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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Restkräfte in seinem ausgelaugten Körper. Sie genügten, um ihn jenem anheimelnden Schein in der Nacht nahe kommen zu lassen. Aber nicht, um es zu erreichen.
    Ein paar Schritte vor dem Farmhaus gaben seine Beine unter ihm nach.
    Agamemnon hörte einen Hund kläffen, immer lauter, spürte heißen, hechelnden Atem im Nacken.
    Dann rief ein Mann einen scharfen Befehl in die Nacht.
    Und dann verschlang die Nacht Agamemnon und alles um ihn herum.
    *
    Die Nacht war noch nicht zu Ende, als Agamemnon erwachte.
    Das Licht zweier Kerzen drängte die Dunkelheit so weit zurück, daß er das Bett erkennen konnte, in dem er lag - und die vier Gesichter, die auf ihn herabsahen.
    Das Gesicht des Mädchens sah dem der Frau ähnlich, das des Jungen dem des Mannes. Eines war ihnen gemeinsam: Sorge. Die nun allerdings von stummer Erleichterung abgelöst wurde.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte die Frau. Agamemnons Lebensgeister erwachten nur zögernd und offensichtlich einer nach dem anderen. Jedenfalls paßten die Stimme und die Bewegung des Mundes der Frau für seine Blicke noch nicht zusammen. Ihre Lippen schienen sich noch zu bewegen, als die Stimme längst verklungen war und Agamemnon selbst schon zu einer Antwort ansetzte.
    »Es geht ... Wo bin ich? Wie ...?«
    »Ruhen Sie sich aus«, sagte der Mann. Mundbewegung und Worte begannen zu harmonieren. »Wir haben Sie draußen gefunden und hereingebracht.«
    Agamemnon nickte.
    »Danke, Sir . Master.«
    »Vergessen Sie den Sir und den Master«, sagte der Mann mit dem jungen, freundlichen Gesicht. »Ich bin Frank.« Er wies auf seine Frau, dann auf seine Tochter und seinen Sohn. »Kathy, Lucille und Frank junior, alle mit Nachnamen Shaugnessy.« Er fuhr sich mit der Hand durch das kupferfarbene Haar. »Wir stammen aus Irland. Und wir hassen Sklavenhalter.«
    Erst jetzt fiel Agamemnon der Dialekt des Mannes auf. Er sprach Englisch, natürlich, doch er tat es nicht wie die La Fores und die anderen Südstaatler, die er kannte.
    »Warum haben Sie sich dann nicht im Norden niedergelassen?« fragte er.
    Frank Shaugnessy grinste. Freundlich. Agamemnon hatte lange keinen Weißen mehr auf diese Art grinsen sehen. Eigentlich noch nie.
    »Dort hätte ich nur einen Job in einer Fabrik bekommen. Deswegen sind wir aber nicht ins gelobte Land gekommen. Wir wollen frei leben, von dem, was wir mit Gottes Hilfe und seiner Schöpfung erreichen können. Und das kann man überall dort, wo Gott gegenwärtig ist. Also auch im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika«, behauptete Frank.
    Agamemnon war zu erschöpft, um ihm zu widersprechen. Bleierne Schwere kroch in seinen Beinen hoch und weiter.
    »Sind Sie ein entflohener Sklave?« fragte der rothaarige Junge. Seine Augen leuchteten.
    Agamemnon nickte nur, die Lider halb geschlossen.
    »Sie sollten versuchen, in den Norden zu kommen. Dort wären Sie sicher. Wir werden Ihnen dabei helfen«, meinte Kathy.
    »Aber nicht heute«, erklärte Frank. »Heute nacht sind Sie auch bei uns sicher . Wie ist Ihr Name?«
    »Agamem...«, setzte der Schwarze fast tonlos an, doch dann besann er sich, daß er diesen Namen, den Weiße ihm gegeben hatten, mit dem Joch, von dem er sich mit seiner Flucht befreit hatte, ablegen wollte. Fortan würde er sich wieder mit jenem Namen anreden lassen, den seine Eltern ihm vor 30 Jahren gegeben hatten. »Z...«
    Seine Lider schlossen sich, bevor er ausgesprochen hatte.
    Einen Gedanken nahm er mit hinüber in Schlaf und Traum.
    Er war in Sicherheit.
    Wenn auch nur bis zur nächsten Nacht .
    *
    »In der übelsten Gegend von New Orleans ...«, wechselte Zefrem wieder den Schauplatz seiner Geschichte ...
    ... wurde Landru schließlich fündig.
    Einen Mann von der Art zu finden, nach der er gesucht hatte, hatte ihn keine sonderliche Mühen gekostet. Nur Zeit.
    Vor allem, den Mann ausfindig zu machen, hatte gedauert. Denn daß ein Mann wie dieser sich in einer solchen Gegend herumtrieb, diese Vorstellung hatte selbst Landru nur schwerlich akzeptieren können.
    Offensichtlich war an den anrüchigen Geschichten, die man sich über ihn erzählte, mehr dran, als die meisten, Präsident Lincoln ein-geschlossen, zu glauben bereit waren .
    Die dunklen Gassen im Hafenviertel quollen über - vor zwei- und vierbeinigen Ratten ebenso wie vor Unrat. Der Gestank waberte fast sichtbar zwischen den eng beieinander stehenden Häusern. Und in den zahllosen Tavernen und Freudenhäusern wurde vermutlich in erster Linie zu Desinfizierungszwecken

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