte ihn. Dennoch - er überwand seinen Widerwillen. Wer wußte schon, wann er wieder dazu kam, sich zu stärken?
    »Würden Sie sich bitte umdrehen?« bat der Kelchjäger mit unnötiger Höflichkeit.
    Der Uniformierte wandte sich gehorsam um und bekam nicht mit, was hinter seinem Rücken geschah.
    Landru legte die Hände aneinander, so daß die Fingerspitzen sich berührten. Dann verhärteten sich seine Züge, als er seine Gedanken sammelte, sich auf die Art des Aderlasses konzentrierte, die er sich auferlegt hatte.
    Zwischen seinen Händen entstand ein zunächst noch durchscheinendes Gebilde. Es wurde scheinbar fester, materieller, und blieb doch unwirklich. Ein Gefäß von der Form einer Lilie, eine gedanklich geschaffene Kopie des verschwundenen Unheiligtums.
    Dann ließ Landru seine Konzentration den zweiten Schritt tun. Unter seinen Blicken reckte ihm die Hure beide Arme entgegen, die Handgelenke nach oben gedreht. Über den Pulsadern schnappte die weiße Haut auf wie an perforierten Schnittlinien. Unsichtbare Messer drangen tiefer, öffneten die pochenden Kanäle darunter.
    Blut spritzte und wurde in gezielte Bahnen gelenkt, ehe es irgend etwas netzen konnte. Wie der Strahl aus den Mäulern von Wasserspeiern vereinigten sich die roten Fontänen noch in der Luft und verschwanden in der Öffnung der Kelchkopie, die Landru geschaffen hatte.
    Als das Gefäß bis dicht unter den Rand gefüllt war, ließ er das Blut der Hure sinnlos verströmen und leerte den Kelch bis zur Neige. Es schmeckte scheußlich. Der Mann hatte es offensichtlich nicht ge-schafft, das Blut der jungen Vettel in Wallung zu versetzen. Aber immerhin - es erfüllte seinen Zweck. Landru spürte die Kraftreserven seines Körpers ansteigen.
    »Gehen wir«, sagte er zu dem Uniformierten, nachdem der Lilienkelch in seinen Händen verblaßt und schließlich verschwunden war.
    Der andere folgte ihm aus dem Zimmer, und wenig später traten sie aus dem Gebäude. Seite an Seite gingen sie durch das Hafenviertel in Richtung des French Quarters. Gestalten, deren Seelen so schwarz waren, daß ihre Träger schon deswegen unsichtbar wurden im Dunkel der Nacht, wichen zurück, wenn die eisige Aura sie traf, die der Vampir einer Bugwelle gleich vor sich herschob.
    *
    »Und du meinst tatsächlich, er könnte uns helfen, das Problem zu lösen?«
    Gerome sah zweifelnd zu dem Uniformierten hinüber, der reglos in einem Sessel saß und versuchte, stieren Blickes das Nirgendwo zu entdecken.
    Landru nickte. »Er hat den Schlüssel zur Lösung - oder die Macht, wenn du so willst.«
    Im Morgengrauen hatten der Vampir und sein willfähriger Gefolgsmann jenes gastfreundliche Haus erreicht, in dem der Sippenführer auf Landrus Rückkehr

Weitere Kostenlose Bücher