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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gewartet hatte. Mittlerweile hatte der neue Tag den Himmel über New Orleans längst erobert, und durch die offenstehende Balkontür drang neben milder Frühlingsluft auch Lärm, der sich von dem der Nacht dadurch unterschied, daß er auf schwer zu beschreibende Weise »geschäftsmäßiger« klang.
    Landru wies auf die Karte, die Gerome auf seinen Wunsch hin besorgt und an der Wand befestigt hatte. Darauf war der südliche Teil Louisianas zu sehen. Gerome zeichnete mit Tinte und Federkiel Kreuze in die Landschaft.
    »Sind das all jene Orte, an denen dein Freund Guillaume und seine Horde zugeschlagen haben?« wollte Landru wissen, mit dem Kinn zu der Karte hindeutend.
    »Zumindest alle, die mir bekannt sind.«
    Gerome sah wieder zu dem Uniformierten hinüber.
    »Ich hatte ihn droben bei Vicksburg vermutet«, sagte er. »Immerhin belagert er die Stadt doch angeblich seit Wochen, um dem Süden den letzten Zugang zum Mississippi zu schließen.«
    Landru zuckte die Schultern.
    »Er wird Vicksburg kaum allein belagern und hat vielleicht ein paar Tage Fronturlaub genommen«, meinte er. »Und das kulturelle Angebot ist in New Orleans wohl eher nach seinem Geschmack als dort oben.«
    Gerome rümpfte die Nase.
    »Er stinkt widerlich. Als hätte er in Schnaps gebadet.«
    »Ja, das ist ein Problem«, erwiderte Landru. »Ein betrunkener Verbündeter ist unter unserer Würde. Du solltest ihn >trockenlegen<, bevor es losgeht.«
    Er grinste und fuhr sich wie zufällig mit der Hand über den Hals.
    Gerome grinste zurück.
    »Warum hast du es nicht heute nacht schon getan?« fragte er dann.
    Landru winkte ab.
    »Ich bin nur Gast hier. Und ich fürchte, sein verdorbenes Blut ist nicht nach meinem Geschmack«, redete er sich heraus.
    »Nun gut, ich werde dafür sorgen, daß er unser treuer Diener wird«, versprach Gerome mit säuerlichem Gesicht.
    Landru befahl den Uniformierten mit einer Handbewegung zu sich. Der Soldat gehorchte und stakste heran. Der Vampir zeigte auf die Karte an der Wand und erklärte dem anderen sein Vorhaben. Dann lockerte er die Fessel um den Geist des Mannes so weit, daß er zum Denken in den entsprechenden Bahnen fähig war. Fast konnte man sehen, wie das Räderwerk seines Gedankenapparates hinter seiner Stirn langsam in Gang kam.
    »Das ist zu schaffen«, erklärte der Uniformierte schließlich und erläuterte die Strategie, die er ersonnen hatte.
    »Haben Sie genug Männer dafür?« wollte Landru wissen.
    Der andere nickte.
    Der Vampir grinste zufrieden.
    »Dann schlagen wir heute nacht zu. Mobilisieren Sie alle verfügbaren Truppen, General Ulysses Grant!«
    * Das Bild war beeindruckend.
    Ein Meer von Menschen zog vom südlichen Ufer des Mississippi weiter ins Land hinein, unruhig wogend in der Bewegung der uniformierten Männer. Landru vermochte ihr Zahl nicht zu schätzen. Aber er war sicher, daß es mehr als zwei- oder sogar dreitausend waren.
    Ulysses S. Grant, General der Unionsarmee, hatte ganze Arbeit geleistet und an Truppen zusammengezogen, was er im Laufe eines Tages in Marsch hatte setzen können. Nun saß er im Sattel seines Pferdes, flankiert von Landru und Gerome, die ebenfalls beritten waren.
    Der Führer der New Orleans-Sippe hatte den General zwischenzeitlich »trockengelegt«, bis zum letzten Tropfen - aber nur den geringsten Teil von Grants Blut auch tatsächlich getrunken. Das war auch nicht nötig gewesen. Es hatte genügt, den Keim ins Aderwerk seines sterbenden Körpers zu säen, auf daß er im Tode erblühte und Ulysses Grant ein neues Leben bescherte.
    Fortan würde nie wieder Alkohol den Geist des brillanten Taktikers benebeln. Und vielleicht würde das seiner weiteren Karriere in der Nordstaaten-Armee sogar dienlich sein - wer wußte das schon zu sagen?
    Dennoch - das Zusammenziehen dieser gewaltigen Streitmacht war nicht mehr als der erste Schritt in Landrus Vergeltungsplan. Der weitaus schwierigere, anstrengendere Teil stand noch bevor.
    Zu diesem Zwecke hatte Gerome die Angehörigen seiner Sippe hierher ans jenseitige Ufer des Old Man River beordert. Auf Landrus Nicken hin machten sie sich ans Werk - der Kelchjäger und das Oberhaupt eingeschlossen.
    Sie schritten durch die Reihen der berittenen und Fußsoldaten und nahmen jeden einzelnen mit Blicken gefangen. In den Augen der Soldaten erlosch ein Funke - in denen der meisten jedenfalls. Es gab einige wenige, die sich immun zeigten gegen die hypnotischen Kräfte der Vampire. Sie hatten das Pech, daß ihnen eine »eingehendere

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