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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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wo sie sich nicht weiter zerschneiden lasse. Das verbleibende Stückchen sei dann unzerteilbar – auf Griechisch: átomos . Diese Leute glaubten, alles bestehe aus Atomen.
    Dieser Gedanke kochte jedoch fast 2000 Jahre lang auf Sparflamme, bis Anfang des 19. Jahrhunderts der englische Wissenschaftler John Dalton die moderne Atomtheorie entwarf. Er ging davon aus, dass die verschiedenen Elemente aus verschiedenen einzigartigen Typen kleiner Teilchen namens Atome bestünden und jeder Typus einem bestimmten Element zugeordnet werden könne. Diese Elemente waren nicht die vier aus der griechischen Antike, sondern Chemikalien, die nicht aus anderen hergestellt werden konnten: Gase wie Wasserstoff und Sauerstoff, Metalle wie Eisen und Blei sowie andere Substanzen wie Kohle oder Schwefel. Doch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubten die meisten Wissenschaftler, Atome wären keine tatsächlichen Teilchen, sondern vielmehr ein nützliches Konstrukt, um die Chemie besser verständlich zu machen. Erst mit der von Albert Einstein 1905 veröffentlichten Arbeit Zur Elektrodynamik bewegter Körper begann man, nach und nach die Existenz von Atomen anzuerkennen.
Von Molekülen bedrängt
    Atome sind ein bisschen wie kleine Kinder – sie können einfach nicht stillhalten. Wenn man ein Glas Wasser beobachtet, das auf einem Tisch steht, erscheint das Wasser bewegungslos. In seinem Innern jedoch hetzen die Wassermoleküle hektisch (und ziellos) durcheinander. Einstein entdeckte, dass sich durch die wirre Aktivität dieser mit Energie geladenen Moleküle ein von dem Botaniker Robert Brown erstmals beobachteter Effekt erklären ließ.
    Brown hatte festgestellt, dass die Pollenkörner einer Nachtkerze in einem Wassertropfen tanzten, wenn man sie unter dem Mikroskop betrachtete. Zunächst dachte Brown, dies rühre daher, dass in den Pollen selbst eine Art Lebenskraft stecke, doch beobachtete er dasselbe auch bei alten Pollen, Steinstaub und Ruß. Es war nicht das Leben in dem Pollen, sondern die Aktivität des Wassers selbst, welche diese »Brownsche Bewegung« hervorrief. Einstein stellte fest, dass die Bewegung dadurch entstand, dass die Wassermoleküle wahllos auf die Pollenkörnchen prallten, und schuf eine mathematische Grundlage für seine Theorie. Ein wenig später, im Jahr 1912, führte der französische Physiker Jean Perrin eine lange Versuchsreihe durch, mit der er erstmals nachwies, dass Atome und Moleküle existierten.
    Dank des technischen Fortschritts ist es inzwischen möglich, einzelne Atome sichtbar zu manipulieren und zu beobachten. Im Jahr 1989 setzte ein Team bei IBM erstmals einen neuen Typus von Elektronenmikroskop ein, das die Beobachtung und Manipulation gleichermaßen ermöglichte, sodass man gezielt einzelne Atome verschieben konnte. Zwei Monate später ordneten die Wissenschaftler 35 Atome des Elements Xenon so an, dass sie die Initialen IBM ergaben.
    Kurz zuvor, im Jahr 1980, gelang es Hans Dehmelt von der Universität Washington, ein einzelnes Barium-Ion zu isolieren (ein Ion ist ein Atom oder Molekül, bei dem Elektronen fehlen oder zusätzliche Elektronen vorhanden sind, was ihm eine elektrische Ladung verleiht). Wenn man dieses einzelne Barium-Ion mit Laserlicht in der richtigen Farbe anstrahlte, wurde es für das bloße Auge als heller Nadelstich sichtbar, der im Universum trieb. Man könnte zwar sagen, dass man das Ion nicht wirklich »sah«, sondern nur das von ihm reflektierte Licht – aber mehr passiert sonst auch nicht, wenn wir etwas sehen.
    (3) Die Buchstaben IBM aus Xenon-Atomen
Leere Atome und elektromagnetische Hinterteile
    Die Atome, aus denen unser Körper besteht, sind nicht nur sehr klein, sondern größtenteils nichts als leerer Raum. Könnte man die gesamte Materie eines menschlichen Körpers ohne Leerräume zusammenpressen, ließe sich alles in einen Würfel mit einer Kantenlänge von unter einem Fünfhundertstel Zentimeter packen.
    Eines der Wunder des Kosmos ist der Neutronenstern, ein Stern, in dem die Atome kollabiert sind und ihre Leerräume vollständig verloren haben. In einem einzigen Kubikzentimeter Materie eines Neutronensterns – kaum größer als ein Stückchen Zucker – befinden sich rund 100 Millionen Tonnen Materie. Der gesamte Stern ist schwerer als die Sonne und nimmt dabei doch nur so viel Raum ein, dass er auf der Insel Manhattan Platz hätte.
    Es besteht keinerlei Gefahr, dass die Atome in Ihnen oder in Ihrem Haar wie ein Neutronenstern kollabieren – ohne die

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