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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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wäre, einzelne menschliche Zellen sicher zu klonen. Dies würde einen riesigen Fortschritt für die Medizin bedeuten. Eines der Hauptprobleme mit Transplantaten ist beispielsweise, dass das menschliche Immunsystem, das den Körper gegen Eindringlinge schützen soll, die fremden Zellen zu zerstören versucht, selbst, wenn diese zu einem lebensrettenden Implantat gehören. Wenn es möglich wäre, Organe zu erzeugen, indem man die eigenen Zellen des Patienten klont, gäbe es dieses Risiko der Abstoßung nicht.
    Das Thema der zwischenmenschlichen Anziehung, ihrer Ursachen und zugrunde liegenden Genetik, die den ursprünglichen Trieb dieser Anziehung darstellt, konnten wir nur oberflächlich berühren. Man könnte nun die physische Attraktivität als etwas rein Körperliches betrachten, als instinktive Reaktion. Doch das wäre ein Fehler. Wie so vieles im Leben, kommt der Impuls aus dem markantesten und mit Sicherheit komplexesten Teil Ihres Körpers, nämlich vom Gehirn.

DIE KRONE DER SCHÖPFUNG
    Bei unserer Reise durch den Körper haben wir zwar die Wunder der Wissenschaft kennengelernt, doch nicht allzu viel entdeckt, was menschliche Wesen einzigartig macht. Es gibt nichts in unserem Körper, das man nicht so oder so ähnlich auch bei anderen Tieren antrifft. Unsere Augen beispielsweise sind prima, aber nichts Besonderes. Jede körperliche Fähigkeit, die wir bis jetzt erforscht haben, kann von einem anderen Wesen übertroffen werden. Ein kleiner Teil von Ihnen ist jedoch etwas ganz Besonderes: Ihr Gehirn.
Was Ihnen im Kopf herumgeht
    Der unappetitliche, etwa 1,5 Kilogramm schwere Klumpen Fleisch in Ihrem Schädel ist außerordentlich komplex. Darin befinden sich etwa 100 Milliarden Zellen mit Schlüsselfunktionen, Neuronen, von denen manche mit vielen anderen verbunden sind, sodass die Zahl der Verbindungen zu einem beliebigen Zeitpunkt etwa 1000 Billionen beträgt. Dafür, dass das Ganze nur 1,5 bis 2 Prozent des Körpergewichts ausmacht, schluckt Ihr Gehirn einiges an Ressourcen – von den etwa 100 Watt, die Ihr Körper generiert (das entspricht einer herkömmlichen Glühbirne), zweigt das Gehirn an die 20 Prozent ab.
    Betrachten Sie ein Bild des Gehirns von oben. Es sieht aus wie ein einziger Klumpen Materie, nicht unähnlich einer rosa Walnuss, tatsächlich aber ist es fast komplett in zwei Hälften unterteilt. Die beiden Hirnhälften sind im hinteren Teil durch ein Bündel Nervenstränge miteinander verbunden, die man als Gehirnbalken bezeichnet. Die beiden Hälften übernehmen zum Teil unterschiedliche Aufgaben. So ist die linke Seite hauptsächlich für die rechte Körperhälfte zuständig, darunter auch für das Sehen mit dem rechten Auge, und umgekehrt.
    Traditionell geht man davon aus, dass die linke Seite aktiv ist, wenn man organisiert und strukturiert arbeitet. Sie ist hauptsächlich verantwortlich für Zahlen, Wörter und Rationalität. Sie bevorzugt Reihenfolgen und Ordnung. Nichts gefällt ihr besser als eine analytische Herangehensweise, bei der man sich Schritt für Schritt linear vorarbeitet.
    In dieser Vorstellung des Gehirns ist die rechte Seite emotionaler, gefühlsbetonter. Sie hat den Gesamtüberblick, eine holistische Weltsicht. Sie befasst sich mit Bildern und Kunst, Farben und Musik. Will man übergreifend denken oder sich mit Ästhetik beschäftigen, muss man sich daher an die rechte Hirnhälfte wenden.
    So zumindest die vereinfachte Sichtweise. Wenn es um das Gehirn geht, ist meist jedoch gar nichts einfach.
    In der Praxis mag eine Seite dominieren, doch sind zu einem gewissen Grad beide Hirnhälften in sämtliche Denkaufgaben involviert. Was allerdings zutrifft, ist jedoch, dass das Gehirn über zwei klar unterscheidbare Operationsmodi verfügt, die jeweils den Attributen entsprechen, die man traditionell den beiden Hirnhälften zuschreibt (und die deshalb als Denken mit der linken und rechten Gehirnhälfte bezeichnet werden).
    Das ist der Grund, warum es oft ein echtes Problem sein kann, wenn man in einem traditionellen Geschäftsbereich mit frischen Ideen daherkommt. Die Vorstandsmitglieder setzen sich und erwarten eine hübsche, strukturierte, geordnete Besprechung. Alles ganz logisch und analytisch. Es dauert nicht lange, dann klinkt sich ihre rechte Hirnhälfte aus. Die Teilnehmer verfügen damit nur noch über begrenzte Ressourcen für Kreativität. Da neue Ideen aber davon leben, dass neue Verbindungen entstehen, ist es ideal, wenn beide Gehirnhälften in Aktion treten. Deshalb

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