Die Vermessung der Lust (German Edition)
noch Entsetzen in ihm. Sie verließ die Toilette, ging zurück ins Chefbüro, trat ans Fenster. Gegenüber war alles dunkel.
*
Er wartete im Wagen. Lars hatte an der Tür Bergengruens gelauscht, die Geräusche waren eindeutig gewesen und gingen ihm durch Mark und Bein. Nein, dachte er, das darf nicht sein. Sie muss sich im Stockwerk geirrt haben. Sie wollte zu mir.
Langsam ging er treppab, trat wie in Trance aus dem Haus, setzte sich in seinen Wagen, legte seine Stirn aufs Lenkrad und stöhnte. Er würde warten, bis sie das Haus verließe. Er würde sie zur Rede stellen. Sie ohrfeigen. Mit in seine Wohnung schleppen, sich nackt vor ihr ausziehen, schreien »Schau her, das hast du verschmäht!«
Nein, würde er nicht tun. Er begann zu weinen. Zum ersten Mal seit ihm Cindy aus der dritten Klasse einen Korb gegeben hatte, weil das Arschloch von Jörn ihr ein Eis spendieren wollte, weinte Lars.
Männer beim Denken zuhören. Ein Kurzkapitel
Also mal ausrechnen... das war ne gute Stunde, macht 150, wenn man handelt. Manchmal stellen sie sich ja quer, dann wollen sie ihre 200, da gibt’s nix. Hm. Blasen kost nix extra, das heißt doch, ohne Gummi! Nen Zwanziger, macht 170. Dann Zungenkuss! Mensch, wo kriegste heutzutage noch Girlfriendsex! Nicht für Geld und gute Worte! Also sagen wir noch mal 50 übern Daumen. Macht 220. Okay, anal war nicht drin, das spürst du als erfahrener Mann. War auch nicht in der Stimmung dafür. Vielleicht beim nächsten Mal. Die kommt nämlich wieder, so wahr ich Silvio heiße! So, wars das dann? Also wir waren bei 220. Früher hab ich immer gesagt, Mädchen, wenn du kommst, krieg ich 50 zurück! Haha! Kleiner Witz am Rande, wenn die Nutten erst mal deinen Zaster haben, behalten sie das auch. Und die ist gekommen! Und wie! Ziemlich laut! Freut mich! Kann ruhig jeder hören, dass der Bergengruen auch mal ne Schnitte abgekriegt hat! Ich meine... wieso rechne ich das jetzt auf der Basis vom Nuttentarif aus? Das müsste doch eigentlich Luxusgirltarif sein, mindestens! Die ist Professorin, die hat studiert! Okay, nicht gerade Poppen, nicht mal im Nebenfach. Hätte irgendwie leidenschaftlicher sein können, das heißt, abgegangen ist sie ja wie ne Saturnrakete, aber halt ziemlich passiv. Blasen auf Anfängerniveau, man merkt, sie hat damit keine großen Erfahrungen. Na, egal. Beim nächsten Mal wird’s schon besser gehen. Scheiße. Wir haben gar keinen neuen Termin ausgemacht. Hm. Ich ruf sie einfach in den nächsten Tagen an. Die steht auf mich. Aber total. Das ist schon fast Hörigkeit. Was heißt fast.
Himmelherrgott, ich flenn hier rum! Wegen dieser Nutte! Dieser uralten, perversen Nutte! Dieser faltigen, sexuell völlig niveaulosen, ordinär stöhnenden... nee, nicht wegen der! Hab ich das nötig? Ich? Hallo? Ich habs heute Mittag einer attraktiven Doktorandin besorgt! Und wie! Sie hat... naja, irgendwie nicht wegen mir, das merkt man als Mann. Aber andererseits: Es war mein Ding, dass ihr Kopfkino angetrieben hat. Und hey, ist doch so: Wenn ich jetzt Bock hätte, würd ich mich ins nächste Lokal setzen und die nächste Tante zutexten und ab zu mir oder zu ihr und dann aber das volle Programm, also ich bin kein Angeber, das bring ich dreimal am Tag, wenn ich gut drauf bin noch öfter, bei dieser alten Nutte wär mir sowieso keiner hochgegangen, also was heul ich hier rum, was geht die mich eigentlich an, is nur meine Chefin, ich mach nach meiner Diss sowieso die Fliege, dann können die mich alle mal – und jetzt kommt sie raus! Hey, die schwebt richtig! Grinst die etwa? Mein Gott, die grinst echt! Hat mit Frankenstein gepoppt und grinst! So! Jetzt reichts mir! Aussteigen! Mann, hab ich ne Wut! Nein, die kann von mir aus machen was sie will, ist ja nicht meine Frau, Gott sei Dank! Aber... nein, ich bleib sitzen. Sowieso zu spät. Sie sitzt schon in ihrer Karre. Ich fahr ihr nach. Hä? Ich fahr ihr nach? Warum das denn? Keine Ahnung, aber ich fahr ihr halt nach. Wahrscheinlich fährt sie heim zu ihrem Alten, dem sie gerade Hörner aufgesetzt hat. Geht mich doch einen Scheißdreck an! Ich fahre wieder zurück, ich geh zu diesem Schwein und hau ihm dermaßen ein paar rein... nein, ich fahre ihr nach. Das will ich jetzt sehen, was die macht. Das interessiert mich von Berufswegen: Was machen untreue Ehefrauen direkt nachdem sie es besorgt bekommen haben. Hm. Die fährt nicht nach Hause. Die wohnt doch... die fährt Richtung Stadtpark. Dort wo die Nutten stehen. Sollte sie etwa...
Weitere Kostenlose Bücher