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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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bloßem Auge praktisch nicht sehen kann.
    Legen Sie ein Kopfhaar oder eine Wimper unters Mikroskop, dann entdecken sie bestimmt diese kleinen Kreaturen, die die meiste Zeit ihres Lebens am unteren Ende des Haares verbringen, dort, wo dieses aus der Haut kommt. Rund die Hälfte der Bevölkerung hat solche Milben, Kinder eher weniger und ältere Menschen mehr. Sie haben zwar keine ähnlich positiven Auswirkungen wie manche Bakterien, aber es gibt auch keinen Grund, sich ihretwegen Sorgen zu machen – sie sind völlig harmlos.
Große Augen für das Kleine
    Erst durch den Gebrauch des Mikroskops wurden wir uns der Existenz all solcher Mini-Eindringlinge bewusst, was großen Einfluss auf das Verständnis unseres Körpers hatte. Auch die moderne Zellforschung kam erst in Gang, als diese Technologie allgemein verfügbar wurde. Die ersten Beobachtungen – so auch viele von Hooke – wurden mit einer starken Einzellinse gemacht, die man fest abstützte, um Vibrationen zu vermeiden. Das machte auch der Mann, der Mitte der 1670er-Jahre die Bakterien entdeckte, Antoni van Leeuwenhoek. Doch echte Fortschritte ermöglichte erst die Einführung des Verbundmikroskops.
    Zwei passende Linsen, in eine Röhre eingebaut, erweiterten die Möglichkeiten, dem mikroskopischen Leben auf die Spur zu gehen, um ein Vielfaches. Die erste Linse, die sich direkt über dem Untersuchungsobjekt befindet, liefert auf der gegenüberliegenden Seite ein vergrößertes Bild. Hierbei handelt es sich um ein »virtuelles« Bild, das man nicht sehen kann – es schwebt sozusagen frei im Raum. Die zweite Linse, das Okular, fungiert dann als Vergrößerungsglas für dieses bereits vergrößerte Bild.
    Diese Erfindung verdanken wir dem holländischen Vater-Sohn-Team Hans und Zacharias Janssen. Die beiden Brillenmacher bauten um 1590 das erste zusammengesetzte Mikroskop. Damals war Hans noch ein Junge. In der Regel ist er der Bekanntere von den beiden, weil seine weitere Karriere auf optischen Instrumenten fußte, aber eigentlich gebührt Zacharias der meiste Ruhm.
    Unser derzeitiges Wissen über die Körperfunktionen wurde noch durch andere Technologien erweitert, die es uns ermöglichen, jenseits des unmittelbar Sichtbaren zu blicken. Der erste wirkliche Durchbruch war die Anwendung der Autopsie zur Erforschung der inneren Funktionen des Körpers – ein wissenschaftlicher Prozess, der dadurch behindert wurde, dass es viele Jahre lang verboten war, solche Operationen vorzunehmen. Einen Menschen aufzuschneiden, um zu sehen, was in seinem Innern vorgeht, hat jedoch seine Grenzen – insbesondere wenn er noch lebt. Die moderne Technik bietet aber eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten.
Strahlen, die alles durchdringen
    Der erste große Durchbruch erfolgte im Jahr 1895 durch einen Zufall, als der deutsche Wissenschaftler Wilhelm Conrad Röntgen mit der sogenannten Crookes-Röhre experimentierte. Diese primitive Form der späteren Elektronenröhre fand auch in Fernsehgeräten und Computermonitoren Verwendung, bis sie von LCD und Plasma abgelöst wurde. Die »Kathodenstrahlen« der Röhre sind de facto ein Elektronenstrahl, der durch elektrische und magnetische Felder gesteuert werden kann. Meist landen die Elektronen auf einer phosphoreszierenden Scheibe, die aufleuchtet, wenn sie dort auftreffen.
    Diese leuchtenden »Bildschirme« wurden vorne in Fernsehgeräte eingebaut. Röntgen indes hatte eine bewegliche Scheibe. Statt sie aber am Anoden-Ende zu platzieren, hatte er sie neben der Röhre stehen lassen. Verblüfft stellte er fest, dass sie trotzdem leuchtete, wenn er die Röhre einschaltete, obwohl er deren Seiten mit Pappe abgeklebt hatte, um Streuungen abzuschirmen. Es schien, als erzeugten die Elektronen beim Auftreffen auf ein metallenes Ziel eine neue Art von Strahlen, die zur Seite abprallten und so stark waren, dass sie die Pappe glatt durchdrangen.
    Röntgen bezeichnete diese neue Form der Strahlung als »X-Strahlen«, woraus im Englischen bekanntlich »X-rays« wurde. Das »X« bedeutete lediglich, dass es sich um etwas Neues und Geheimnisvolles handelte, und die Bezeichnung war ursprünglich nur als vorübergehender Arbeitsbegriff gedacht. Das wissenschaftliche Establishment im deutschsprachigen Raum mochte den Namen jedoch nicht und nannte den Effekt »Röntgenstrahlung«. Dabei blieb es.
    Damals wie heute erregten wissenschaftliche Arbeiten bisweilen das Interesse der Journalisten, und Röntgens Arbeit über die Entdeckung der Röntgenstrahlen bot

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