Die Vermessung des Körpers
genau feststellen könnte, doch lässt ein Vergleich der DNS beider Spezies eine solche Schätzung zu – je größer der Unterschied, desto früher kann die Trennung von Kopf- und Körperlaus datiert werden.
Dies ist im Zusammenhang mit der Geschichte der Kleidung interessant: Man nimmt an, dass sich die Körperlaus erst dann entwickeln konnte, als die Menschen begannen, Kleider zu tragen. Zuvor war die unbedeckte Haut für Parasiten zu exponiert. Interessanterweise fällt der Zeitraum von 100 000 bis 50 000 Jahren mit dem Auszug der Menschheit aus Afrika und der Ansiedlung in kälteren Klimazonen zusammen, was den letzten Anstoß dazu gegeben haben mag, Kleider zu tragen.
Unter der Haut
Unter der Kleidung ist der Körper von der Haut bedeckt. Wie das Haar, erhält auch die Haut ihre Farbe von Melanin-Pigmenten. Ebenfalls wie beim Haar, ist auch die äußerste Schicht der Haut tot. Von ihrer Oberfläche fallen winzige Schuppen ab, die zum Hausstaub beitragen. Direkt unterhalb dieser toten Schicht namens Stratum corneum (wie bei der Cornea, der Hornhaut im Auge, leitet sich auch dieser Begriff von dem lateinischen cornu , Horn, ab) liegen zwei weitere Schichten: die schützenden Stachelzellen (im Stratum spinosum) und die Basalzellen (im Stratum basale). Die Basalzellen steigen an die Oberfläche, wo sie absterben und die äußere Schicht bilden. In der Basalzellschicht befindet sich außerdem noch eine andere Art von Zellen, die Melanozyten, welche die Hautpigmente produzieren.
Je mehr Melanin die Melanozyten ausstoßen, desto dunkler wird die Haut. Der Normalzustand der Haut hat sich vermutlich so entwickelt, dass er der Menge ultravioletter Strahlung standhielt, welcher unsere Vorfahren ausgesetzt waren. Im Lichtspektrum liegt Ultraviolett zwischen sichtbarem Licht und Röntgenstrahlung – wenn es auf die äußeren Hautschichten trifft, besitzt es genug Energie, um die DNS in den Zellen zu schädigen. Menschliche Populationen, die seit langer Zeit einer geringen ultravioletten Strahlung ausgesetzt sind – also die Bewohner der nördlichen Hemisphäre –, weisen in der Regel einen niedrigeren Melaninwert auf als ihre afrikanischen Zeitgenossen und gemeinsamen Vorfahren.
Diese Reduktion des UV-Schutzes scheint auf den ersten Blick keinerlei Vorteil zu bieten und nur das Krebsrisiko zu steigern, wenn man verstärkt der Sonne ausgesetzt ist (etwa wenn jemand nach Australien auswandert). Tatsächlich aber ist sie durchaus nützlich: Trotz aller Risiken benötigt der Körper nämlich ein wenig ultraviolette Strahlung, um das lebenswichtige Vitamin D produzieren zu können – ein Vitamin, das in der Nahrung relativ selten vorkommt, das wir aber brauchen, damit wir beispielsweise keine Rachitis bekommen.
In nördlichen Klimazonen, wo es nicht so viel Sonnenlicht gibt, mussten die frühen Siedler mehr ultraviolette Strahlung durchlassen. Dies führte in den nördlichen Gebieten zu blasserer Haut. Das wenige Melanin, das den Nordländern blieb, klumpt oft zusammen und bildet dunkle Flecken – Sommersprossen und Muttermale. Selbst in Gegenden, wo das Sonnenlicht normalerweise schwach ist, kann der Anteil an ultravioletter Strahlung variieren, daher besitzt die Haut einen Mechanismus, um sich auf die wechselnde Strahlung einzustellen – die Bräunung. Wenn die Haut starkem Sonnenlicht ausgesetzt ist, schalten die Melanozyten ein paar Gänge hoch und produzieren mehr Melanin, wodurch sich die Haut verdunkelt. Dadurch wird mehr ultraviolette Strahlung abgefangen und eine Schädigung der tieferen Hautschichten verhindert.
(2) Die Struktur der menschlichen Haut
Woraus besteht das Gewebe?
Die äußeren Schichten sowohl der Haare als auch der Haut bestehen hauptsächlich aus einem Faserprotein namens Keratin. Als Protein ist es ein Molekül, also eine Ansammlung von Atomen. Wenn Sie zurück zu dem Kopfhaar gehen, das Sie sich ausgerissen haben, und immer weiter hineinzoomen, werden Sie schließlich auf die Grundbausteine des Universums stoßen.
Um zu verstehen, wie der Körper aufgebaut ist, müssen wir danach fragen, woraus das »Gewebe« (wozu auch das Haar zählt) eigentlich besteht. Die alten Griechen hatten hierzu zwei Theorien. Die herrschende Vorstellung war, dass alles aus denselben vier Elementen bestehe – Erde, Luft, Feuer und Wasser. Eine kleine, aber lautstarke Opposition hingegen vertrat die Ansicht, dass man, wenn man Materie in immer kleinere Stücke schneide, irgendwann an einen Punkt stoßen müsse,
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