Die Vermessung des Körpers
Beispiel seien die Tărtăria-Tafeln (»Donauschrift«), die in einem Dorf gleichen Namens in Zentralrumänien gefunden wurden (das einst zu Transsylvanien gehörte).
Die nur wenige Zentimeter breiten Tontafeln zeigen eben solch eine Kombination stilisierter Zeichnungen, Symbole und Linien. Es ist möglich, dass sie reinen Dekorationszwecken dienten, doch lässt alles an ihnen auf eine Botschaft schließen, einen eindeutigen Versuch, Informationen von einem menschlichen Gehirn zu einem anderen zu kommunizieren.
Von Gehirn zu Gehirn
Ägyptische Hieroglyphen sind das am besten bekannte Schriftsystem der nächsthöheren Stufe – sie verwenden zwar immer noch Piktogramme und Ideogramme, aber in einem deutlich stärker formalisierten Rahmen.
Der große Fortschritt ist hier, dass die Bilder manchmal für Wörter stehen, manchmal für Wort teile . Obwohl Hieroglyphen die sofort erkennbare Schrift des alten Ägypten sind, dienten sie damals nur ganz besonderen Zwecken. Die Zeichen ließen sich nur langsam erstellen und waren beispielsweise nicht zur Buchführung geeignet. Daher entwickelte sich neben den Hieroglyphen ein zweites, hieratisches System. Auch dieses basierte auf visuellen Symbolen, doch ähnelte es stärker unserer modernen Schrift.
Die Ägypter waren nicht die Ersten, die eine echte Schrift verwendeten. Eine andere regionale Supermacht der damaligen Zeit, die Sumerer, hatten die vermutlich erste geschriebene Sprache, eine Keilschrift. Die »Buchstaben« bestehen aus keilförmigen Zeichen, die ein bisschen wie ein von der Seite betrachteter Reißnagel aussehen. Sie wurden mit einem Griffel eingeritzt. Auf den ersten Blick sehen die kleinen Symbole wie eine Strichliste aus. Aber sie sind vielmehr. Sie sind ein Mittel zur Erweiterung des menschlichen Gehirns, weil man mit ihnen Informationen von einem Menschen zum anderen verbreiten konnte.
Vor etwa 4000 Jahren verbreitete sich das Schreiben wie ein Buschfeuer. Das chinesische Schriftsystem stammt aus dieser Zeit. Es besteht aus einer riesigen Anzahl von Schriftzeichen (an die 5000), die Wörter oder Wortteile repräsentieren. Unser eigenes Alphabet hatte eine recht bewegte Vergangenheit, bis es seine jetzige geschriebene Form erhielt. Der Name »Alphabet« lässt die griechischen Wurzeln erkennen ( alpha und beta sind die ersten beiden Buchstaben des griechischen Alphabets), wenngleich die Buchstaben, die wir heute verwenden, eine etwas kompliziertere Geschichte haben.
Vom Abdjad zum Alphabet
Der früheste bekannte Vorläufer unserer Schrift ist das proto-kanaanitische Alphabet. Technisch gesehen ist es ein sogenanntes Abdjad, eine reine Konsonantenschrift ohne Vokale. Die Vokale werden entweder durch Position impliziert oder durch kleine Änderungsmarkierungen – etwa wie Akzente – angedeutet. Diese Schriftform war vor rund 3500 Jahren im Nahen Osten gebräuchlich und wurde von den Phöniziern mitgebracht. Die Symbole wurden später sowohl für die griechische als auch für die aramäische Schrift übernommen. Das griechische Alphabet gilt als erstes vollwertiges Alphabet, in dem Vokale ähnlich den Konsonanten behandelt werden. Es entstand vor etwa 3000 Jahren.
Unsere heutige lateinische Schrift wurde mit der Zeit von der griechischen abgeleitet. Ebenso wie die USA und das Internet heute die englische Sprache verbreiten, verbreitete das römische Imperium den Gebrauch lateinischer Buchstaben, als ihre Sprache zu einer Hauptsprache wurde – einer Sprache, die das Imperium selbst um mehr als 1000 Jahre überdauern sollte. Isaac Newtons bedeutendstes Werk, die Philosophiae Naturalis Principia Mathematica , wurde 1687 noch in lateinischer Sprache geschrieben. Seine 1704 erstveröffentlichten Opticks verfasste er zwar auf Englisch, doch wurde das Werk für eine breitere Leserschaft ins Lateinische übertragen.
Groß- und Kleinbuchstaben
Die lateinische Schrift, wie sie uns heute mit Großbuchstaben vertraut ist, war mit wenigen Auslassungen das römische Äquivalent zu den Hieroglyphen. Sie wurde in Stein gehauen und in erster Linie für wichtige Proklamationen verwendet. Im Alltag gebrauchte man eine andere Schrift: die römische Kursivschrift, die wie eine Mischung aus den Großbuchstaben und unseren heutigen Kleinbuchstaben aussieht.
Anfangs variierten die Buchstaben in Größe und Platzierung noch stark, doch mit der Zeit wurden sie in ihrer Skalierung zunehmend standardisiert und ähnelten mehr unseren modernen Kleinbuchstaben. Ursprünglich
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