Die Vermessung des Körpers
Molekülgröße lässt uns dadurch bisweilen vergessen, dass es sich bei der DNS um ein einzelnes Molekül handelt. Die DNS im menschlichen Chromosom 1 ist mit rund zehn Milliarden Atomen das größte bekannte Molekül.
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Experiment – Herumspielen mit DNS
In den Gerichtsmedizin-Serien im Fernsehen wird oft eine DNS-Probe isoliert. Das können Sie zu Hause auch. Im folgenden Experiment entnehmen Sie DNS aus einer Banane. Es ist das komplizierteste Experiment in diesem Buch, doch selbst wenn Sie es nicht durchführen, ist es beeindruckend, mit welch wissenschaftlichem Minimalaufwand es sich bewerkstelligen lässt.
Mixen Sie eine halbe Banane zu einer Paste (lassen Sie den Mixer nur ein paar Sekunden angeschaltet, damit das Ganze nicht zu flüssig wird). Dann mischen Sie klares Geschirrspülmittel und eine Prise Salz mit etwa neunmal so viel warmem Wasser; insgesamt sollte dies etwa einen halben Becher voll ergeben (sagen wir: 10 Milliliter Reiniger und 90 Milliliter Wasser). Verrühren Sie diese Lösung nun mit der Banane, bis Sie eine glatte Mischung ohne Klümpchen erhalten. Vermeiden Sie, dass sich dabei Blasen bilden.
Nehmen Sie nun einen Kaffeefilter, und filtern Sie an einem kühlen Ort die Flüssigkeit aus der Mixtur heraus. Gießen Sie einen Teil davon in einen schmalen Glasbehälter (ein Reagenzglas wäre ideal), bis dieser ein paar Zentimeter hoch gefüllt ist. Dann gießen Sie an der Innenwand des Gefäßes vorsichtig sehr kalten Alkohol hinzu, der eine zweite Schicht an der Oberfläche bildet. Der Alkohol entzieht der Bananen-Spüli-Mischung die DNS, welche sich nun mit einem Zahnstocher leicht herausschöpfen lässt.
Idealerweise handelt es sich bei dem Alkohol um 95-prozentiges Ethanol – also praktisch reinen Alkohol. Wenn Sie keinen bekommen können, tut es zur Not auch Franzbranntwein. Alkoholische Getränke hingegen sind nicht rein genug. Sie brauchen auch keine Banane zu nehmen – das Experiment funktioniert im Grunde mit allem, was lebt, doch geht es mit Bananen am einfachsten. In dem Schleim, der am Ende herauskommt, hängen zwar noch ein paar Proteine, aber im Großen und Ganzen ist es reine DNS.
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Die doppelte Spiralstruktur der DNS erinnert stark an eine Wendeltreppe. Die Spiralen selbst bestehen aus langen Zuckerketten – das »Desoxyribo-« in der vollen Bezeichnung für DNS stammt von der Desoxyribose, die einen Teil dieser Rückgrat-Polymere bildet, lange Ketten aus Atomen mit wiederkehrender Struktur. Was die DNS betrifft, so sind das nur die Fundamente. Die wichtigen Bestandteile sind die Stufen der Wendeltreppe. Jeder Tritt besteht aus einem Paar chemischer Verbindungen, die sich wiederum aus den vier »Basen« zusammensetzen: Cytosin, Guanin, Adenin und Thymin.
Ihr ganz persönlicher Code
Diese Basen sind wie die Nullen und Einsen des binären Computercodes (wenngleich die Basen freilich nicht binär sind, da es ja vier davon gibt). In der DNS in unseren Zellen gibt es sechs Milliarden Basenpaare. Die dort gespeicherten Codes beinhalten Informationen, die dabei helfen, verschiedene Proteine zu bilden (die Mädchen für alles der biologischen Welt) sowie eine ganze Palette anderer Moleküle, die mit dafür verantwortlich sind, wie man sich mit der Zeit entwickelt.
Die ganze Angelegenheit funktioniert, weil die Ketten immer dieselben Basenpaare besitzen. Adenin ist immer mit Thymin gekoppelt, Cytosin immer mit Guanin. Dieser paarweise Aufbau ist der Schlüssel zum Kopiermechanismus der Zellen. Neue Zellen werden produziert, indem eine alte Zelle zweigeteilt wird. Jede der beiden so entstandenen Zellen braucht ihre eigene Kopie der DNS-Daten. Um das zu bewerkstelligen, werden zunächst die beiden Ketten der Doppelspirale voneinander getrennt, sodass jede ihrer Stufen halbiert ist. Die beiden Hälften sind zwar nicht identisch, doch da sich die Basenpaare immer gleich bilden, ist es leicht, die fehlende Hälfte so zu ergänzen, dass man am Ende in jeder Zelle eine komplette DNS hat.
DNS wird oft als Blaupause des Lebewesens bezeichnet, in dem sie sich befindet – und als solche hat sie eine ganze Menge zu tun. Man stelle sich nur vor: Wir alle haben einmal als einzelne Zelle angefangen. Diese Zelle teilte sich in zwei, die zwei neuen Zellen in vier undimmer so weiter, bis wir unser derzeitiges, unglaubliches Soll von etwa 50 bis 70 Billionen Zellen erreicht hatten. Das funktioniert natürlich nicht allein mit simpler Zellteilung, sonst wäre man ja nur ein großer
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